Zur Karriere von Gerd Kaufmann
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Meine früheste Kindheit war von den letzten Kriegsjahren und den Schwierigkeiten der Nachkriegszeit geprägt. Ich besuchte Volks- und Hauptschule, zeigte aber keine besonders großen Ambitionen zum Lernen. Auch zu Hause gab es immer wieder Probleme, und mit zwölf Jahren riß ich gemeinsam mit einem Freund von daheim aus. Ich plünderte mein Sparschwein, und wir fuhren von Bruck an der Mur nach Wien. Mein Freund wollte weiter nach Hainburg, wurde dann aber von der Polizei aufgegriffen, während ich freiwillig nach Hause zurückkehrte. Nach dieser Aktion kam ich in ein Internat in der Südsteiermark und absolvierte eine Lehre zum Kfz-Mechaniker. Der Beruf des Elektrikers hätte mich zwar mehr interessiert, es gab aber in dieser Region keine freien Lehrstellen. Als ich die Lehre abgeschlossen und den Präsenzdienst abgeleistet hatte, ergab sich durch meinen Vater die Möglichkeit, bei der Firma Abiko in Schweden zu arbeiten. Mein Vater war Filialleiter eines Werkzeug- und Maschinenhandelsunternehmens und hatte gute Geschäftskontakte und Beziehungen zu diesem Betrieb in Mittelschweden, der sich mit der neuen Technologie der Kontaktpressung beschäftigte. Dies umfaßte ein breites Feld von kleinen Crimpkontakten bis zu hydraulischen Pressen mit dem entsprechenden Verarbeitungsmaterial. Ich brachte durch meine Mechanikerlehre handwerkliches Geschick und technisches Verständnis mit und wurde auch mit dem Aufstellen und der Inbetriebnahme von Produktionsmaschinen betraut. Es war eine tolle, aufregende Zeit, in der ich auch sehr viele interessante Menschen kennenlernte. Mit den Anekdoten aus dieser Zeit könnte man ein eigenes Buch füllen. Schließlich erhielt ich das Angebot, den Vertrieb dieser schwedischen Erzeugnisse in Deutschland zu übernehmen. Das war für mich völliges Neuland, aber ich wagte den Sprung ins kalte Wasser. Es war eine schwierige, aber auch lehrreiche Zeit in meinem Berufsleben. Als der Markt in Deutschland aufbereitet war, entschieden sich die Schweden zum Bau eines Werkes in Euskirchen/Düsseldorf. An diesem Projekt arbeitete ich von Stunde Null an mit und war in allen nur erdenklichen Bereichen tätig - von der Standortsuche über die Inbetriebnahme der Maschinen bis zur Auswahl des Personals. Ich war damals Anfang zwanzig, und eines Tages erschallte der Ruf meines Vaters, ich möge doch wieder nach Hause kommen. Obwohl ich in Düsseldorf recht glücklich war, ließ ich mich überreden und kehrte nach Österreich zurück. Ich begann in jener Firma zu arbeiten, in der mein Vater als Filialleiter tätig war. Leider funktionierte die Zusammenarbeit überhaupt nicht, und in weiterer Folge ließ auch mein Arbeitseifer zu wünschen übrig. In dieser beruflich schwierigen Phase konzentrierte ich mich mehr auf mein Privatleben, ich heiratete, und 1971 kam unsere Tochter Doris zur Welt. Eines Tages kam aber mein ehemaliger schwedischer Arbeitgeber wieder mit einem Angebot auf mich zu. Das Unternehmen verfügte inzwischen über eine österreichische Firma als Generalvertretung, bei der sich meine Kenntnisse gut einsetzen ließen. Aufgrund der angespannten Situation im Betrieb meines Vaters nahm ich diese Chance auf einen Wechsel wahr. Im Zuge dieser Tätigkeit kümmerte ich mich unter anderem auch um den Vertrieb von Maschinen des Schweizer Herstellers Kontakt Systeme, der sich auf die Produktionstechnik im Bereich Printplatten, Löten und Bauteilvorbereitung spezialisiert hatte. Ende 1976 gab es einen Wechsel in der Geschäftsführung, mit dem ich mich nicht anfreunden konnte, weshalb ich die Firma verlassen wollte. Kontakt Systeme in der Schweiz signalisierte jedoch Interesse, die Zusammenarbeit mit mir aufrechtzuerhalten, und ermutigte mich, gemeinsam ein Unternehmen zu gründen. So borgte ich mir von meinem Schwiegervater das nötige Startkapital und gründete am 1. Januar 1977 die Kontakt Systeme Inter GmbH. Die Firma entwickelte sich prächtig, das Vertriebsprogramm und die Produktlinien wurden ständig erweitert. Aufgrund des steigenden Platzbedarfs übersiedelten wir zweimal, und nach einem weiteren Zubau 1994 stehen uns heute über 2500 m Nutzfläche zur Verfügung. (Anmerkung der Redaktion: Seit 2014 in Rente)