Zum Erfolg von Willibald Lutz
Was ist für Sie Erfolg? Gute Projekte zu machen, wo sowohl Technik als auch Preis stimmen und die Zufriedenheit der Kunden und Mitarbeiter gegeben ist.
Ihr Erfolgsrezept?
Seriöse Leistung zu erbringen, und zu einem gewissen Grad gehört auch eine Portion Glück dazu. Ich sprach bei einem Beamten in einem anderen Zusammenhang vor und sah dort ein Dokument, nämlich den Abfallwirtschaftsplan von Hongkong, liegen. Ich sprach den Referenten darauf an und in Folge bekam ich vom Wiener Wirtschaftsförderungsfond den Auftrag, unsere Umwelt- und Abfalltechnologie nach China zu exportieren. Ich habe auch schon vorher verschiedene Projekte im Ausland, unter anderem in den USA und in Tokio bzw. Taiwan durchgeführt. Ich habe weiters als einer der wenigen Zivilingenieure drei Europapatente angemeldet, zwei davon beziehen sich auf die Behandlung von Müll und organischen Abfällen und das dritte beschäftigt sich mit der Reinigung von industriellen Abwässern. Für diese Patente habe ich auch bereits Lizenznehmer in Italien und in den USA. Wir haben hier in Österreich exportfähiges Know-how, aber unsere Strukturen sind zu klein. Von der öffentlichen Hand, aber auch aus Industrie und Gewerbe gibt es keine ausreichende Förderung für den Export von österreichischem Know-how, und ohne diese Unterstützung kann es sich niemand leisten, sich auf ein Auslandsprojekt einzulassen, wo zwei bis drei Mal gearbeitet und investiert werden muß, bevor das erste Mal Geld zu sehen ist. Normalerweise ist der Beruf des Zivilingenieurs ein reproduzierender und kein innovativer. Ich bin jedoch ständig auf der Suche nach neuen Projekten und Produkten. Ich glaube auch, daß dies einen Vorteil gegenüber meinen Mitbewerbern ausmacht, daß ich versuche, ständig neue Wege zu finden und zu gehen. Früher gab es für unseren Berufsstand eine verbindliche Gebührenordnung, seit diese gefallen ist, gibt es europaweit unterschiedliche Tarife. In meinem Fall ist es jedoch so, daß ich die Osterweiterung im Gegensatz zu Kollegen - Zivilingenieure für technische Chemie, die sich Labors aufgebaut haben und diese jetzt nicht nutzen können, da in der Slowakei z.B. wesentlich günstiger angeboten wird - eigentlich nicht spüre. Ich habe mir durch meine langjährige Tätigkeit einen Namen gemacht und ein Pfeiler meiner Geschäftstätigkeit ist die Mineralölindustrie als Dauerkunde, mit immer wiederkehrenden Erweiterungen, Ergänzungen bzw. Umbauten. Sehr gute Behördenkontakte sind für die Bewältigung meiner Aufgaben notwendig, die erst einmal aufgebaut werden mußten. Mit Einführung der beiden Sparpakete wurden auch die Investitionen im Umweltbereich durch die öffentliche Hand eingespart. Hier ist sicherlich ein Großteil des Marktes weggebrochen, dazu kam noch die Verunsicherung durch die Gesetzgebung.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Für mich persönlich ist wichtig, eine Aufgabe zu haben und diese optimal zu lösen. Daher habe ich mich selbständig gemacht, weil ich mir dann die Aufgaben selbst stellen kann. Diese immer neuen Aufgabenstellungen bedeuten einen fortwährenden Entwicklungsprozeß.Was ist für Sie Mißerfolg? Wenn ich ein Projekt verfolge, welches an die Konkurrenz vergeben wird oder nicht zur Ausführung gelangt. Als planender Ingenieur bringt man in ein Projekt immer auch seine Persönlichkeit ein und es ist keine angenehme Sache, wenn das Projekt als solches stirbt, auch wenn es in so einem Fall nicht im eigenen Einflußbereich lag. Bei Großprojekten kann es schon vorkommen, daß man viel Arbeit in ein Vorprojekt steckt und eigentlich hatte man keine wirkliche Chance, da von vornherein feststand, wem das Projekt zufällt. Für die Vergabe eines solchen Projektes muß es aber zumindest einige Anbieter gegeben haben. Hier versucht man natürlich schon im Vorfeld herauszufinden, ob es überhaupt eine reelle Chance gibt, da sonst sehr viel Geld und Zeit sinnlos investiert wird.Gab es Vorbilder? Prof. Ruthner, den Gründer der Firma Andritz & Ruthner, weil er äußerst innovativ und bis an sein Lebensende aktiv war und über 300 Patente innehatte.
Ihre Ziele?
Daß ich meinen Beruf weiterhin ausüben und eventuell mehr Zeit für den Privatbereich aufbringen kann. Kürzertreten ist in meinem Alter aus gesundheitlichen Gründen angesagt. Ich habe immer sehr viel gearbeitet. Ihr Ratschlag für die junge Generation? Ich würde heute einem jungen Ingenieur auf jeden Fall raten, eine Zusatzausbildung zu machen und sich zu spezialisieren. Die Zusatzausbildung kann in technischer oder kaufmännischer Hinsicht sein, vielleicht auch in juridischer. Eine Standardausbildung allein ist heute zu wenig für unseren Berufsstand. Nicht zu unterschätzen ist auch die Erfahrung, die während der Ferialpraxis gesammelt wird. Die richtigen Leute zu kennen, ist auch wichtig.