Zum Erfolg von Daniel Prägant
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg zeigt sich für mich nicht nur im Erklimmen der Karriereleiter. Etwas zu bewegen und Gäste zufrieden zu stellen ist etwas Wunderbares. Den größten Erfolg sehe ich darin, wenn Gäste wiederkommen und Stammkunden werden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich deshalb als erfolgreich, weil ich das Rüstzeug, welches mir mein Elternhaus mitgegeben hat, für meinen bisherigen Werdegang in der Hotellerie sehr gut nutzen konnte. Es macht mir nach wie vor eine große Freude, jungen Leuten die Chance zu geben, sich in einem positiven Metier zu entwickeln. Mit Stolz kann ich auf Mitarbeiter/innen verweisen, welche sich im Laufe der Jahre sehr positiv entwickelten.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Neben dem ausgeprägten Interesse für unsere Branche zählt sicherlich Offenheit und der Wille „zu dienen" zu den wichtigsten Parametern, um zum Erfolg zu kommen. Es bringt nichts, wenn man mit vorgegebenen Phrasen auf den Gast zugeht. Offenheit und eine ehrliche Meinung gegenüber dem Gast bringen weit mehr, als nach einem aufgesetzten Schema zu agieren. Der Eigentümer unserer Holding führte u.a. einmal an, was der Gast von morgen will - und dies führte zum Konzept von „Harry's Home“, einem Zuhause auf Zeit. Dieses Modell wird von unterschiedlichsten Personenkreisen genutzt, so z. B. von Langzeitgästen bis Familien, welche ihre eigene Wohnung vorübergehend nicht nutzen können wegen Umbau oder Wasserschaden.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Kindheit verbrachte ich in den elterlichen Hotel- und Gastronomiebetrieben und lernte sehr schnell, was die Spezifika dieser Branche sind. Im Laufe der Jahre bekam ich natürlich mit, was ich nicht machen wollte, lernte aber auch Vorgänge kennen, welche mich beeindruckt haben. Eigentlich wollte ich die Hotelfachschule besuchen, aber mein Vater riet mir davon ab und verlangte, dass ich den Kochberuf erlerne, weil „Köche sind die Ersten, die dir einmal auf der Nase herumtanzen werden". Somit absolvierte ich die Büro- und Verwaltungsschule, wo ich mir erste betriebswirtschaftliche Kenntnisse aneignen konnte und im Anschluss die Kochlehre. Heute bin ich ihm dafür sehr dankbar, weil es tatsächlich in den Küchen von Gastronomie- und Hotelbetrieben zu ernsten Problemen kommen kann und ich aufgrund meiner Ausbildung zur Not auch selbst einspringen kann. Im Laufe meiner bisherigen Karriere lernte ich verschiedenste Führungspersönlichkeiten kennen, sah was funktioniert und auch nicht funktioniert und zog daraus meine Schlüsse.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ein Hotelbetrieb ohne engagierte Mitarbeiter wird nie erfolgreich werden. Ich versuche Mitarbeiter zu fordern aber auch zu fördern und sie in ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen. So kann ich auf mehrere Persönlichkeiten verweisen, welche bisher sehr erfolgreich tätig waren. Aus dem seinerzeitigen Startteam vom Harry’s Home Wien mutierte eine Rezeptionistin zur Front Office Managerin, später wurde sie meine Assistentin und mittlerweile leitet sie das Haus in Wien als Operations Managerin. Eine andere Rezeptionistin übte die Tätigkeit einer Assistentin in unserem Haus in München aus, nach dem sie ebenfalls als Front Office Managerin tätig war. Gegenwärtig leitet sie unser Haus in Dornbirn. Und so gibt es bei Harry’s Home viele Karrieren und auch noch viele Möglichkeiten für die Zukunft.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Mittlerweile überlasse ich die Auswahl von Mitarbeitern den jeweiligen Operations Managern in unseren Häusern selbst. Ausgenommen davon ist die Position eines Operations Managers. Wenn es nicht so funktioniert, wie es sein sollte, dann gebe ich meine Meinung dazu ab.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch Lob und positive Kritik. Speziell, wenn junge Mitarbeiter sich noch in der Ausbildungsphase befinden, bedarf es intensiver Zuwendung, um sie auf die richtige Linie zu bringen. Bekannt ist, wo viel Sonne ist, ist auch viel Schatten und man darf nicht immer gleich den Kopf in den Sand stecken. Wichtig ist dabei, dass jeder Mitarbeiter die Probleme erkennt und auch für Lösungen bereit ist. Als Führungskraft sollte man den Mitarbeitern zugestehen, dass sie auch Fehler machen dürfen, denn nur aus Fehlern lernt man bekanntlich! Wichtig ist, dass der Fehler nicht drei- oder viermal passiert.