Zum Erfolg von Petra Soher
Was ist für Sie Erfolg?
Erfolg ist das, was man aus einem Ziel macht. Ich verfolge ein Ziel, bis ich es geschafft habe. Erfolg ist aber nicht gleichzusetzen mit Geld. Erfolgreich bin ich, wenn bei einer Modeschau die Models rausgehen und ich die fertige Kollektion sehe. Das ist Motivation.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Zum Teil - es gibt Höhen und Tiefen. Das ist auch gut so, ohne Tiefen gäbe es auch keine Höhen.
Wie sieht Sie Ihr Umfeld - als erfolgreich?
So richtig habe ich das noch nicht gehört, aber ich höre, dass wir die kommende Designergeneration sind, und wir werden mit Helmut Lang verglichen. Man sieht auch das Presseecho, ich habe aber immer im Hinterkopf, dass wir davon noch nicht leben können. Ich sehe es als positiv, dass wir auch schon Neider haben.
Wobei haben Sie sich erfolgreich entschieden? Bei dem Entschluss, gemeinsame Sache zu machen, bei der ersten Kollektion und dabei, damit zu Diva zu gehen. An diesem Tag hatten wir Glück und trafen auf die richtigen Leute. Ich hatte damals den Job bei Giesswein, und Fredi machte die Arbeit hier ganz allein. Es war richtig, dass ich damals den Job in Tirol aufgab und nach Wien zurückkam.
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Die Modepreise waren sehr wesentlich. In der Modeschule will jeder selbständig werden. Mit einem Partner zusammenzuarbeiten, ist aber sicher kreativer, man zieht sich gegenseitig mit. Wir haben auch die Finanzierung ohne große Kredite selbst in die Hand genommen, das sehe ich auch als Erfolg. Wir hatten eine Vision, Ehrgeiz und den Glauben, dass es funktionieren wird. Jeder für sich allein hätte vermutlich nicht den Erfolg - zu zweit schaffen wir einfach mehr. Wir wussten auch beide, dass es ein steiniger Weg ist, aber wir haben den Glauben, setzen uns Ziele und bleiben dran.
Welche Rolle spielt die Familie? Ich finde bei meinen Eltern immer Halt. Die Entscheidung, Hetzendorf noch an die erste Modeschule anzuhängen, war auch eine richtige Entscheidung für mich. Mein Vater war damals darüber nicht sonderlich glücklich, aber heute bereut er es auch nicht mehr, und meine Eltern sehen, dass mein Weg richtig ist. Unsere Eltern wissen, dass wir Draufgänger sind und mit den Problemen fertig werden. Sie vertrauen uns und pushen uns.
Welche Rolle spielen Mitarbeiter? Fredi ist ein absoluter Perfektionist, und wir kontrollieren auch alles selbst. Bei der dritten Kollektion hatten wir eine gute Mitarbeiterin, die uns Tag und Nacht half, so jemanden würde ich mir wieder wünschen. Heute müssen wir noch beide hinter der Nähmaschine sitzen, aber das gibt uns auch Professionalität, und wir werden immer schneller.
Kennen Sie Niederlagen?
Wir fallen seit zwei Jahren immer auf die Butterseite, eine wirkliche Niederlage gab es noch nie. Nach der Schule ging ich in New York mit meiner Mappe von einem Designer zum anderen und hatte nach zwei Monaten noch immer keinerlei Erfolg. Das war deprimierend, aber auch eine gute Erfahrung.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Wir sind jung und haben Power. Wir sind beide selbstbewusste Energiebündel. Wenn ich die Models am Laufsteg sehe, gibt mir das einen Kick. In der Schule waren wir Konkurrenten, und wir waren beide unglücklich, dass wir ausgesucht wurden, um gemeinsam nach Paris zu fahren. Wir waren überrascht, dass es dann doch funktionierte. Mode ist auch etwas sehr Weitläufiges, und Ideen kommen von vielen äußeren Eindrücken, wie z.B. Filmen, Natur, etc. - Think Positiv.
Ihre Ziele?
Eine Boutique, einen Agenten für den Vertrieb und einen Sponsor, der es uns ermöglicht, unsere Mode einem größeren Kreis zu präsentieren, zu finden. In ein bis zwei Jahren wollen wir auch den internationalen Markt erforschen - Wien ist ja nicht gerade eine Modestadt.
Haben Sie Anerkennung erfahren?
Ja, von anderen, die in derselben Branche arbeiten. Wir bekamen auch von Firmen Stoffe, wurden von der Stadt Wien ausgezeichnet und von Dr. Zilk und Kulturstadträtin Laska gesponsert.
Ihr Lebensmotto?
Ziele setzen, dranbleiben, positiv denken und nicht aufgeben.
Haben Sie Vorbilder?
Helmut Lang, der es aus der tiefsten Arbeiterklasse heraus geschafft hat, ebenso wie Jean Paul Gaultier, der alle Höhen und Tiefen durchmachte, sogar aus dem Atelier ausziehen musste und trotzdem weitermachte. Ich bewundere Leute, die es ohne Geld aus eigenem Können heraus schaffen.
Ein Ratschlag für Erfolg? Sich nicht unterkriegen zu lassen und nicht ungeduldig zu werden. Nicht zu Beginn größenwahnsinnig zu werden, sondern Schritt für Schritt zu machen. Nichts geht von heute auf morgen. Mode ist eine besonders harte und überlaufene Branche, es gibt viele kreative Leute, in Wien gibt es aber keine Agenten und keinen guten Vertrieb. Schade, dass hier keine große Modebranche vorhanden ist. Sehr wichtig sind gute Connections, auf Hilfe von außen ist man angewiesen.