Zum Erfolg von Gabriele Veselka
Was ist für Sie Erfolg? Erfolg ist für mich, wenn sich die Gäste bei mir wohlfühlen und wenn ich mir finanziell keine Sorgen machen brauche.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Eigentlich schon, abgesehen von den finanziellen Umständen. Ich betrachte mich als erfolgreich, aber nicht unbedingt in finanzieller Hinsicht. Wenn es nur mir finanziell nicht gutgehen würde, könnte ich das auf meine Person zurückführen, so aber sehe ich, daß es vergleichbaren Personen auch nicht besser geht. Die steuerliche Belastung ist sehr hoch und die Auflagen vom Marktamt oft nicht realistisch. Durch die 0,5 Promille-Grenze hat es sich eingebürgert, daß zum Mittagessen nur mehr ein Bier getrunken wird. Versucht man initiativ und kreativ zu sein und z.B. durch Tanzveranstaltungen seinen Gästen etwas zu bieten, bringt das so hohe Auflage mit sich, daß diese fast unerfüllbar sind. Rückblickend betrachtet, würde ich jederzeit einen arbeitszeitgeregelten, unselbständigen Job vorziehen; nur habe ich diese Chance im Moment gar nicht mehr, weil das Lokal schuldenbehaftet ist. Also muß ich das Beste daraus machen. Mein Wunschtraum ist, einmal zu den 100 erfolgreichsten Unternehmen Österreichs zu gehören. Dabei hilft mir mein positives Denken. Wenn ich etwas wirklich will, dann ist es auch schaffbar.
Ihr Erfolgsrezept?
Der Umgang mit Menschen, der eine gewisse Menschenkenntnis erfordert. Es muß jeder so behandelt werden, wie er gern behandelt werden möchte. Oftmals bin ich für meine Gäste nicht nur die Gastwirtin sondern Seelentrösterin und vieles mehr. Man muß vor allem sehr gut zuhören können. Sehr wichtig erachte ich auch meine positive Lebenseinstellung, die mir trotz einiger Schicksalsschläge nicht abhanden gekommen ist. Ich war immer ein sprichwörtliches Stehaufmanderl und heute ist es so, daß ich gar nicht mehr umfalle, sondern gleich stehenbleibe. Mein erster Mann ist verstorben, von meinem zweiten Mann (Vater meiner Kinder) bin ich geschieden. Von meinen zwei Töchtern leidet eine an Wachstumsstörungen, während sich die andere völlig normal entwickelt. Um diese Wachstumsstörungen einigermaßen ausgleichen zu können, bekommt meine Tochter bis zum Eintritt der Pubertät täglich von mir Injektionen verabreicht. Man kann sich vorstellen, daß es für eine Mutter besonders schwer ist, ihrem Kind, das in einem Alter ist, in dem das Verständnis für diese Notwendigkeit noch nicht gegeben ist, diese Injektionen täglich zu verabreichen. Ich habe meine Tochter soweit gebracht, daß sie diese tägliche Spritze als ihre Freudin sieht - sie hat ihr auch einen Namen gegeben. Die tägliche Spritze heißt Lisa. Sehr genau muß ich auch darauf achten, daß sich das zweite Kind in diesem Umfeld normal entwickeln kann. Einen Vorteil bietet die Selbständigkeit auf jeden Fall: daß ich mir die Zeit etwas besser einteilen kann, um für meine Töchter da sein zu können.
Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
Ich hatte einige Zeit einen Partner, mit dem ich das Lokal gemeinsam führte. Die freie Hand, die ich ihm ließ, hat er bald ausgenutzt. Das konnte passieren, weil ich mich nicht genug um das Lokal gekümmert habe. Ich habe an meine Gäste Briefe geschrieben und sie über die Situation aufgeklärt, und die meisten sind wieder als Stammgäste zurückgekommen. Man muß sich auch für etwas entschuldigen können.Woher schöpfen Sie Ihre Kraft? Wie schon erwähnt bin ich ein Stehaufmanderl, und seit kurzer Zeit bemühe ich mich, mehr Zeit für mich selbst aufzubringen.
Ihre Ziele?
Ich möchte gern erfolgreich werden - im geschäftlichen und privaten Bereich. Dafür bin ich auch bereit, viel Einsatz zu bringen. Ich möchte ganz einfach glücklich sein, und für meine Kinder wünsche ich mir das Allerbeste.Welchen Ratschlag können Sie weitergeben? Ich würde es in Österreich generell niemandem raten, sich selbständig zu machen. Was mich sehr stört, ist der bei uns stark ausgeprägte Neid. Die größten Neider sehen meist nicht, wieviel Einsatz und Arbeit hinter Erfolg stehen, und es ist immer leichter, bei anderen die Schuld zu suchen als bei sich selbst. Davon versuche ich mich zu befreien. Ich trachte danach, couragiert durchs Leben zu gehen und ich verabscheue es, wenn es zu Gewaltszenen in der Öffentlichkeit kommt und jeder sich vor einem Einmischen drückt, um seine eigene Haut möglichst nicht zu gefährden.