Zum Erfolg von Wolfgang Hötschl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn man merkt, dass die Art und Weise der Beratungstätigkeit sich positiv auf den Prozess auswirkt und damit auch dementsprechende Ergebnisse erreicht werden und wenn man einmal mehr aufsteht als man fällt. Lernen kann man nur aus Niederlagen oder Fehlern.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Als Führungskraft sollte man sich immer vor Augen halten, dass Erfolg nur dann eintreten kann, wenn Denken, Handeln und Ambitionen auf ein gemeinsames Wertesystem abgestimmt werden, sonst gibt es Widerstände, denn eine Zielerreichung mit unzufriedenen Mitarbeitern ist unmöglich. Schließlich steht die Frage im Vordergrund, einen gewissen Zufriedenheitsgrad zu erreichen, ohne dabei auf zukünftige Ziele zu verzichten. In meiner derzeitigen Funktion befinde ich mich in der glücklichen Situation, nur mehr Aufträge anzunehmen, deren Auftraggeber dynamisch agieren und nach neuen Lösungen suchen und diese auch umsetzen wollen. Im Umsetzen behilflich zu sein, macht mir großen Spaß! Mein ehemaliger Job als CEO der Kelly GmbH. war mit vielen Reisen verbunden und irgendwann spürt man, dass sich die geistige Dynamik mit der körperlichen Agilität nicht mehr die Waage hält. Meiner Ansicht nach sollte man das Leben auch genießen und nur jene Dinge machen, die man machen möchte.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
In meiner Beratertätigkeit werde ich sehr oft damit konfrontiert, dass sich die Ansprüche der heutigen Jugend für den Berufseintritt in den letzten zwanzig oder dreißig Jahren völlig verändert haben und von den älteren Generationen nicht mehr verstanden werden. Die Begriffe Work-Life-Balance, Home-Office und Mobile-Computing sind schon eine Selbstverständlichkeit geworden. Der Großteil der Jugendlichen geht davon aus, dass die Arbeitswelt mit dem eigentlichen Leben nichts zu tun hat. Die vorherrschende Meinung der Jugend lautet: „Die Arbeitswelt stellt de facto eine Belastung dar und hält einen davon ab, sein Leben zu leben“. Tatsache ist aber, dass eine sinnstiftende und herausfordernde Arbeit mit entsprechenden Ergebnissen zu Anerkennung und damit Selbstwertgefühl führt. Wenn man die Möglichkeit hat, positive Leistung zu erbringen, bemerkt man relativ schnell, dass die Arbeits- und Lebenswelt ineinanderfließen. Dieser Zustand ist den meisten Jugendlichen nicht bekannt; sie sehen die Arbeitswelt als negativ, weil man angeblich keine Zeit hat für die wesentlichen Dinge des Lebens. Andererseits engagieren sie sich extrem für Themen wie Klimaschutz, diverse Vereinstätigkeiten etc. aus dem Grund, weil man dies nicht als Arbeit empfindet. Einen weiteren wichtigen Punkt möchte ich noch ansprechen. In der „digitalen Welt" kann Home-Office dazu führen, dass sich Mitarbeiter gegenüber dem Unternehmen „entfremden". Wenn Führungskräfte nicht extrem aufpassen, werden sie Mitarbeiterteams nicht mehr zusammenhalten können. Die Teammitglieder können keine persönlichen Beziehungsnetzwerke aufbauen und der Individualismus insgesamt wird immer größer. Dies betrifft sämtliche Branchen und es stellt sich die Frage, wie führt man zukünftig solche Unternehmungen? Eines meiner Ziele sehe ich darin, ein Seminar zu dem Thema „Leadership in der digitalen Welt" anzubieten. Ich bin der Ansicht, dass man mit den Managertools der Vergangenheit in der zukünftigen digitalen Welt nicht mehr das Auslangen finden wird. Man muss als Führungskraft Leadership entwickeln, welche die Personifizierung im Blickfeld hat und somit zeigt, für wen und wofür man arbeitet.