Zum Erfolg von Kathrin Jagersberger-Todt
Was macht Ihren spezifischen Erfolg aus?
Daß ich in der Lage bin, meine Stärken, Fähigkeiten und Neigungen bewußt einzusetzen. Was mir sehr geholfen hat, ist mein starkes Kommunikationsvermögen. Ich bin nicht der technische Freak, der heutzutage gefragt ist, aber ich schaffe es, in diesem Stab von 100 Leuten, in dem es sehr viele technisch- fachspezifische Karrieren gibt, die Ziele des Unternehmers und der einzelnen Mitarbeiter zu vereinigen. Das schaffe ich durch meine Kommunikationsfähigkeit.Was bedeutet für Sie Erfolg? Erfolg ist ein Resultat dessen, was für mich generell im Leben wichtig ist. Nämlich Neugierde, die Bereitschaft, dazuzulernen, die Bereitschaft, mit anderen Menschen an einer Sache zu arbeiten und die Bereitschaft, Leistung zu erbringen.Wie gehen Sie mit Rückschlägen um? Ich denke, ich habe den ersten Rückschlag erlitten, als ich merkte, daß Kommunikation allein kein Vertrauen schafft. Man muß auch kompetent in den Dingen sein, die man von Kollegen fordert, und sich durchsetzen können. Ich versuche Rückschläge durch Gespräche im Freundeskreis zu verarbeiten. Außerdem mache ich eine Fehleranalyse und frage mich, was ich falsch gemacht habe. Aber man muß aufpassen, daß man sachlich bleibt und nicht anfängt, an sich zu zweifeln. Das ist nicht konstruktiv. Und dann muß man sich um Feedback von Mitarbeitern bemühen, offensiv auf Leute zugehen und fragen, was ich besser machen kann. Das kann natürlich ziemlich hart sein, aber man muß auch dankbar für eine ehrliche Antwort sein.Welche Rolle spielen Familie und Freunde für Ihren Erfolg? Das soziale Umfeld ist sehr wichtig für mich.
Haben Sie Vorbilder?
Starke Frauen. Da meine ich auch zum Beispiel eine Mutter, die drei Kinder erzieht.Wie sehen Sie Ihre Mitarbeiter? Als ich Personalverantwortung bekam, habe ich so weiter gelebt wie vorher. Was ich von meinen Mitarbeitern fordere, lebe ich immer vor. Und ich versuche, meinen Mitarbeitern gegenüber nicht die Vorgesetzte hervorzukehren. Natürlich gelingt das nicht immer.Wie werden Sie von Mitarbeitern und Freunden gesehen? Ich glaube, meine Freunde und meine Mitarbeiter sehen mich ähnlich. Ich bin ein offener Mensch, ein guter Zuhörer und jemand, der es vermag, Fähigkeiten, die in jemandem schlummern, zu entdecken und zu fördern. Ich bin in der Lage, aus anderen das Beste herauszuholen. Meine Mitarbeiter und meine Freunde wissen genau, daß sie Vertrauen zu mir haben können, daß ich mich für sie einsetze und ihnen helfe.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Aus meiner Familie und meinen Freunden. Außerdem bin ich ein positiv denkender und optimistischer Mensch. Das ist meine Kraftquelle. Wenn es nicht so gut läuft, versuche ich immer, die Dinge zu relativieren - in den richtigen Proportionen zu sehen. Die Arbeit ist mir zwar sehr wichtig, aber ich bin auch offen für etwas anderes. Auch Literatur und Musik sind etwas, wohin ich mich zurückziehen kann und woraus ich wieder Kraft schöpfe.
Ihre Ziele?
Ich bin im siebenten Monat schwanger und mein Ziel ist, Beruf und Kind vereinbaren zu können. Wobei ich mich in letzter Konsequenz natürlich für das Kind entscheiden würde. Aber mir ist wichtig, nicht nur noch für das Kind dazusein, sondern auch mental weiter am Ball zu bleiben.Welchen Ratschlag für Erfolg haben Sie? Neugierig sein, offen sein und eine gewisse Leidenschaft und Liebe für das zu haben, was man tut. Und natürlich braucht man eine fundierte Ausbildung.
Ihr Lebensmotto?
Ich habe eigentlich kein Lebensmotto. Aber es gibt einen Satz von Rainer-Maria Rilke, den ich sehr schön finde: Sich nach etwas sehnen, bedeutet, sich von den Gefühlen zu befreien, die einen ängstigen. Sich von seinen Ängsten zu befreien und einfach Dinge auszuprobieren, sich zu fragen, was ich zu verlieren habe, und nicht alles so verbissen zu sehen - das finde ich sehr wichtig.