Zur Karriere von Martina Fürpass
Wie war Ihr Werdegang?
Mein Vater ist gelernter Malermeister und Berufsschullehrer. Mit 42 Jahren holte er am Abendgymnasium die Matura nach, sowie die berufspädagogische Akademie. Sein Einsatz, einen zweiten Bildungsweg zu beschreiten hat mich sehr geprägt. Meine Mutter war Chefsekretärin im Diözesanmuseum Graz/Seckau, bevor sie ihren Beruf zu Gunsten der Erziehung meines jüngsten Bruders aufgab. Ich absolvierte die Hauptschule und wechselte in der neunten Schulstufe in das Oberstufenrealgymnasium. Mein Wunsch wäre es gewesen nach dem Abitur ein Studium im geschichtlichen Bereich zu absolvieren. Aufgrund der schlechten Berufschancen in diesem Bereich wurde mir nahegelegt andere Studienzweige, vor allem im wirtschaftlichen Bereich anzustreben. Da mich Wirtschaft nicht interessierte, verlor ich den Willen die Matura zu machen. Mehr durch Zufall bekam ich eine Lehrstelle als Floristin. Die Lehrbedingungen entsprachen aber keinstenfalls dem, was gesetzlich vorgeschrieben war, so daß ich mit Unterstützung meiner Eltern diese Lehre abbrach. Trotzdem ich nie im Sekretariatsbereich arbeiten wollte, nahm ich eine Lehrstelle als Bürokauffrau an und schloß diese Lehre nach drei Jahren Ausbildung ab. Da ich nicht mein restliches Leben mit klassischer Büroarbeit verbringen wollte, sondern mehr im Kontakt mit Menschen, wechselte ich meine Arbeitsstelle, und begann als Bürosekretärin der Katholischen Schüler und Schülerinnen Jugend/Stmk. (KSJ). Diese Aufgabe zeichnete Teamarbeit, organisieren von Veranstaltungen und Seminaren, sowie Öffentlichkeitsarbeit aus. Durch meine Arbeit in der KSJ lernte ich die Katholische Arbeiter- und Arbeiterinnenjugend/Stmk. (KAJ) kennen. Diese Jugendorganisation engagiert sich für die Anliegen junger ArbeiterInnen, Lehrlinge, Arbeitslose, welches mehr meinem Interessensgebiet entsprach. So begann ich vorerst ehrenamtlich in der KAJ mitzuarbeiten. Es war eine logische Konsequenz, daß ich ganz in die KAJ wechselte und später Diözesansekretärin für die Steiermark der KAJ wurde. Der Aufgabenbereich war sehr vielfältig - Organisation und Durchführung verschiedenster Seminare und Veranstaltungen, politisches Kampagnen und Aktionen, Zusammenarbeit mit verschiedensten Organisationen im ArbeiterInnenbereich. Mein gesellschaftspolitisches Denken und Handeln wurde in dieser Zeit stark geprägt. Nach meiner hauptamtlichen Zeit in der Steiermark übernahm ich die Aufgabe der Bundesleiterin der KAJ/Österreichs, übersiedelte nach Wien und begann meinen zweiten Bildungsweg an der Bundesakademie für Sozialarbeit. Durch mein Engagement und meine Arbeit in der KAJ - einer verbandlichen Jugendorganisation - lernte ich mit Gruppen zu arbeiten, leiten und motivieren, weiters gesellschaftspolitische Zusammenhänge zu erkennen, zu beurteilen und Handlungen zu setzen. Internationale Arbeit, Frauenarbeit und der Einsatz für jene die von unserer Gesellschaft ausgegrenzt werden, wurden zu meinem persönlichem Anliegen. Meine Diplomarbeit schrieb ich zum Thema Mädchenarbeitslosigkeit, in der ich auch hervorhob, daß Frauen verstärkt wichtige Entscheidungspositionen in Gesellschaft und Politik zu übernehmen haben. Als ich gefragt wurde, mich für den Posten der Generalsekretärin des Österreichischen Bundesjugendringes zu bewerben, welchen ich von meiner bisherigen Arbeit bereits kannte, überlegte ich nicht lang und sandte meine Bewerbung ab. Trotz der vielen Bewerbungen, und trotzdem, daß dieser Posten in den letzten Jahren immer von Männern besetzt war, bekam ich diese Stelle. Dies führe ich vor allem auf die Kompetenzen zurück, die ich in meiner Arbeit in der verbandlichen Jugendarbeit erworben habe. Diese Funktion übe ich nun seit Hebst 1998 aus.