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Mitbewerb ist immer gut, denn sonst würde man vielleicht etwas träger werden. Einen richtigen Mitbewerber, der unser System praktiziert, gibt es bis jetzt noch keinen. Wir sind in der glücklichen Lage, Zimmereinheiten von 22 bis 66 m2 individuell anbieten zu können. Das hat bis jetzt noch keiner geschafft. Darüber hinaus wollen wir auch keine Bettenburgen mit über 160 Zimmern bauen. Die Erfahrung zeigt, dass unser Modell von den Kunden sehr geschätzt wird.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die größte Stärke sehe ich in der Individualität unseres Angebotes. Unsere Philosophie zeigt sich darin, dass der Gast von liebenswerten, verlässlichen und kompetenten Gastgebern betreut wird. Von ihnen bekommt der Gast auch kulinarische Tipps und überzeugende Deals aus der Nachbarschaft. Das Wort „Familie" wird bei uns großgeschrieben. Die Eigentümerfamilie Ultsch ist in nunmehr fünfter Generation in der Gastronomie und Hotellerie tätig. Im Jahre 2006 wurde in Graz das erste Harry‘s Home eröffnet. Der Name leitet sich vom Gründer Harald „Harry“ Ultsch ab. Familie heißt für uns vor allem miteinander reden und uns untereinander austauschen. Und zwar: Jeder mit jedem, auf jeder Ebene. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Partner und Kunden spüren zu jeder Zeit, dass Harry‘s Home eine große Familie ist. Bei uns bestimmt der Gast: Zimmergröße, Ausstattung und Service sind frei konfigurierbar. Modernes Design mit praktischen Ideen schafft eine „individuelle Wohlfühlinsel". Unser Angebot passt sich individuell an die Bedürfnisse der Gäste an. Jeden Tag neu. Der Gast kann neben der Größe wählen, wie oft und wie viel er frühstückt, ob täglich oder weniger oft gereinigt werden soll, mit oder ohne Küche und Nespresso-Maschine. Gerne kann er auch sein Haustier mitnehmen. Wir stehen für einen modernen, zweckmäßigen und einfach auf individuelle Bedürfnisse adaptierbaren Wohnkomfort zu einem vernünftigen Preis.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Ehefrau kommt aus dieser Branche und kennt die Spielregeln. Man lernt sich meistens bei der Arbeit kennen und somit ist das Grundverständnis vorhanden. Eine optimale Planung schadet sicherlich nicht, obwohl es auch überraschend zu mehrtägigen Dienstreisen kommen kann. Wenn ich bei meiner Familie bin, dann lebe ich mein Familienleben sehr intensiv.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Fortbildung erachte ich als einen permanenten Prozess, denn sehr vieles im betrieblichen Alltag kann man als Weiterbildung betrachten. Speziell im letzten Jahr standen sehr viele Meetings am Programm, in welchen wir uns sehr intensiv mit unserer Marke beschäftigten, d.h. die Vergangenheit wurde durchleuchtet und auch auf die zukünftigen Herausforderungen wurde große Aufmerksamkeit gelegt. Weiterbildung sehe ich umfassend, also nicht nur in branchenspezifischen Seminaren, sondern auch in Bereichen, welche nicht so sehr im Vordergrund unserer primären Tätigkeit stehen. So hat für mich unter anderem das Thema der Informationstechnologie einen sehr hohen Stellenwert. Es ist für mich eine Art „Steckenpferd" um mein Augenmerk auf sämtliche IT-Vorgänge in den Häusern, wo ich wesentlich mitwirken kann, zu richten. Die Erfahrung zeigt, dass speziell der IT-Bereich für unsere Gäste viel wichtiger ist als eine hauseigene Festnetztelefonanlage.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wer sich für eine Karriere in unserer Branche interessiert, dem sollte bewusst sein, dass wir zu Zeiten arbeiten, an denen viele Mitmenschen nicht arbeiten. Viele Bewerber haben dafür kein allzu großes Verständnis. Wenn man damit allerdings leben kann und dies auch mit seinem Lebenspartner geklärt hat, hat man die größte Hürde bewältigt. Wenn dann auch noch Offenheit und der Wille zur Dienstleistung und zu permanentem Lernen vorhanden sind, steht einer Karriere nichts mehr im Wege. Weiterbildung und offen sein für Neues sind in der Praxis die Begleiter im beruflichen Alltag. Wir sind in der glücklichen Lage, keine wirklich großen Nachwuchsprobleme zu haben, obwohl es schwierig ist, die passenden Mitarbeiter zu finden. Wie bereits angesprochen, sehen wir uns als eine Familie, d.h. dass wir auch auf die Aus- und Weiterbildung von Neueinsteigern und Lehrlingen großes Augenmerk richten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Wir wollen weiterwachsen und haben uns das Ziel gesteckt, bis zum Jahre 2025 noch weitere 15 Häuser zu eröffnen. Wir sind dabei auf einem guten Weg. Es wurde gerade unser Harry’s Home in Zürich eröffnet, in Bern erfolgte bereits der Baustart und auch weitere Projekte in Berlin, ein zweites Haus in Zürich, in Lienz und in Graz sind in Planung. Mit unserem Modell wollen wir weiterwachsen. Dazu brauchen wir qualifizierten Nachwuchs und bieten deshalb ausgezeichnete Chancen für junge Menschen, welche sich für die Hotellerie interessieren.