Zum Erfolg von Konrad Fiedler
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg hat für mich viele Komponenten. Eine davon ist der wissenschaftliche Erfolg, also das Entdecken neuer Zusammenhänge und das Lösen wissenschaftlicher Aufgabenstellungen sowie die Publikation in einschlägigen Fachmedien. Eine weitere Komponente umfaßt das Wohl der Mitarbeiter und Studierenden. Die soziale Perspektive kommt an dritter Stelle und inkludiert, daß man im Rahmen seines wissenschaftlichen Erfolges auch eine gewisse Absicherung erfährt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Man kann meiner Meinung nach den Wert der erst inhaltlich und dann sozial erreichten Unabhängigkeit nicht hoch genug einschätzen. Die Gelegenheit, ein neues Forschungsdepartment in Wien aufzubauen, ist in jedem Fall eine besondere Auszeichnung für mich. Nach einem Jahr Aufbauarbeit kann der Erfolg des Instituts zwar noch nicht genau definiert werden, die Startphase kann ich jedoch als gelungen bezeichnen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich identifiziere mich sehr stark mit den Themen, mit denen ich mich auseinandersetze; das war schon während der Dissertationszeit so und setzte sich in der postdoktoralen Phase fort. Dieser Hang zur Identifikation mit einem Thema gehört zum Naturell eines Forschers. Eine gewisse Manie ist für erfolgreiche Forschung notwendig. Es kommt bei Menschen in wissenschaftlichen Karrieren oft zu einer zeitlich verzögerten Familiengründung, weil man sich durch den starken Wettbewerb in der Forschung sehr intensiv engagieren muß, wenn man bestehen will. Meine rasche Auffassungsgabe und mein rhetorisches Geschick sind ebenfalls wesentliche Faktoren meines Erfolges. Bestimmt spielt auch meine Begabung für Mathematik eine Rolle.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ein gewisser intuitiver Anteil kommt zu einem grundsätzlich ausgeprägt analytischen Vorgehen, beispielsweise um aus zunächst nicht miteinander verbundenen Einzelaspekten synthetische Hypothesen formulieren zu können. Muster zu bilden ist für wissenschaftliche Lösungen unerläßlich - ein Wissenschafter muß Gesetzmäßigkeiten aufstellen und definieren, sich selbst dabei zurücknehmen und auf einer Metaebene operieren. Experimentelles Vorgehen ist eine wesentliche Komponente, wenn es darum geht, etwas völlig Neuartiges zu entdecken.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Eine einfache Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Mein Elternhaus prägte mich in jedem Fall. Mein Vater war Biologe, gab uns Kindern die Liebe zur Natur mit und regte uns zum Experimentieren und genauen Beobachten an. Jedes Kind ging anders mit dem Angebot der Förderung durch die Eltern um und schlug einen anderen beruflichen Weg ein. Einen bestimmten Mentor hatte ich im Zuge meiner Ausbildung nicht, ich verstand mich aber sehr gut mit meinem Diplomarbeitsbetreuer, Dr. Maschwitz. Er gehört zu den intuitiven und weniger zu den analytisch orientierten Professoren, was ich schon als Student sehr bewunderte, und ich meine, daß wir in den nächsten Jahren noch viel über seine Entdeckungen hören werden. Von einem meiner späteren Professoren, Dr. Hölldobler, konnte ich viel darüber lernen, wie man sich als Professor im Hochschulbetrieb bewegt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gibt relativ klare Grenzen, auch wenn ich eine Reihe von Arbeiten zu Hause erledige. Solange meine Tochter jung ist, bleibt das auch so. Ich bin Biologe mit Leib und Seele, und so kommt es, daß ich auch in meiner Freizeit in der Natur immer wieder etwas entdecke, das an mein Fachgebiet rührt.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Nach einem guten Start ist es derzeit mein Hauptziel, das Institut zu einer gut funktionierenden Einheit zu führen, die zahlreiche Studierende anspricht. Weiters gilt es, ein tragfähiges Netzwerk mit Wissenschaftern aufzubauen und zu pflegen. Als Forscher bin ich persönlich an der Auseinandersetzung mit Themen wie beispielsweise der Biodiversität interessiert.