Zum Erfolg von Petra Dörr
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg zeigt sich für mich darin gesteckte Ziele zu erreichen. Meine Ziele betreffen sowohl den beruflichen als auch den privaten Bereich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich meine Ziele bisher erreicht habe. Der Weg zur Zielerreichung war nicht immer einfach. Letztlich habe ich die Entscheidung getroffen, ein sehr gutes Unternehmen für Nestlè zu verlassen. Nestlè bot mir eine Plattform, auf der ich mich gut entfalten kann. Dies habe ich mir immer gewünscht.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend für meinen Erfolg war immer ein klares Ziel vor Augen zu haben und dieses gezielt zu verfolgen und auch manchmal die Extrameile zu gehen. Meiner Ansicht nach, wird soziale Kompetenz, ganzheitliches Denken und Empathie immer wichtiger. Wir erleben gegenwärtig einen dynamischen Wandel, bei dem fachliche Kompetenz für den Erfolg nicht ausreicht.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Für den persönlichen Erfolg steht die Originalität eindeutig im Vordergrund, denn jeder Mensch ist „speziell“. Gleichzeitig möchte ich festhalten, dass das eine das andere nicht ausschließt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Eine bestimmte Persönlichkeit, welche man als Vorbild bezeichnen könnte, gab es für mich nicht. Es gab viele Mitmenschen, die mich geprägt haben, sei es im Positiven als auch im Negativen. Ich versuchte immer aus jeder Situation etwas mitzunehmen um in eine Führungsposition hineinzuwachsen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich bin seit 4,5 Jahren in diesem Unternehmen tätig und habe zunächst als Einkäuferin gearbeitet. Die letzten 3 Jahre als Leiterin der Einkaufsabteilung und seit Februar 2022 bin ich im Management von Nestlè Österreich als Head of Operation tätig. Dass ich mit der Leitung dieses Bereiches betraut wurde, stellt mehr als eine Anerkennung dar.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich behaupte, dass es keine Probleme gibt, sondern nur Herausforderungen. Momentan sehe ich die größten Herausforderungen im fehlenden Angebot von Fachkräften und auch die fehlenden LKW-Fahrer beschäftigen uns sehr. Somit bedarf es einer genaueren Planung der Lieferketten und auch das Anforderungsprofil von Lagerarbeitern ändert sich gegenwärtig. Lager-arbeiter mit EDV-Kenntnissen werden derzeit nicht nur von uns, sondern auch von anderen Branchen gesucht. Weiters vertrete ich die Ansicht, dass durch die Pandemie gravierende Veränderungen am Markt stattgefunden haben. Viele Arbeitskräfte wanderten in ihre Heimatländer ab. Als Beispiel möchte ich anführen, dass viele osteuropäische LKW-Fahrer zu Hause geblieben sind, die nun im westlichen Europa fehlen. Diese Situation zwingt uns dazu, dass wir uns intensiv mit einer Lösungsfindung beschäftigen müssen, um dieses Defizit zu beseitigen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wie bereits angesprochen, werden Softskills immer wichtiger und es reicht nicht mehr die Matura zu machen und ein Studium zu absolvieren, bzw. das fachliche Anforderungsprofil zu erfüllen. Was zählt, ist die Bereitschaft, ein Leben lang zu lernen, wobei ganzheitliches Denken im Vordergrund steht. Speziell in diesen Zeiten wo der Wandel rasant voranschreitet, müssen wir alle bereit sein, über den eigenen Tellerrand zu blicken.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Meine Mitarbeiter sind für mich die wichtigste Ressource und um Mitarbeiter intrinsisch als auch extrinsisch zu motivieren ist soziale Kompetenz gefordert. Hier kann ich meine Erfahrungen einbringen und wenn man ein Ziel erreichen möchte, gilt es dieses auch intensiv zu verfolgen. Wertschätzung ist ein Treiber für Motivation, denn sind Mitarbeiter motiviert über Grenzen hinweg zu denken und sich empowered fühlen, dann verschmilzt Unternehmenserfolg mit dem Wohl der Mitarbeiter. Arbeitsmodelle verändern sich weg von Kontrolle zu Vertrauen. Zu Schlüsselkomponenten von Führungskräften zählen auch das Lob aber auch Kritik konstruktiv eingesetzt werden. Lob