Zum Erfolg von Ferdinand Opll
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Individuell gesehen bedeutet Erfolg Freude. Diese Freude kommt mit dem Erreichten. Für mich ist wichtig, daß der Erfolg, sprich also Freude, mit einer gesunden Portion Bescheidenheit gepaart ist. Man darf durch Erfolg nicht übermütig werden. Für den privaten Bereich scheint mir Erfolg kein passendes Wort zu sein. Privat würde ich das Wort Glück verwenden: Glück mit der Partnerin, mit den Kindern und mit Freunden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Sich als absolut erfolgreich zu fühlen würde Stillstand bedeuten. Aus Erfolgen beziehe ich die Motivation, meinen Weg weiterzugehen. Erfolgreich ist ein Status, den es immer wieder aufs neue zu erreichen gilt. Dieses Streben sichert eine Prolongation möglicher Erfolge, verhindert aber nicht eventuelle Rückschläge.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Neben all meinem erworbenen Wissen scheine ich über ein ausreichendes Ausmaß an Kreativität zu verfügen. Im Sinne der Weiterentwicklung des Archivs versuche immer wieder, neue Ideen einzubringen oder von anderen Ideen zu profitieren. Verständnis für und Eingehen auf andere Menschen haben ebenfalls zu meinem Erfolg beigetragen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Relativ bald, nämlich bereits in der Schule. Ich war ein sehr guter Schüler und legte die Matura mit Auszeichnung ab.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Als ich mich entschloß, das Projekt mit der Übersiedlung des Archivs in den Gasometer zu betreiben. Das war ein großes berufliches Ziel, und das Erreichen dieses Zieles war für mich sehr befriedigend. Zum Teil betrachte ich es als meinen persönlichen Erfolg und den meines Teams, zum Teil ist es ein Erfolg für die Stadt Wien, weil ein Archiv für alle da ist, und wenn man es nicht pflegt, verarmt die Gesellschaft. Ich freue mich, daß es mir vergönnt ist, meinen Beitrag dazu zu leisten. Die Umsetzung dieses Projektes betrachte ich als meinen größten Erfolg.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Eine Mischung aus beidem. Imitation kann man auch als eine Orientierung an Vorbildern betrachten. Bei meiner Arbeit schaue ich zum Beispiel, wie die anderen vorgehen, und profitiere von den fremden Erfahrungen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Am meisten freue ich mich über persönliche Anerkennung, sei es von meiner Frau, von Freunden oder Kollegen. Einmal hat mich ein Kollege angerufen und gesagt, daß er mein Buch über das Leben im mittelalterlichen Wien gelesen und es ihm auch sehr gut gefallen habe. Dieses Interesse war für mich wichtiger als eine Rezension, weil es einfach persönlicher Natur ist.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich denke als entschlossener Mensch, der aber auch fähig ist, das Gespräch zu suchen. Dies gilt sowohl für mein berufliches als auch für mein privates Umfeld.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Wir haben einen sehr hohen Akademikeranteil innerhalb des Archivs, der durch die spezifischen Tätigkeiten bedingt ist. Freilich leisten alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg. Ich sehe mich in meiner Position als Erster unter Gleichen. Keine Entscheidung wird ohne Rücksprache mit der Kollegenschaft gefällt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Bei der Auswahl von neuen Mitarbeitern entscheide ich nicht allein, sondern ziehe meinen Stellvertreter und die Personalvertretung hinzu. Darüber hinaus gibt es eine durchaus standardisierte Form des Bewerbungsgespräches. Fachliche Qualifikationen für das jeweilige Anforderungsprofil sind selbstverständlich, aber natürlich lege ich Wert auf schon bestehende Erfahrung mit Arbeiten im Archiv. Weiters ist anhand wissenschaftlicher Publikationen der Bewerber das Engagement für einen bestimmten Bereich gut zu erkennen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Finanzielle Motivation ist nicht immer möglich. Darum ist die Anerkennung und Wertschätzung geleisteter Arbeit am wichtigsten, um die Motivation hoch zu halten. Letztlich hat man an der Motivation aber selbst zu arbeiten.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Durch den Standortwechsel des Archivs in den Wiener Gasometer ist die Wahrnehmung dieser Einrichtung in der nationalen und internationalen Öffentlichkeit enorm gestiegen, denn wir haben alle Möglichkeiten genutzt, um diese Aufmerksamkeit zu erhöhen. Weiters ist es uns gemeinsam gelungen, mit Engagement und Einsatz den Herausforderungen der elektronischen Archivierung gerecht zu werden. Diese Tatsachen stellen einige unserer Hauptstärken dar und sind mitverantwortlich für den guten Ruf dieses Archivs. Wir waren das erste österreichische Archiv mit einer Internetseite und sind darüber hinaus in jeder erdenkbaren Form erreichbar. Weiters stellen auch wissenschaftliche Arbeiten einen unmittelbaren Zusammenhang mit dieser Einrichtung her und leisten einen zusätzlichen Beitrag für die Außenwirkung des Archivs. Eine weitere Plattform stellen Ausstellungen sowie öffentliche Auftritte im Rahmen von Vorträgen und einschlägigen Veranstaltungen dar.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wir leben in einer sich sehr rasch verändernden Zeit. Auch darum hätte ich sehr gerne, daß die Archivare und Archivarinnen in Zukunft ihr Selbstverständnis darin erkennen, Bildner der historischen Überlieferung zu sein, um Einsicht in Vergangenheit und Aussicht auf Erinnerung zu gewährleisten.
Ihr Lebensmotto?
Das ist bei mir Toleranz. Ich versuche immer, Verständnis für andere aufzubringen und in Harmonie mit meiner Umgebung zu koexistieren. Streitkultur bedeutet für mich die Kultur, den Streit zu beenden.