Zum Erfolg von Veronika Czipin Deàk
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Den beruflichen Erfolg kann ich nicht vom persönlichen Erfolg trennen. Zwischen Familie, Unternehmen und Erfolg besteht ein sehr intensiver Zusammenhang. Mein Vater ist mein Chef, Vorbild und Mentor. Meine Mutter arbeitet seit Anbeginn im Unternehmen mit und prägt die Kultur nach wie vor durch wichtige Beratungs-Tätigkeiten. Der Begriff „Familienbusiness“ trifft bei uns voll zu und deswegen ist mein Leben von Beruf und Privatleben nicht zu trennen. Erfolg zeigt sich nur dann, wenn eine Leistung erbracht wird und ein positives Ergebnis spürbar ist. Ich versuche „Vollgas“ zu geben, und zwar deshalb, weil ich meine Tätigkeiten liebe, unabhängig davon, dass ich auch viel Verantwortung trage. Für die Beratung benötigt man Durchhaltevermögen, viel Kraft um andere Menschen dafür zu begeistern, was man selbst macht.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich es schaffte, viele Hürden zu bewältigen. Der Spruch, was man gerne macht, macht man gut, trifft bei mir voll zu.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Wie bereits angesprochen, bedarf es viel Energie, um andere Menschen zu begeistern; dies bedeutet, dass ein starker Charakter gefragt ist, um überhaupt mit den Mitmenschen mit denen ich in der Praxis (Verkauf und Marketing) zu tun habe, auf Augenhöhe zu kommunizieren. In diesem Metier sind eine starke Marke und der gute „Ruf in der Branche“ essentiell und es gilt auf sich aufmerksam zu machen. Dies gelingt, wenn man tolle Ergebnisse aufzuweisen hat und eine vertrauensvolle Basis zum Gegenüber aufbaut. Dieses Vertrauen muss man sich durch gute Projektarbeit erarbeiten. Der sogenannte „Hunger“ ist gefragt. Wenn man keinen Hunger nach Kontakten und Begegnungen verspürt, ist man an der falschen Stelle. Die Voraussetzung für eine befriedigende Projektarbeit sehe ich erst darin, wenn ich dieses Projekt verkauft habe. Das tatsächliche „Glücksgefühl“ kommt dann zu tragen, wenn der Kunde den Erfolg spürt. Festhalten möchte ich, dass in einer abgehobenen komplexen Welt, Bodenständigkeit, Pragmatismus und Einfachheit wichtige Tugenden sind, um erfolgreich zu sein.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Diese Frage kann man nicht einfach mit einem ja oder nein beantworten, denn meiner Ansicht nach, kommt es auf das persönliche Umfeld an. Unser Stil ist, nahe am Kunden zu arbeiten und als Mutter gibt es zahlreiche Herausforderungen im beruflichen Alltag. Fachlich gesehen, würde ich behaupten, sehe ich es nicht als schwierig an. Die Unternehmensberatung ist sehr vielschichtig, deshalb antworte ich sehr vorsichtig. Denn es kommt generell darauf an, von welcher Art der Unternehmensberatung wir sprechen. Es gibt hervorragende Frauen in der Organisationsentwicklung und im Bereich Coaching, wo Frauen sehr gut aufgehoben sind. In meinem Bereich ist es als Frau schon sehr herausfordernd, weil ich Präsenz zeigen muss. Deshalb gibt es sehr wenig Frauen in diesem speziellen Bereich.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich glaube, dass es die Mischung aus Originalität und Imitation, die zum Erfolg führt, wobei die Originalität mehr im Vordergrund steht. Es bedarf sicherlich eines hohen Maßes an Selbstkritik - ich muss sich in den Spiegel schauen können und auch über mich selbst lachen können. Zur Originalität zählt auch, dass wir „alte hergebrachte Pfade“ verlassen sollten, um höhere Ziele zu erreichen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ja, mein Vater, welcher mich durch sein Tun und Handeln täglich sehr beeindruckt. Dazu gehört auch meine Mutter, die ein irre gutes Gefühl für Menschen hat. Sie beide haben es im Laufe der Jahre geschafft, ein Unternehmen aufzubauen, das einen sehr guten Ruf in der Branche hat.