Zum Erfolg von Katalin-Andrea Griessmair-Farkas
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Der berufliche Erfolg zeigt sich zum Beispiel darin, wenn die eigenen Worte in einer europäischen Richtlinie oder unsere Positionen im politischen Diskurs wiedergefunden werden und die Etablierung unserer Veranstaltung „Fernwärmetage“ als das jährliche Branchenhighlight. Ich freue mich aber natürlich auch über Lob von unseren Mitgliedern.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich auf eine Reihe von Erfolgen verweisen kann – sowohl beruflich als auch privat.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin der Ansicht, dass Überzeugungs-kraft, Authentizität und logisches Verständnis gute Voraussetzungen sind, um in dieser Funktion zum Erfolg zu kommen. Ebenso von Bedeutung sind ausgeprägte kommuni¬ka¬ti-ve Fähigkeiten, um Politikern unsere Anliegen verständlich vorzubringen und zu erklären. Neben der nötigen fachlichen Kompetenz zählen auch Fingerspitzengefühl sowie soziale Kompetenz als notwendiges Rüstzeug.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Eine große Herausforderung sehe ich bei unseren Mitgliedsunternehmen in Planungsunsicherheiten mangels Gesetzgebung, Fachkräftemangel oder in der Verlangsamung der Lieferketten. So zum Beispiel dauert es mehr als ein halbes Jahr um eine Turbine zu bekommen. Hier hinkt die Gesetzgebung hinterher und wir versuchen, die Politik rechtzeitig darauf aufmerksam zu machen und selbst Dinge in die Hand zu nehmen. Um den Fachkräftemangel zu begegnen und für junge Menschen attraktiver zu werden haben wir zum Beispiel erst kürzlich einen neuen Lehrberuf „Fernwärme und Kältetechniker“ etabliert.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ja, auf jeden Fall. Die Energiebranche ist nach wie vor sehr männlich dominiert. In Diskussionen mit männlichen Kollegen kommt es fallweise vor, dass sie laut werden, um einen zu übertönen. Darüber hinaus wird man als Frau oft unterschätzt. Hier gilt es permanent am Ball zu bleiben und den eigenen Weg zu gehen, sowie fachlich am letzten Stand zu sein.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich bin der Meinung, dass sowohl Originalität als auch Imitation ihren Stellenwert hat. Das Rad muss man nicht neu erfinden, wenn es gut läuft. Was zählt, ist Authentizität. Originalität ist meist mit mehr Aufwand verbunden, letztlich gilt es in jeder Situation abzuwägen, was besser ist, Originalität oder Imitation.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ein Vorbild im klassischen Sinne gab es für mich nicht. Jedoch beeindruckten mich Frauen, die in männlich dominierten Berufen erfolgreich waren. Als ich im Jahre 2001 bei dem Fachverband der Metallwarenindustrie begann, war ich die zweite weibliche Referentin im ganzen Metallerbereich. Es war nicht leicht in eine Männerdomäne vorzudringen, aber ich habe es geschafft, auch von Beamten in Ministerien anerkannt zu werden.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir sind ein kleines Team und somit ist auch die Hierarchie sehr flach. Meinen Führungsstil würde ich als kollegial bezeichnen. Meine Tür steht immer offen und ich bemühe mich um Lösungen für alle noch so kleinen Anliegen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Als Interessenvertretung der Unternehmen der Gas- und Wärmeversorgung Österreichs nimmt der FGW eine wichtige Stellung in der aktuellen energiepolitischen Debatte ein. Globalisierung, Energiewende und Versorgungsfragen rücken energiepolitische Entscheidungen immer mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit und werden zunehmend kontrovers diskutiert. In diesem Umfeld erlangen die positive Beeinflussung und Gestaltung der wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für die Energieversorgung Österreichs zunehmend an Gewicht. Im Fachverband sind über vierhundert Unternehmungen organisiert. Unsere Stärke sehe ich darin, die herausfordernden Interessen unserer Mitglieder den heutigen und zukünftigen Erfordernissen gegenüber Gesetzesvertretern durchzusetzen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Eigentlich sehr gut! Bisher habe ich diese Herausforderung positiv gemeistert. Es ist nicht einfach, die vielen Dienstreisen zu bewältigen, wenn die Kinder noch im Kleinkindalter sind.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Die eigene Fortbildung sehe ich als permanenten Prozess. Die Fortbildung kann auf vielfältige Weise erfolgen. Für unsere berufliche Tätigkeit als Interessenvertreter gibt es keine universitäre Ausbildung, d.h. learning by doing steht im Vordergrund. Ein Beispiel dazu möchte ich anführen. Seit dem Jahr 1962 haben wir aus der damaligen UdSSR und später von Russland, Gas bekommen. Es hat niemand geglaubt, dass diese Lieferungen einmal weniger werden. Wir mussten uns alle umstellen. Sich dieser Herausforderung zu stellen und rasche Antworten zu geben, war ein großer Lernprozess. Die Wirtschaftskammer bietet aber auch punktuell ein sehr breites Angebot Weiterbildungsmöglichkeiten. Allgemein betrachtet sehen wir uns als „Allrounder“.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Der nächsten Generation wollen wir den zukünftigen Lehrberuf „Fernwärme- und Kältetechniker“ näherbringen. Seitens unserer Mitgliedsunternehmen und auf Grund der Tatsache, dass unsere Regierung großen Wert auf erneuerbare Energie legt, tritt das Thema erneuerbare Energieversorgung mit Fernwärme immer mehr in den Vordergrund und dazu bedarf es ausgebildeter Fachkräfte. Eine Ausbildung für die Fernwärmetechnik gab es bis dato nicht. Die Unternehmen haben sich mit Elektrotechnikern bzw. Installateuren beholfen, die sie im Unternehmen selbst eingeschult haben. In den letzten Monaten haben wir gemeinsam mit den zwölf größten Energieversorgern Österreichs die Basis für den neuen Lehrberuf „Fernwärme und Kältetechniker“ gelegt, wo speziell diesem Trend Rechnung getragen wird. Es handelt sich dabei um ein sehr umfangreiches Thema, wobei wir die Meinung vertreten, dass nur ein neuer Lehrberuf diesen zukünftigen Anforderungen entsprechen kann. Zurzeit warten wir noch auf die Zustimmung der Arbeitnehmerseite und wir hoffen, dass wir im Jahre 2024 die ersten Lehrlinge ausbilden können. Bis dahin ist allerdings noch sehr viel zu tun. Bei diesem Lehrberuf handelt es sich um eine Tätigkeit, welche Zukunft hat. Er soll die Dekarbonisierung der Energie vorantreiben. Nach einer vorläufigen Bestandsaufnahme würden die Unternehmen die Ausbildung für über fünfzig Lehrlinge übernehmen. Der Bedarf an Fernwärmearbeitskräften liegt derzeit bei mehreren hundert. Den Mitgliedsunternehmen und uns liegt es besonders am Herzen auch weibliche Lehrlinge für diesen neuen Beruf auszubilden. Generell vertrete ich die Meinung, dass fundierte Ausbildung für jeden Beruf notwendig ist. Ebenso analytisches Denken und gute Auffassungsgabe. Den Hausverstand sollte man nie vernachlässigen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Weiterhin den bisherigen Weg zu verfolgen um die Herausforderungen und Interessen der Mitgliedsbetriebe