Zum Erfolg von Gertraud Kosicek
Was ist für Sie Erfolg? Dieser Begriff führt meiner Ansicht nach zwei verschiedene Ebenen. Erstens gibt es hier den privaten Erfolg, sprich eine intakte, funktionierende Familie, deren Basis in meinem Fall eine glückliche Ehe, die von Spontanität und Akzeptanz der anderen Persönlichkeit geprägt ist, darstellt. In zweiter Linie gibt es dann noch den geschäftlichen/beruflichen Erfolg, dessen Grundvoraussetzung wiederum meiner Meinung nach der private Erfolg sein muß, um eine übergreifende Harmonie zu ergeben. Viele Menschen verzichten oft auf privates Glück, um unter allen Umständen an ihrem beruflichen Erfolg arbeiten zu können- ich jedoch hätte auf alle Fälle die Wahrung meiner privaten Harmonie dem geschäftlichen Erfolg vorgezogen. Beruflicher Erfolg definiert sich dahingehend, daß man täglich resümieren kann, vorgenommene Dinge auch umgesetzt zu haben, die dem Unternehmen, für das man arbeitet, fördernd und zuträglich sind. Natürlich erfordert diese Einstellung und Umsetzung derartige Identifikation mit dem Firmenziel, daß man auch bereit ist, ein Wochenstundenpensum zu liefern, das sicher 55 Stunden in der Woche nicht unterbietet. Erfolg ist immer mit gewissem Risiko und dem entsprechenden Mut dazu verbunden.
Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
Niederlagen sind eine wichtige Komponente auf dem Weg zum Erfolg. Wie sieht Sie Ihre Familie? Mein Mann schätzt es, eine Frau zu haben, die weiß, was sie will, auch meine Kinder sind sehr stolz auf meine Berufstätigkeit, denn ich bin trotz allem Ansprechpartner für jedes Problem geblieben, was ich als Indikator meiner Fähigkeit, berufliches Zeitpensum mit privatem Leben in Konsens zu bringen, sehe.
Was macht Ihren spezifischen Erfolg aus?
Ich denke, daß ich einfach mehr Energie als der Durchschnittsmensch in mir führe, denn ich setze Feierabend nicht mit sich ausruhen gleich, ich führe auch privat ein sehr agiles und aktives Leben. Es kann schon oft vorkommen, daß ich Kollegen von einer morgendlichen Golfpartie mit meinem Mann erzähle und schon Pläne für den kommenden Abend schmiede, daß ich dann von meiner Umgebung ungläubiges Kopfschütteln ernte, weil unsere Redaktion - immerhin betreuen wir vierzehn verschiedene Zeitungen, da ist Wahrung des Überblicks und Streßmanagement schon gefragt- arbeitsmäßig einen Tribut fordert, den andere eventuell als anstrengend wahrnehmen würden. Ich muß aber anmerken, daß auf alle Fälle meine Familie ein Nährboden meiner Energie ist, nicht zuletzt deshalb, weil ich wenig Zeit darauf verschwenden muß, anfallende Probleme in diesem Bereich zu regeln. In meiner langen Babypause habe ich gelernt, sehr schnell zu reagieren und zu entscheiden, und diese antrainierte Flexibilität setzte ich sehr erfolgreich in meinem weiteren Berufsleben ein. Mitarbeiter? Mitarbeiter versuche ich mit bestem Gewissen möglichst gerecht und korrekt zu behandeln, das heißt, ich akzeptiere Mitarbeiter in ihren Leistungen und Fähigkeiten, nicht nach persönlichen Parametern, das vermeide ich ganz bewußt, weil es die Fairness in Frage stellen würde. Wie wichtig ist Anerkennung? Kritik und Anerkennung vertrage ich beides gut, wobei Anerkennung nicht so wichtig ist für mich, sie stellt keinen ausschließlichen Triebmotivator dar.
Haben Sie Vorbilder?
Vorbilder habe ich nicht nötig, es ist mir relativ egal, was andere über mich denken, denn ich selbst bin mein größter Kritiker. Aber ich objektiviere diese Kritik durch meinen Mann, der meine Leistungen immer neutral beurteilt.