Zur Karriere von Rimma Eisingerich
Wie war Ihr Werdegang?
Ich komme aus der Provinz in der Ukraine, mein Vater war Arbeiter und meine Mutter Abteilungsleiterin im Bauwesen. Sie war in der Familie in allen Fragen dominant und prägte mich durch ihre starke Persönlichkeit. Zu meinen Eltern und zu meinem Bruder habe ich die beste Beziehung. Mitten in der Ausbildung in einer Fachschule für Chemie traf ich die Entscheidung, aus dem Elternhaus auszuziehen, und nach einiger Überlegung ließ es meine Mutter zu. Ich wohnte im Studentenheim und machte die Schule fertig. Mein Leben veränderte sich schlagartig, als ich mich verliebte und meinen innigsten Wunsch, ein Kind zu haben, realisierte. Die Ehe dauerte nicht lang, und bald war ich mit meinem Sohn allein. In dieser Zeit unterstützten mich meine Eltern voll, und ich dachte schon an die Zukunft meines Sohnes. Einmal hörte ich im Radio, daß man eine Ausbildung für Passagierbetreuung auf einem Kreuzfahrtschiff machen könne, was mir sehr imponierte, weil es unter anderem finanzielle Sicherheit versprach. Es war nur deshalb möglich, weil meine Mutter meinen Sohn übernahm. Die Schule absolvierte ich mit einer Goldmedaille und wurde als einzige auf ein Kreuzfahrtschiff aufgenommen. Nach einem Jahr erfolgreicher Tätigkeit ermöglichte man mir eine Ausbildung im Gastronomiebereich, und nach dem Abschluß dieser Ausbildung betraute man mich mit der Führung des Schiffrestaurants. Ich war nicht nur für das Personal, sondern auch für alle Veranstaltungen und Feste zuständig. Ich lernte einen Mann kennen, der damals zu den Entscheidungsträgern des Landes gehörte und der mich sehr prägte. Er meinte, daß ich mich weiterentwickeln und nach Moskau gehen sollte. Das war Ende 1987, die innenpolitische Situation war angespannt, was mich dazu bewog, den Neubeginn im Ausland zu suchen. Mit dem angesparten Geld kam ich über Umwege nach Österreich, wo ich meine erste Garconniere selbst renovierte und in einem Restaurant im 10. Bezirk als Kellnerin begann. Für meinen Sohn suchte ich eine Privatschule, und wir begannen beide, deutsch zu lernen. Bald warb mich ein Restaurantbesitzer aus dem ersten Bezirk ab. Als er sein Restaurant verkaufte, fand ich durch eine Annonce die Stelle der Geschäftsführerin eines Cafés im 20. Bezirk, in dem ich in fünf Monaten den Umsatz enorm vergrößerte. Der Wunsch, mich selbständig zu machen, wurde immer größer, und 1993 eröffnete ich im 7. Bezirk eine Pizzeria, die bald sehr populär wurde. Dann kamen Änderungen im Privatleben, ich heiratete, und mein Mann überzeugte mich, das Lokal zu verkaufen und mich meiner Weiterentwicklung zu widmen. Ich absolvierte das Goethe-Institut und trat in das Büro meines Mannes ein, der Unternehmer ist und sich weltweit mit Sicherheitsanlagen beschäftigt. Parallel zu dieser Tätigkeit machte ich eine Ausbildung zur Masseurin und entdeckte in mir heilende Kräfte, die ich für die anderen einsetzen wollte. Ich stieg in ein Massagestudio ein, in dem ich bald viele Kunden gewann und zur Mitinhaberin wurde. Mein Interesse galt aber nach wie vor auch der Mode, insbesondere den Schuhen, und auf Ratschlag meines Mannes entschloß ich mich, ein eigenes Schuhgeschäft zu eröffnen. Da ich keine Erfahrung in der Branche hatte, mußte ich sie schnell nachholen. Eine Zeitlang ging ich jeden Tag durch die Stadt, fotografierte Auslagen, sprach mit Verkäufern und Kunden, beobachtete Trends und Kaufprioritäten. Mir war es wichtig, eine exklusive Boutique in der Stadt zu haben, in der die Kunden das finden, was sie anderswo nicht bekommen. Das Schicksal meinte es gut mit mir, ich bekam das Lokal in der Seilergasse und eröffnete 1998 mein Geschäft. Obwohl ich immer sehr gut verdiente, reichte mein Kapital für diese Anschaffung nicht, und mein Mann bürgte für einen Kredit. Dieser neue Schritt in die Selbständigkeit bedeutete gleichzeitig unsere Trennung - nach Aussagen meines Mannes wurde ich zu stark und zu selbständig für ihn.Wie gelang es Ihnen, das anzubieten, was andere nicht anbieten? Mein Streben war, die Ware der Firma Tod´s zu bekommen, die in Österreich schwer zu bekommen war. Das ist eine der derzeit gefragtesten Firmen und somit für mich ein Grund, sie in mein Verkaufsprogramm aufzunehmen. Ich ging zum Vertreter der Firma, äußerte meinen Wunsch und sagte, daß ich, wenn er diesen Wunsch nicht erfüllte, mit dem Präsidenten der Firma sprechen werde, weil ich überzeugt sei, daß ich diese Marke verkaufen müsse. Nach kurzer Zeit bekam ich einen Anruf von diesem Vertreter, und er gab mir die Genehmigung, die Schuhe in Wien zu verkaufen. Für mich ist es wichtig, Ware für Modebewußte anzubieten und sie damit glücklich zu machen.