Zum Erfolg von Erich Baier
Was verstehen Sie unter Erfolg? Erfolg bedeutet für mich, wirtschaftlichen Ertrag und fachliche Anerkennung zu haben, das heißt auch anerkannt zu werden. Dazu gehört neben Fachwissen, Disziplin und Ausdauer, der Wille zur permanenten Bereitschaft Neues zu erlernen und eine Art Masochismus, damit meine ich, sich zu quälen, um den inneren Schweinehund zu überwinden und nicht in den Trend der Bequemlichkeit zu verfallen.Gab es Rückschläge? Ja, für mich gilt der Ausspruch: Lebenskünstler ist der, der sich aus den Steinen, die am Wege liegen, ein Haus bauen kann. Erfolge sind schön, sie verführen jedoch zu Leichtsinn und dies kann zu Negativerlebnissen führen. Aus Rückschlägen kann man sehr viel lernen, dies ist zwar hart, aber durch diese Schule muß jeder gehen. Das alte marxistische Prinzip: Einsicht in die Notwendigkeit, ist ein Motto. Letztlich ist meine Tochter für mich eine Kraftquelle, die Freude an ihr ist eine große Motivation für mich und somit Quelle vieler Freuden und Balsam für die Wunden des Lebens. Weiters beziehe ich auch meine Kraft aus der beruflichen Tätigkeit. Es ist eine Herausforderung, jemanden zu unterstützen und durch Wissensanwendung und den Einsatz der eigenen Fähigkeiten, anderen einen Vorteil zu schaffen. Potentiellen Mißerfolg charakterisiert folgender Spruch am besten: Man kann die Pferde nur zur Tränke führen, saufen müssen sie selbst.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja und Nein. Ja, weil ich aus dem Nichts etwas aufgebaut habe. Nein, weil es Leute gibt, die erfolgreicher sind. Dies ist nicht übertriebener Ehrgeiz, sondern Selbstschutz um nicht selbstgefällig zu werden. Das heißt ich empfinde mich als erfolgreich und bin dankbar für den Erfolg, doch morgen ist ein anderer Tag und ich beginne wieder auf ein Neues. Die Früchte der Arbeit sollte man genießen können, daran denken, wie es bisher war und was eingesetzt wurde, um dies zu erreichen. Ebenso sollte man nie überheblich werden, am Boden der Realität bleiben, dankbar sein, daß es einem gut geht und nicht verächtlich auf andere schauen, die es nicht erreicht haben, oder auch nicht die Möglichkeiten dazu hatten - denn Glück gehört auch dazu. Gab es Vorbilder? Ja, meinen Großvater, der kriegsversehrt vom Krieg zurück kam und im Laufe der Zeit zum größten österreichischen Gastronomen wurde. Mit Disziplin und Arbeitskraft hat er es geschafft, den Wiener Rathauskeller zu dem zu machen, was er wurde und führte seinerzeit das gesamte Flughafen-Catering durch, das später von der Airrest übernommen wurde.Wie sehen Sie die Bereiche Privatleben und Beruf? Ich bin kein Morgenmensch und kann bis zwei Uhr Früh arbeiten. Bedingt durch den hohen Zeitaufwand meines Berufes, hatte ich das Gefühl die ersten Lebensjahre meiner Tochter versäumt zu haben. Ich habe durch meine Tochter bemerkt, daß es mehr gibt, als den Beruf. Durch ihr Wesen hat sie mich eingenommen und ich zwinge mich z.B. früher aufzustehen um sie in die Schule zu bringen, man bekommt dafür sehr viel zurück. Dieses Verhalten hat sogar einmal dazu geführt, daß ich einen wichtigen Termin im Ausland versäumt habe, weil ich mit meiner Tochter sehr lange telefonierte. Ich versuche auch mit ihr gemeinsam etwas zu unternehmen. Sonntags, wenn ich z.B. am Nachmittag ins Büro fahre, nehme ich sie mit. Ich erklärte ihr auch, warum ich in meiner Kanzlei bin, und jetzt wo sie größer ist, versteht sie es auch. Wir haben ein inniges Verhältnis und ich nehme dafür auch gewisse Abstriche in Kauf.Wie sehen Sie die Situation mit den Mitbewerbern? Ich freue mich über jedes Mandat, das ich bekomme und ärgere mich über jedes Mandat, das ich verliere. Längerfristig betrachtet, hat Ärger jedoch keinen Sinn, besser ist es sich auf die Tätigkeit zu konzentrieren. Was war Ihnen wichtiger, Tätigkeit oder Position? Eindeutig die Tätigkeit, weil mein Beruf mir Freude und Spaß bereitet und mich darüberhinaus sehr interessiert.Woher erhalten Sie Anerkennung? Der Grad der Zufriedenheit der Klienten ist für mich wichtig. Anerkennung von Klienten gibt es jedoch nicht, weil man für Geld arbeitet. Die fachliche Anerkennung bekomme ich durch Zuhörer meiner Vorträge und aus verschiedenen Positionen, die ich ausübe, und auch vom Wachstum meiner Kanzlei.Ihr Ratschlag für Neueinsteiger? Man sollte jede Möglichkeit nutzen seine Ausbildung zu steigern, besonders die Umsetzung in der Praxis ist wichtig. Deshalb ist es wesentlich, während des Studiums in einer Steuerberatungskanzlei zu arbeiten. Ich selbst habe z.B. sechs Jahre lang neben meiner Tätigkeit Abendkurse besucht. Wenn man Erfolg haben möchte, muß man auch Kraft und Zeit investieren. Es fällt einem nichts in den Schoß.