Zum Erfolg von Reinhard Pachner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg gliedert sich für mich in einen beruflichen und privaten Teil. Beruflicher Erfolg bedeutet für mich, den Sinn im täglichen beruflichen Tun zu finden und die selbst gesteckten Ziele zu erreichen, sowie in den aktuellen Zeiten mit dem Beruf auch materiell sein Auskommen zu haben. Erfolg im persönlichen Bereich zeigt sich für mich darin, die Spitze der Maslow`schen Bedürfnispyramide für sich selbst zu erreichen; an diesem Punkt vermischen sich für mich persönlich berufliche und persönliche Erfolge, da diese sich wechselseitig bedingen. Die Bezeichnung „Work-Life-Balance“ gefällt mir nicht. Ich finde „Balanced Work-Life“ besser, da work und life für mich keine Gegensätze bilden, sondern eine Einheit. Der Trend der aktuellen Arbeitswelt geht auch dahin, dass diese Begriffe in Zeiten von Homeoffice bzw. mobilem Arbeiten immer unschärfer trennbar werden und verschwimmen. Festhalten möchte ich, dass zum persönlichen Erfolg aber selbstverständlich auch ein erfülltes, zufriedenes Privatleben gehört.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich als erfolgreich, weil ich mit dem Erreichten zufrieden bin und in einem innovativen Unternehmen tätig sein darf, welches meinen Vorstellungen entspricht.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Der Wille etwas zu bewegen. Spaß und Freude an der Arbeit zu haben und darüber hinaus, wie bereits angesprochen, in einem innovativen zukunftsorientierten Unternehmen zu arbeiten, wo ich mich voll entfalten kann.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Die größte Herausforderung der RAG in der längerfristigen Zukunft liegt mit Sicherheit in der Gestaltung der neuen (digitalen und mobilen) Arbeitswelten, welche uns bereits gegenwärtig sehr beschäftigen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Eindeutig die Originalität; Neues auszuprobieren und in Angriff zu nehmen entspricht nicht nur meinem Naturell, sondern auch dem des Unternehmens. Einige Beispiele dazu: Wir waren einer der ersten Unternehmen, welche die Verlinkungen für Jahresbonifikationen für Mitarbeiter abgeschafft haben, welche vom Zielgespräch bzw. Bewertungen abhängig waren; denn durch diese seinerzeitigen Bonifikationen blieb das offene Gespräch im Hintergrund. Das Unternehmen vertritt die Ansicht, dass wir sehr gute MitarbeiterInnen haben und jeder trägt im möglichen Rahmen zum Erfolg bei.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Herr Markus Mitteregger, unser CEO hat mich schon frühzeitig unterstützt und ich konnte mir im Laufe der Zeit, sehr Vieles vom ihm abschauen. Seinen Weitblick für die Entwicklung neuer und zukünftiger Technologien bewundere ich nach wie vor.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Selbstverständlich spürt auch die RAG den vielbeschriebenen „war for talents“, da die zahlenmäßig starke Generation der „Baby-boomer“ zunehmend in den Ruhestand geht und die aktuelle geburtenzahlschwache Generation den Arbeitskräftebedarf nicht voll decken kann. Vor allem in unserem operativen Haupttätigkeitsbereich in Oberösterreich wird es immer schwieriger, technisches Personal zu finden. RAG gelingt es zwar aufgrund der recht hohen Arbeitgeberattraktivität, die wir im letzten Jahrzehnt aufgebaut haben (auch extern ausgezeichnet durch viele Zertifikate und Siegel), die MitarbeiterInnen zu finden, aber der Recruiting Prozess dauert zunehmend länger.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Zeugnisse sind für mich nicht relevant. Bei den BewerberInnen achte ich auf die Persönlichkeit und ob er/sie in unser Unternehmen passt. Das fachliche Thema tritt dabei etwas in den Hintergrund, denn die RAG ist als „sehr speziell“ zu betrachten, d.h. man kann sowie so nur mit einem Basiswissen kommen, Alles Andere lernt man im Rahmen von hausinternen Ausbildungen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Meiner Ansicht nach, ist das gegenseitige Vertrauen das zentrale Element in der Führungsarbeit. Wir übertragen den Mitarbeitern viel Verantwortung und können auch die