Zum Erfolg von Wolfgang M. Hickel
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Gestaltungsmöglichkeiten, Bestätigung von außen, und daß es mir gelingt, die Schule positiv zu entwickeln, sowie Anerkennung und Vertrauen meiner Kollegen. Für mich zählt jeder als Mitarbeiter, angefangen von den Professoren bis zu den Bedienerinnen. Erfolg bedeutet für mich auch, Anforderungen positiv gegenüber zu stehen, sie annehmen zu können, daraus zu lernen und sie einem zufriedenstellenden Ausgang zuzuführen. Erfolg muß sich nicht jedes Mal in Zahlen auswirken, ich betrachte es auch als Erfolg, die Lehrkräfte dahingehend zu motivieren, die jeweilige Situation mit innerer Lernbereitschaft anzunehmen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich habe nie mit Verbissenheit die Stelle eines Direktors angestrebt und war mit meiner Tätigkeit als Lehrer und als Lehrervertreter sehr zufrieden. Ich bin auch meiner Frau für ihre Unterstützung sehr dankbar. Unter anderem ist ein Motto von ihr: Weine nicht einer Möglichkeit nach, die du verpaßt hast, und das wirkt auf mich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Ich fühle mich als unruhiger, aber glücklicher Geist, der ständig am Puls der Zeit leben möchte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Indem die Kollegen nach wie vor mit ihren Problemen zu mir kommen und das Gespräch mit mir suchen, indem sich Projekte, die wir ins Leben gerufen habe, positiv entwickeln und unsere Tätigkeit eine öffentliche Resonanz findet. Ich empfinde es als Anerkennung, wenn beim Stellenmarkt die Spezialisten unserer HTL gesucht werden, oder wenn unsere Absolventen eine internationale Karriere machen.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Seit 1995 brachen immer wieder Sparpakete in den Schulbereich ein, daher versuche ich den Lehrern Freiräume zu gewähren, um die kreative Unruhe zu schüren. Wir konnten die Schülerzahl in den letzten drei Jahren um 700 vermehren, daher stehen wir heute vor der Herausforderung, die Räumlichkeiten durch genaueste Planung zu koordinieren. Die größte Herausforderung ist jedoch das Budget, das mit der gestiegenen Schüleranzahl nicht gewachsen ist. Wir erhalten 2,8 Mio. ATS Budget, betreiben jedoch zwölf Labors, von denen jedes einzelne alle sechs Jahre um 400.000 ATS renoviert werden muß. Wir versuchen daher, ausgemusterte EDV-Anlagen zu erwerben und verstärkt in Diplomarbeiten für Unternehmen zu investieren, um selbst wiederum Zuwendungen zu erhalten. Darüber hinaus würden wir laut einer Studie die sechsfache Finanzkraft benötigen, um unser Netzwerk von 350 PCs, für das ein einziger Netzwerkbetreuer zur Verfügung steht, am Laufen zu halten. Weiters sollte bei Aufnahmeprüfungen zukünftig mehr auf die zu erwartenden Berufsfähigkeiten eingegangen werden - der derzeit gültige HTL Test ist meiner Meinung nach nicht ausreichend.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich betrachte unsere Lehrer als zentrales Erfolgselement, daraus resultiert auch die Tatsache, daß wir unsere Schüler als Kunden, nicht als Schulpflichtige betrachten. Ich verstehe die Schule als Dienstleistung und da meine Lehrkräfte mit mir konform gehen, können wir die Probleme des Alltags besser bewältigen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? 70 der hier beschäftigten Lehrer kommen aus der Wirtschaft und verfügen daher über aktuelles Wissen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich pflege einen kollegialen und demokratischen Führungsstil. Ich fühle mich verpflichtet, die Mitarbeiter ständig über unsere Tätigkeit zu informieren und für ihre Probleme immer offen zu sein.
Ihr Lebensmotto?
Wie der ehemalige Vizekanzler Withalm einmal sagte: Nichts anstreben, nichts abschlagen.