Zum Erfolg von Karoline Mihelic
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Mit einer persönlichen Entwicklung verändern sich auch die Wertigkeiten von Erfolg. Als ich mich im Alter von 20 Jahren selbständig machte, standen wirtschaftlicher Erfolg und Prestige für mich im Vordergrund. Heute hat sich der Erfolgsbegriff für mich gewandelt. Auch heute freue ich mich, erfolgreiche Telefonate zu führen und Abschlüsse zu machen. Allerdings ist für mich noch Lebensqualität als ein den Erfolg bestimmender Faktor dazugekommen. Ein gutes Zeitmanagement ist da natürlich Voraussetzung. Alljährlich organisiere ich eine Charity-Veranstaltung, zu der unsere Kunden und Kooperationspartner eingeladen werden. Die Möglichkeit, die Zeit und den Willen einzusetzen und bei dieser Veranstaltung einen Betrag zugunsten Hilfsbedürftiger aufzustellen, auch das gibt mir ein Gefühl des Erfolges.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich durchaus als erfolgreich. Für mich ist es nichts Außergewöhnliches, volle Leistung zu erbringen und auch als alleinerziehende Mutter erfolgreich ein Unternehmen zu führen. Ich bin mit mir zufrieden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich war stets sehr unternehmungslustig und habe immer nach dem Motto gelebt: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Daß ich gut mit Menschen um- und auf sie eingehen kann, stellte sich bereits während meiner ersten Gehversuche in der Gastronomie heraus. Zu meinen Eigenschaften gehört weiters die Fähigkeit, vernetzt zu denken und zu arbeiten. Wenn ich etwas mache, mache ich es ordentlich, egal, ob es dabei um einen Kindergeburtstag geht, ein Kaufanbot oder einen Vertrag. Ich besitze ein sehr gutes Vorstellungsvermögen und verstehe es, zu visualisieren. Gespür für den Kunden und Einfühlungsvermögen helfen mir, für meine Kunden genau das Objekt zu finden, das sie sich vorstellen. Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, unabhängig und eigenverantwortlich, aber auch verantwortungsbewußt für den Kunden zu handeln.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
In meiner Branche habe ich aus zwei Gründen einige Feinde: Ich habe mich sehr jung selbständig gemacht, und ich bin eine Frau. Ich gehe progressiv vor, und das erwartet man einfach von einer Frau nicht. Auf ein Inserat mit dem Untertitel „Kunden kaufen nur von Siegern“ und mit den Fotos meiner Mitarbeiter wurde ich prompt von der Innung angegriffen. Doch der Widerstand, den man mir entgegenbringt, kommt lediglich von seiten des Mitbewerbs, nicht von seiten meiner Kunden.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich war damals 19 Jahre alt, es war erst mein zweiter Termin im Außendienst. Mit meinem klapprigen, alten Auto fuhr ich zum Besichtigungstermin, und ich verkaufte auf Anhieb mein erstes Haus in Feldkirchen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Was ich schätze und was zu unserem Erfolg beiträgt, sind nicht Mitarbeiter im klassischen Sinn, sondern Mitdenker, Personen, die vernetzt denken und ein etwas Mehr an Einsatz bringen, und die habe ich hier im Unternehmen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Lebensläufe haben in der Regel keine besondere Aussagekraft. Lieber stelle ich zwei oder drei gezielte Fragen. Zum Beispiel bitte ich den Bewerber, mir einen Kugelschreiber zu verkaufen, oder bereite Zitate vor, die ich interpretieren lasse. Die endgültige Entscheidung fälle ich aus dem Bauch heraus.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Eine persönliche Beziehung zu meinen Mitarbeitern zu pflegen ist mir einfach wichtig. Dazu zählen gemeinsame Betriebsausflüge, Weihnachtsgeschenke, kleine Aufmerksamkeiten, die ich meinen Mitarbeitern vom Urlaub mitbringe. Zum Kindergeburtstag meiner Tochter werden meine Mitarbeiter mit ihren Partnern eingeladen. Trotzdem halte ich auch nicht hinter dem Berg, wenn ich mit dem Verhalten einzelner Mitarbeiter nicht zufrieden bin, sondern spreche das Problem sofort an. Andererseits können die Mitarbeiter genauso mit ihren Problemen zu mir kommen, aber in bestimmten Bereichen gibt es eben keinen Kompromiß. Ich kontrolliere meine Leute nicht, frage nicht, wie viele Termine sie machen. Sie können also selbständig arbeiten. Für mich zählt das Ergebnis.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Was wir unseren Kunden verkaufen, sind Objekte, die für sie lebensbindend sind. Daher gehen wir nicht leichtfertig damit um, sondern legen großen Wert auf ehrliche Beratung und gute Verträge. Wir kontrollieren für unsere Kunden alle Kaufverträge, und ich bin bei der Wohnungs- und Hausübergabe dabei. Aufgrund unserer Seriosität haben wir es nicht notwendig, private Verkäufer zu keilen. Wir leben von Empfehlungen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe vor, ein Geschäftsobjekt im Eigentum zu erwerben. Das Marketing im Unternehmen werde ich weiter optimieren. Ich habe soeben die Ausbildung Train the Trainer absolviert und möchte auch in Zukunft weitere Ausbildungen absolvieren. Im Februar wird mein eigenes Haus fertig, das ich mit meiner Tochter beziehen werde.
Ihr Lebensmotto?
Ehrlichkeit, Transparenz, und vor allem Wertschätzung all den Menschen entgegenbringen, denen ich begegne, ob alt oder jung, gesund oder krank, reich oder arm.