und Wertschätzung sind wichtig für das Selbstwertgefühl und wirkt inspirierend. Kritik sehe ich ebenso inspirierend, denn nur so kann gewährleistet werden, dass alle am richtigen Weg sind und effizient gearbeitet wird. Ich versuche dies täglich in die Tat umzusetzen auf eine sehr transparente Art und Weise. Auf Grund des Fachkräftemangels sind die Führungskräfte gefordert, dieser leidigen Situation entgegen zu wirken, d.h. wir müssen darauf achten, die Mitarbeiter im Unternehmen zu halten. Für mich hat Recruiting eine andere Form angenommen – eigentlich müsste man die Bezeichnung ändern – auf Mitarbeiterbehalt-Management. Während der Pandemie haben wir gelernt, dass die Zusammenarbeit auch aus der Distanz gut funktioniert. Mit September 2021 wechselten wir daher auf „FLEX WORK“, d.h. zwei Tage Arbeiten im Büro, die übrigen Tage flexibel von zuhause aus. Dieses hybride und Aktivitäten-getriebene Modell vereint das Beste aus zwei Welten: die positiven Aspekte der Flexibilität gepaart mit der Möglichkeit, die Teamkultur persönlich zu pflegen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Als weltweit größter Lebensmittel-konzern haben wir den Vorteil eines globalen Netzwerks und Knowledge Sharing, dass genutzt werden kann. Gerade Krisen zeigen wie resilient wir aufgrund unseres globalen Setups sind. Aber wir haben auch große Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern, Konsumenten, Partnern und dem Planeten. Wir leben Respekt, Vielfalt und Inklusion. Gerade in meinem Bereich arbeiten wir stets an der Optimierung der Lieferketten, so es lokal als auch international. Dazu möchte ich auf unsere Web-Site verweisen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Für mich gibt es nur die Life-Balance, denn es ist eine Tatsache, dass gegenwärtig Beruf und Privatleben immer mehr verschmilzt. Die Bezeichnung Work-Life-Balance verwende ich nicht so gerne, denn dies würde bedeuten, dass die Arbeitszeit von der Lebenszeit ausgeschlossen wird. Ich machte die Erfahrung, dass diese neue Situation in unseren Köpfen immer klarer wird. Manche Mitmenschen tun sich allerdings etwas schwerer als andere. Für mich sehe ich dabei aber klare Vorteile, denn Arbeitsmodelle, bei denen man einen klassischen Arbeitstag mit 8 Stunden im Büro verbringt, gibt es in Wahrheit nicht mehr.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich glaube, dass Fortbildung ein permanenter Prozess ist. Denn die Welt verändert sich immer schneller und dennoch gilt es, am Ball zu bleiben. Die lebenslange Fortbildung ist nicht nur ein altbekanntes Schlagwort, sondern eine Notwendigkeit, denn die Veränderungsdynamik hat inzwischen ein Ausmaß angenommen, das man vor Jahren noch nicht kannte. Die Innovationszyklen werden immer kürzer und wirtschaftliche Grenzen lösen sich auf. Dies Alles vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Veränderungen und somit bin ich überzeugt, dass Fortbildung wichtiger ist als je zuvor.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich bin davon überzeugt, wenn man sich realistische Ziele setzt und diese zielstrebig verfolgt und auch bereit ist die extra Meile zu gehen, dann kann man auch alles erreichen was man möchte. Ich bin ja sozusagen mein eigenes Beispiel. Gerne erzähle ich auch über meine sportlichen Erfolge. Es gelang mir, nach vielen Jahren des Trainings die Qualifikation zur Ironman 70.3 Weltmeisterschaft in 2018. Dies gelingt nicht, wenn man sich immer nur in der Komfortzone aufhält. Weiterentwicklung findet im „roten“ Bereich statt.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Augenmerk richte ich auf „Effizienz“. Insbesondere hinsichtlich der Lieferketten müssen wir schneller werden und auch den Aspekt berücksichtigen, dass das Konsumverhalten sich sehr schnell ändert. Darauf müssen wir reagieren. Auch die Rohstoffsituation wird nicht einfacher werden. Zusammengefasst möchte ich festhalten, dass Herausforderungen nur dann gemeistert werden können, wenn mit allen beteiligten Stakeholdern, also von Herstellern bis zu Kunden transparente Gespräche geführt werden.