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ein Problem sehe ich darin, dass sehr viele Mitmenschen die Beratungsbranche unterschätzen. Trotz der Vielschichtigkeit in der Beratung handelt es sich immer um ein sogenanntes „Menschengeschäft“. Man verkauft einen bestimmten Nutzen für einen Mitmenschen. Wir helfen anderen, um zum Ziel zu kommen, wobei sich der Berater im Hintergrund halten sollte. Ein weiteres Klischee ist, dass sich manche Berater für die „Schlauesten“ halten. Die Praxis zeigt das Gegenteil: Berater sind auch nur Menschen und machen auch Fehler. Dieses „Besserwissen“ kommt beim Kunden nicht sehr gut an. Zusammengefasst sollte man sich auf das Gegenüber einstellen und auf Augenhöhe kommunizieren, statt mit gekünstelter Intelligenz versuchen, sich zu profilieren.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Wir beobachten die Mitbewerber kaum, denn wenn ich mich mit dem Mitbewerber zu viel beschäftige und weniger auf meine Kunden achte, führt dies zu einem Problem. Meine Aufgabe ist es, die Probleme meiner Kunden zu lösen und nicht auf den Mitbewerber zu schauen, was er macht. Bisschen links und rechts sehen ist in Ordnung aber alles mit Maß und Ziel.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Eine Stärke unseres Unternehmens sehe ich im familiären Tun und Handeln im beruflichen Alltag. Wir haben „10 Gebote“ aufgelistet, welche auf unserer Web-Site nachzulesen sind – und diese leben wir auch. Diese Gebote führten unser Unternehmen dorthin, wo wir heute stehen, nämlich bei den TOP-Beratungsunternehmen in Österreich.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Allgemein betrachtet, sehr gut. Mein Ehemann unterstützt mich sehr und ihm ist auch bewusst, dass ich in einer Phase bin, wo ich viel Energie für den Job benötige. Es fühlt sich etwas eigenartig an, wenn meine Tochter von ihrem Großvater spricht, der beruflich betrachtet, mein Chef ist. Meine Tochter bekommt natürlich mit, wenn am Sonntagstisch über die Firma gesprochen wird, was ich auch nicht negativ sehe. Meiner Ansicht nach, ist es ein Privileg, wenn sich die Familienmitglieder gut verstehen und ein Familien¬unter¬nehmen zum Erfolg führen und auch weiterhin erfolgreich agieren.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Für eine Karriere im Bereich der Unternehmensberatung gehört eine fundierte wirtschaftliche Ausbildung oder zumindest ein Verständnis dafür. Es gibt aber auch Ausnahmen, wobei vernetztes Denken und Spezialistentum gefragt ist. Wenn ein Generalist gefragt ist, der vielseitig einsetzbar ist, sollte er auf umfangreiche Kenntnisse der Betriebswirtschaft verweisen können. Optimal wäre ein Wirtschaftsingenieur, der sowohl die Technik kennt und für den Betriebswirtschaft kein Fremdwort ist. Speziell bei den Technikern zählt, nicht nur die technischen Abläufe zu kennen, sondern auch die wirtschaftlichen Aspekte. Als Berater sollte man keinen Tunnelblick haben; die Sache als Ganzes zu sehen führt zum Erfolg. Es ist eine Tatsache, dass gegenwärtig viele Berater gesucht werden, denn viele Unternehmen agieren vielerorts unproduktiv und dies ist den Unternehmern auch nicht fremd. Somit ist Nachwuchs gefragt, wobei ohne qualifizierte Ausbildung und Praxis keine Karriere möglich sein wird. Auf Grund der Rezession in Europa werden zukünftig viele Unternehmensberatungen ihr Aufgabengebiet verändern müssen. Sie müssen für sich klären, was ihr Kerngeschäft ist. Was zählt ist die Produktivität der Mitarbeiter und diese gilt es zu verstärken, denn wenn es keine Möglichkeiten gibt, die Energiekosten zu senken, wird die Produktivität der Mitarbeiter der einzige Hebel sein, die Ergebnisse zu verbessern, nicht der Stellenabbau.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein persönliches Karriereziel sehe ich darin, die Ansprechpartnerin für die Top-Unternehmen in Österreich zu sein, wenn es sich um ergebnisgetriebene Veränderungen handelt.