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die entscheidende! Als CEO bei Kelly Ges.m.b.H. richtete ich mein Augenmerk darauf, nicht archivierbares Wissen, das in den Köpfen der Mitarbeiter vorhanden ist, somit also die ganze Erfahrung so lang wie möglich im Unternehmen zu halten. Jedes Investment in einen Mitarbeiter, das ihm hilft positive und auch negative Erfahrungen zu sammeln, führt dazu, dass sein/ihr Wissen im Laufe der Jahre immer größer wird. Ich kann mit Stolz auf die Verweildauer des Managements (18,5 Jahre) und aller Mitarbeiter (13,7 Jahre) verweisen. Dieses Know-How im Unternehmen zu behalten, ist unbezahlbar! Einen weiteren wichtigen Aspekt sehe ich in der Teamzusammenstellung; es gibt offensive und defensive Menschen. Es gilt alle Beteiligten in ein System einzubringen und unterschiedliche Kommunikationstypen richtig ins Team einzugliedern. Ein Marketingmitarbeiter kommuniziert anders als ein Produktionsmitarbeiter. Somit sehe ich die Kunst der Führungskraft, hier eine Kommunikationsbrücke zu bauen und jedem Mitarbeiter bewusst zu machen, dass ich ihn brauche. Man sollte auch die Frage stellen, warum schätze ich den oder die Mitarbeiter/in? Es geht nicht darum, was kann der nicht und warum ist er schlecht - sondern, warum schätze ich ihn, und welche Stärke kann der Mitarbeiter in seiner Funktion zur Entfaltung bringen. D.h. ich drehe das Denken um und spiele jedem Beteiligen aus dem Team sein Stärkeprofil zurück, was ihm automatisch das Gefühl von Anerkennung gibt. Wenn man im Team anerkannt wird, stellt sich die Frage - wohin gehen wir und warum? Es geht also um klare Orientierung und Ziele. Meiner Erfahrung nach ist die Leuchtturmfunktion einer Führungskraft darin zu sehen, nicht nur für das Unternehmen zu arbeiten, sondern für jeden einzelnen Teamplayer!
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Ich vertrete die Meinung, dass Mitbewerb unbedingt notwendig ist, weil er Spannkraft und Dynamik erhält und einen dazu zwingt, immer besser zu werden. Wenn es keinen Mitbewerb gäbe, konzentrierte man sich auf sich selbst und verabsäumte, besser zu werden, denn Mitbewerb belebt die Sinne! Protektionismus lähmt. In meiner derzeitigen Tätigkeit ist der Mitbewerber kein Thema für mich. Eine Beratungstätigkeit ist eine höchstpersönliche Leistung und somit einzigartig.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Für mich sind beide Bereiche keine Gegensätze! Die Frage ist nicht, ob ich wenig oder viel arbeite. Da wir prinzipiell brain-worker sind, lässt sich Arbeit und Beruf nicht wirklich trennen. Dazu kommt noch die positive Emotion, die durch die Faszination für die Aufgabe entsteht. Mit Mitarbeitern zu kommunizieren, heißt auch zu spüren, wie es ihnen geht. Dieses Fühlen und Spüren hört nicht um 17 Uhr auf. Wenn ich es schaffe auch in der Familie Interesse für meinen Job zu wecken, dann kann ich auch Verständnis für meine Tätigkeit erhalten. Für mich ist die Work-Life-Balance ein eigenartiger Begriff, weil für mich mein Job keine negative Belastung ist.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es allen Interessenten, welche meine Erfahrung und damit Beratung wollen, zur Seite zu stehen und in einem intensiven Dialog bewusst zu machen, welche Bedeutung Führung hat und wie wichtig es ist, sich von einem Manager zu einem Leader zu entwickeln. In Zukunft wird dies die nächste Entwicklungsstufe sein, welche im digitalen Arbeitsumfeld immer wichtiger wird.