Zum Erfolg von Otto Musilek
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, in der Lage zu sein, ein Sachgebiet bzw. eine Tätigkeit trotz eines hohen Grades an Freiraum kompetent auszufüllen. Dazu sind neben Fachwissen auch Flexibilität, Kreativität und Kommunikationsbereitschaft vonnöten.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich als äußerst erfolgreich. Ich stamme aus einfachen Verhältnissen und habe keine akademische Laufbahn absolviert, da dies seinerzeit eine zu große Belastung gewesen wäre. Trotzdem habe ich meinen Weg gemacht. Ich hätte mir aber vor zehn Jahren nicht träumen lassen, daß ich einen Geschäftsbereich mit einem (Euro-) Milliardenumsatz leiten würde. Ich bin auch stolz, meine Position ohne jegliche politische Unterstützung erlangt zu haben.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend waren sicherlich die Freude an der Tätigkeit sowie die Identifikation und das Interesse an diesem Bereich. Ich habe nie eine bestimmte Position angestrebt. Es spielte wohl auch Glück eine Rolle, worunter ich verstehe, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Obwohl strategisches Denken verlangt ist, stufe ich operative Tätigkeiten als wichtiger ein, denn ich komme aus der Praxis und beschäftigte mich mit Details der Umsetzung. Damit legte ich den Grundstein für meinen Erfolg. In dieser speziellen Branche gibt es jetzt eine enorme Umstellungswelle, und was zählt, sind strategisches Denken, Kreativität und der Mut, etwas zu bewegen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich strebte meine Position nie an, wobei es mir durchaus gelang, die sich bietenden Chancen wahrzunehmen. Erfolg heißt für mich auch, etwas umsetzen zu können. In diesem Sinne fühlte ich mich schon vor 1997 erfolgreich, weil ich spürte, daß ich wesentliche Dinge beeinflussen konnte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Da gibt es natürlich viele Entscheidungen. Was mich besonders freut, das sind die beiden jüngsten Projekte, darunter Nabucco, die Pipeline aus der Türkei. Hier mußte ich mich auch gegen interne Widerstände durchsetzen, was gar nicht so einfach war. Das gleiche galt für das Regasifizierungsprojekt in Kroatien, das ebenfalls trotz einiger Zweifel erfolgreich durchgesetzt werden konnte.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es gab viele Menschen, die mich im Laufe meiner beruflichen Karriere prägten. Ausdrücklich erwähnen möchte ich jedoch meinen Vorgesetzten in den achtziger Jahren, Herrn Erwin Wachter, der mich, den puren Techniker, auch mit verwaltungstechnischen Dingen in Berührung brachte und so eine wichtige Voraussetzung für meinen späteren Erfolg schuf. Er war mir sowohl Vorbild als auch Mentor, der meinen Weg mitbereitete. Andererseits ist so ein Erfolg auch nur möglich, wenn die Familie mitspielt - was bei mir Gott sei Dank der Fall ist
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Es gibt noch viele zu lösende Aufgaben. Die Liberalisierung stellt uns vor ganz neue Herausforderungen - vom Monopol hin zu einer Wettbewerbssituation. Ein echtes Problem aber ist die Politik, die andere als wirtschaftliche Prioritäten verfolgt, wodurch die Durchsetzung wichtiger Projekte erschwert wird.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir konnten unsere internationale Ausrichtung in den letzten Jahren verstärken, wir verfügen über große Finanzkraft und decken von der Produktion über den Transport bis zur Verteilung sämtliche Bereiche selbst ab.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Kooperativ, beobachtend und stets mit dem Ziel, Chancen zu nützen und besser als die anderen zu sein. Den Wettbewerb sehe ich als Ansporn und Möglichkeit, sich selbst weiterzuentwickeln.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Je höher man die Karriereleiter erklimmt, desto schwieriger ist es, diese Bereiche zu trennen. Wenn die Familie nicht mitspielt und dies nicht akzeptiert, wird man keinen Erfolg haben. Wichtig ist das Verständnis des Partners bezüglich des Zeitaufwandes für den Beruf. Bei Repräsentationsverpflichtungen, die 30 Prozent meiner Zeit in Anspruch nehmen, begleitet mich meine Frau. Wesentlich dabei ist, trotzdem noch ein Privatleben zu führen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man sollte die Bereitschaft mitbringen, das theoretische Wissen mit der beruflichen Praxis zu verbinden. Ebenso zählen Flexibilität, Ehrgeiz und zielorientiertes Handeln. Optimal wäre es, mit Freude an die Tätigkeit heranzugehen und die theoretische Ausbildung dabei zu berücksichtigen. Man sollte Chancen, die sich ergeben, auch ergreifen, aber nie die Motivation verlieren, wenn so mancher Karriereschritt nicht sofort gelingt. Im übrigen möchte ich der nächsten Generation raten, sowohl in der Zeit als auch im Raum flexibel zu sein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, die ehrgeizigen Projekte, die wir derzeit verfolgen, zu einem erfolgreichen Abschluß zu bringen.