Zum Erfolg von Thomas Prader
Was ist für Sie Erfolg? Persönliche Zufriedenheit und Ausnützung meines eigenen Potentials. In zweiter Linie natürlich auch Geld. Wenn ich einen Fall übernahm, der eine Herausforderung ist und in dem ich gute Arbeit leiste, dann will ich dafür auch ein entsprechendes Honorar. Ein engagierter Anwalt zu sein, bedeutet nicht in Armut leben zu müssen. Primär ist mir jedoch wichtig, daß die Chemie zwischen mir und meinen KlientInnen stimmt. Entscheidend ist, wenn ein Fall beendet ist, daß die KlientInnen subjektiv mit der Lösung ihres Problems zufrieden sind und wieder kommen.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, durchaus, ich gehöre heute sicher zu den bekannteren Anwälten in Österreich und habe, so glaube ich zumindest, einen ganz guten Ruf als kämpferischer, engagierter Anwalt, der sich auch nicht scheut, Konflikte einzugehen. Gleichzeitig habe ich aber immer versucht, fair zu sein und denke, daß mir heute vielfach von meinen Gegner, Behörden oder Gerichte auch ein entsprechender Respekt entgegengebracht wird, sodaß ich heute für meinen KlientInnen vieles leichter erreichen kann, worum ich früher viel härter kämpfen mußte.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich habe immer wieder politische Ambitionen gehabt, allerdings habe ich mich bis jetzt immer für meinen Beruf und für mein Unternehmen entschieden.Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Ich habe Handschlagqualität, versuche fair zu sein, auch die Situation, Position anderer bzw. meiner Gegner zu sehen, versuche Lösungen herbeizuführen, die für alle Beteiligten tragbar und in Hinkunft auch tragfähig sind. Außerdem habe ich mich auch immer außerhalb meines Berufes engagiert (z.B. in Politik, Umweltfragen, Demonstrationen, alternativen Lebens- und Wirtschaftsformen, etc.). Dieses Engagement war aber nicht Kalkulation, sondern echtes Interesse. Ich habe nicht bewußt eine Marktnische gesucht, die Authentizität meines Agierens war wichtig, ich habe das nicht vorgegaukelt. Dadurch hat sich meist immer wieder im richtigen Moment das Richtige ergeben, letztlich hat es auch zu den beruflichen Erfolgen geführt.Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt? Seit meinem zweiten Anlauf im Jusstudium 1976 war klar, daß ich Anwalt werde. Die Richtung war durch mein privates und politisches Engagement vorgegeben. Wenn mich Projekte interessiert haben, dann habe ich mitgemacht. So war ich dann als Konzipient in der lingen autonomen, grünen Szene verankert und meine KlientInnen sind auch wegen meiner Gesinnung, meiner politischen Überzeugung und meines Engagments zu mir gekommen.
Welche Rolle spielen Familie und Mitarbeiter?
Ein funktionierendes Familienleben ist für meine persönliche Zufriedenheit enorm wichtig und gibt sicher auch Kraft für beruflichen Erfolg. Will man ein funktionierendes Familienleben, dann wird man aber auch immer wieder Abstriche beim beruflichen Erfolg, der Karriere und beim Geldverdienen machen müssen. Für den beruflichen Erfolg sind die MitarbeiterInnen meines Unternehmens sicher von größerer Bedeutung.
Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein und wie motivieren Sie diese?
Über die Anstellung von MitarbeiterInnen entscheide ich meist sehr rasch und aus dem Bauch heraus. Diese Entscheidungen waren in den letzten zwölf Jahren meist auch richtig. Die Motivation der MitarbeiterInnen muß prinzipiell von diesen selbst kommen, sie müssen in meinem Unternehmen arbeiten wollen. Ich versuche meinen MitarbeiterInnen persönlich mit Respekt zu begegnen, ihre Stärken zu fördern, selbständiges Arbeiten und Verantwortlichkeit zu forcieren und sie entsprechend gut zu bezahlen.
Kennen Sie Niederlagen?
Sicher. Eine Niederlage ist, wenn man etwas beharrlich verfolgt, wirklich versucht zu erreichen und schließlich scheitert. Einen verlorenen Prozeß empfinde ich allerdings nur dann als Niederlage, wenn ich persönlich das Gefühl habe, etwas falsch gemacht zu haben. Trotzdem trifft mich natürlich jeder verlorene Prozeß, aber um erfolgreich zu sein, muß man auch mit Niederlagen umgehen können. Woher schöpfen Sie Ihre Kraft? Kraft hat man oder hat man nicht.
Ihre Ziele?
Ich kann mir vieles vorstellen, weiß aber nicht, ob es passiert. Ich weiß nicht, ob ich mein ganzes Leben lang Anwalt bleiben werde, oder vielleicht doch noch ein politisches Amt übernehme, oder aussteige und mich an einer archäologischen Ausgrabung in Jemen beteilige, das wird sich alles irgendwie ergeben. Ich bin neugierig und will vieles tun. Mein unmittelbares Ziel ist wohl, endlich zu rauchen aufzuhören und mein konkretes längerfristiges Ziel ist sicher, daß ich in zehn oder 15 Jahren stolz auf meine beiden Söhne sein kann und mit meiner Frau eine gute Beziehung führe.
Haben Sie Anerkennung erfahren?
Ja, sowohl beruflich als auch im Privatleben. Ich bin ein relativ bekannter Anwalt, werde immer wieder auf meine berufliche, teilweise politischen Tätigkeiten angesprochen und merke, daß meine Arbeit anerkannt wird. Die wichtigste Anerkennung erfolgt wohl durch die KlientInnen, die von mir vertreten werden wollen und die Grundlage für einen gewissen ökonomischen Erfolg sind. Auch das Geld, das ich durch meinen Beruf verdiene, ist in gewisser Form eine Anerkennung.
Ihr Erfolgsrezept?
Ehrlichkeit, Handschlagqualität, Fairneß und respektvolles Umgehen mit Menschen, immateriellen Werten einen hohen Stellenwert beimessen. Im Vordergrund muß das Engagement stehen, in zweiter Linie braucht man aber auch ein gewisses ökonomisches Geschick.
Haben Sie Vorbilder?
Eher nicht. Ulrike Mainhof hat mich fasziniert wegen ihres Aufbegehrens, ihres Einsatzes und ihrer Radikalität, allerdings kann ich diese Faszination nicht analytisch rationalisieren. Auch ich habe einen Hang zum Extremen, z.B. kann ich wochenlang durcharbeiten, mache daneben aber wahrscheinlich mehr Urlaub als die meisten meiner KollegInnen.
Anmerkung zum Erfolg?
Benjamin hat einmal gesagt: Immer radikal, aber niemals konsequent, ich meine, man muß an eine Sache voll herangehen, aber auch wissen, wann man einen Schritt zurücktreten muß. Ich versuche immer auch die andere Seite zu sehen und zu hören. Vieles was ich tat, wurde von anderen als sehr mutig gesehen, wenn es für mich völlig selbstverständlich war.
Ein Ratschlag zum Erfolg?
Man sollte das tun, was man wirklich kann, was den eigenen Strukturen der eigenen Identität und den jeweiligen Begabungen entspricht. Man sollte seine Grenzen kennen und akzeptieren, sollte nicht abheben, am Boden bleiben, Chancen erkennen und wahrnehmen. Schließlich braucht man auch eine Portion Glück.