Ablaufprozesse vom Anfang bis zum Ende miterleben und sind nicht nur in ihrem eigenen Aufgabenbereich gefangen. Im Rahmen dieses „Beobachtungsvorganges“ sieht der/die MitarbeiterIn, welche Bedeutung seine Arbeitsleitung für das Unternehmen hat. Dies ist auch ein Teil welcher zum Wohlfühlen des Mitarbeiters beiträgt. Jeder Neueintritt bekommt vom ersten Arbeitstag an einen erfahrenen Mitarbeiter zur Seite gestellt, welcher nicht aus seiner eigenen Abteilung kommt, um den oder die Neue*n in das soziale Gefüge einzuführen. Die fachliche Ertüchtigung erfolgt in der „eigenen Abteilung“, d.h. erfahrene Kollegen nehmen sich genügend Zeit, um in der richtigen Einschulung weiterzuhelfen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Stärken der RAG sehe ich in der Flexibilität und den schlanken Strukturen, bedingt durch ihre überschaubare Größe von aktuell ca. 230 MitarbeiterInnen. Weiters durch kurze und schnelle Entscheidungswege und sehr gut ausgebildete MitarbeiterInnen. Die Innovationskraft und vor vielen anderen, die Trends der Industrie zu erkennen und zu antizipieren (z.B. unser Wandel von einer reinen Ölgesellschaft, hin zum Erdgas, dann Erdgasspeicherung und nun erneuerbare Energien). Ende April 2023 wurde in Oberösterreich weltweit der erste Wasserstoffspeicher in einer unterirdischen Erdgaslagerstätte in Betrieb genommen. Damit will unser Unternehmen den Nachweis erbringen, dass überschüssige erneuerbare Energie aus Wind- oder Solaranlagen vom Sommer in den Winter verschoben werden kann. Wir können die besten Köpfe gewinnen und auch halten. Bei uns gibt es kaum Fluktuation der MitarbeiterInnen, da es uns gelingt sinnstiftende, zukunftsorientierte Arbeit zu bieten. Bei der betrieblichen Gesundheitsförderung sind wir ein Vorreiter in Österreich.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Durch die intensive Zusammenarbeit wird so manches Bier nach der Arbeit gemeinsam getrunken. Wobei bei uns das Prinzip der Freiwilligkeit herrscht, d.h. es gibt keinen Zwang sich außerhalb der Arbeitszeit intensiv mit den Kollegen zu treffen. Über die Jahrzehnte hinweg entstehen so enge Freundschaften mit privaten Treffen, somit ist Beruf und Privatleben sehr eng verbrunden. Unabhängig davon, schätze ich mein privates, familiäres Umfeld, welches mir sehr viel bedeutet.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Momentan lässt mir mein Aufgabengebiet nicht viel Zeit für Fortbildung. Aber selbstverständlich habe ich verschiedenste facheinschlägige Aus- und Weiterbildungen sowie Führungskräftetrainings absolviert. Spezielle Wissenslücken fülle ich dann oft kurzfristig mit Recherchen, Fachliteratur oder Kurzseminaren.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Im Vordergrund einer erfolgreichen Karriere, sehe ich die Absolvierung einer abgeschlossenen Grundausbildung – egal ob Lehre, Schule oder Studium. Ausnahmen sind möglich, aber nicht die Regel. Wichtig ist, seine Ausbildung seinen Interessen und Fähigkeiten nach auszuwählen, dann hat man auch die Chance, gut in seinem Beruf zu werden. Aus meiner Sicht ist in der Folge dann lebenslange Weiterbildung wichtig. Wissen vermehrt sich mittlerweile so schnell, dass man ständig „am Ball“ bleiben muss. Wer seine berufliche Zukunft im HR-Bereich sucht, sollte emotionale Intelligenz mitbringen, also ein Gespür dafür haben, wie es dem Gegenüber geht und was seine Bedürfnisse sind; aktiv Zuhören können, das Unternehmen kennen und den Bedarf an zukünftig benötigten MitarbeiterInnen und Qualifikationen erkennen und rechtzeitig decken. Ich habe versucht, mich immer an einen Leitsatz für die Arbeit im Personalwesen zu halten, den mir ein sehr erfahrener Personalist mitgegeben hat und den ich immer gerne weitergebe: „Die vorrangige Aufgabe eines HR-Leiters ist es, dafür zu sorgen, dass die MitarbeiterInnen jeden Tag gerne zur Arbeit kommen.“ Gelingt dies, so macht man seine Arbeit richtig.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es weiterhin meinen Beitrag zu leisten, um die zukünftigen Herausforderungen des Marktes durch eine optimale „HR-Arbeit“ zu unterstützen.