Zum Erfolg von Axel Neumann
Was macht Ihren spezifischen Erfolg aus?
Es gibt zwei Arten von Erfolg: Einmal den Erfolg, den man bei seinen Patienten hat, daß sie einen lieben. Das bedeutet aber nicht unbedingt, daß man ein überdurchschnittlicher Arzt ist. Oder man hat in einem engen Segment der Medizin einigen Erfolg. Ich habe tatsächlich eine Kombination von beiden Arten erreicht. Das haben mir meine Chefs beigebracht. Ich bin jemand, der sich sehr um seine Patienten kümmert, auch um deren Psyche. Im Zusammenhang mit der Chirurgie halte ich das für sehr wichtig. Vor vielen Jahren sagte zum Beispiel eine alte Dame, die bei uns auf der Station lag, Mir kann nichts passieren, denn der Dr. Neumann und der Herrgott passen auf mich auf. Ich glaube, ein Arzt ist in erster Linie dann erfolgreich, wenn ihm seine Patienten vertrauen. Natürlich ist ein Arzt heute auch ein Unternehmer, aber das gewisse Etwas kommt daher, daß man einfach immer ein bißchen mehr tut, daß man mehr auf den Patienten eingeht. Das können einige, aber nicht alle. Und dieses bißchen mehr macht dann den Erfolg aus. Ich weiß nicht, ob man das lernen kann. Es ist ein bestimmter Wesenszug, den man hat, und natürlich schaut man sich schon von anderen auch einiges ab. Aber nicht jeder bekommt dann auch mit, wie es geht. Meine beiden chirurgischen Chefs gingen zum Beispiel in sehr wichtigen Fragen wie dem Umgang mit dem Sterbenden, dem Umgang mit dem Tod, dem Umgang mit Selbsttötung oder Todesunterstützung von Schwerkranken sehr geschickt um. Sie vollzogen einen ethisch sehr guten Weg. Das kann man nur, wenn man sich nicht nur ums Operieren kümmert, sondern auch um den Menschen. Diese Zeit muß man sich aber auch nehmen wollen. Außerdem ist es immer wichtig, daß man lernen kann. Das ist eine Kunst. Ich war immer jemand, der mit minimalem Zeitaufwand extrem gut lernen konnte. Diese Eigenschaft hat sicherlich auch zu meinem Erfolg beigetragen.
Haben Sie Vorbilder?
Ja, man kann sagen, die beiden chirurgischen Chefs, von denen ich schon sprach, sind meine wesentlichen Vorbilder, Herr Prof. Holle und Herr Prof. Schweiberer.Was sind
Ihre Ziele?
Ich wollte mir in einem Spezialgebiet der Medizin einen Namen machen, sodaß nicht nur Patienten aus der Nachbarschaft, sondern aus ganz Deutschland und aus dem Ausland zu mir kommen, um sich behandeln zu lassen. Dieses Ziel habe ich in meinem Fach, der Handchirurgie fast erreicht. Was ich beruflich noch gerne erreichen würde, über die normale Anwendung der Medizin hinaus, ist, etwas mehr Politik daraus zu machen. Also zu ändern, was veränderungsbedürftig ist, und da gibt es vieles weiterzutragen, mitzuarbeiten. Man könnte sagen, es geht um das Vertreten von Verbandsinteressen, aber das ist ja Gesundheitspolitik. Außerdem möchte ich irgendwann aufhören zu arbeiten und zu operieren, um mich anderen Projekten widmen zu können, und auch, um dann etwas mehr Freizeit zu haben.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Hauptsächlich von innen heraus. Außerdem betreibe ich ein bißchen Sport, laufe mit meinem Hund. Und oft fallen mit sehr gute Dinge ein, wenn ich im Stau stehe. Das sind dann die wenigen Minuten am Tag, wenn man ganz für sich alleine ist.Welche Rolle spielt die Familie für Ihre Karriere? Eine sehr große Rolle. Immer dann, wenn es in der Familie Schwierigkeiten gab, ging es auch beruflich schlechter. Eine intakte Familie ist sehr wichtig. Obwohl man natürlich durch den Beruf oft sehr wenig Zeit für sie hat. Aber das ist auch zweischneidig. Die Familie kann auch eine Belastung sein und verhindern, daß man Ziele erreicht.