Zur Karriere von Raimund Wasgott
Welche waren die wichtigsten Stationen Ihrer Karriere? Obwohl ich ins Realgymnasium ging, empfand ich es nicht als das Richtige für mich, was dazu führte, daß ich in eine HTL wechselte und mich der Elektrotechnik widmete. Die Ausbildung in der HTL brachte mir wesentlich mehr als die bei der Wirtschaftsuniversität und ich kann die HTL nur weiterempfehlen. Dort lernte ich, selbständig zu arbeiten. Man sagte uns, daß wir keine Vorlesungen besuchen müssen und hatten damit einen großen Freiraum. Da es mich aber interessierte, besuchte ich sie und profitierte davon. Die praktische Ausbildung in der Werkstätte brachte mir das Gefühl für die Technik, das analytisch-logische Denken, hat mir später beim Projektmanagement sehr geholfen. Es war hilfreich, um die Kundenbedürfnisse analysieren zu können und für sie eine Lösung zu finden. Die HTL, die ich besuchte, betrachte ich als Schule meines Lebens. So schön es war, wußte ich, daß ich kein Techniker, sondern Manager werden möchte. Logische Konsequenz von dieser Vision war die Wahl der Studienrichtung Betriebswirtschaft. Für mich ist die Konstellation von zwei verschiedenen Berufen - Technik und Wirtschaft, oder Medizin und Ökonomie - eine traumhafte, weil daraus eine positive Wechselwirkung resultiert. Das Studium brachte mir das abstrakte Modellieren bei, was ich als wichtig empfinde und als fruchtbar im Zusammenhang mit meiner praktischen, technischen Erfahrung. Ich lernte an der HTL, sozusagen ein Modell zu gießen und an der WU begriff ich die Werkzeuge der Ökonomie. Um etwas zu planen, muß man zuerst ein abstraktes Modell konzipieren, welches dann in die Realität umgesetzt werden muß. Durch das Kosten-Controlling-System und andere theoretische Kenntnisse lernte ich, wie man mit Kunden und mit dem Markt umgeht. Während des Studiums jobbte ich unter anderem als LKW-Fahrer, als Kellner in einer Disco, wo ich mit dem Konfliktmanagement in Berührung kam. Ein wichtiges Intermezzo war die Arbeit beim Installationsgroßhandel, der dem Kommerzialrat Klomfar gehört, wo sich mein Betätigungsfeld vom Marketing, über den Vertrieb bis zu den Ausstellungen und Gestaltung erstreckte. Die nächsten Jahre verbrachte ich bei der Firma Philips Data Systems als Sales-Trainer, wo ich den Grundstein meiner EDV-Ausbildung legte und mir ein fachspezifisches Wissen aneignete, war für mich auch die beste Vertriebsschule war. Anschließend betreute ich Großkunden und wurde sehr schnell erfolgreich. Zum Teil ist das meiner Persönlichkeit zuzuschreiben, zum Teil den glücklichen Umständen, ich hatte als Kunden die Niederösterreichischen Lagerhäuser und die haben sehr viel gekauft. Nächste Station war bei der Firma Digital, dies brachte eine negative Erfahrung mit sich, in erster Linie dadurch, daß man dort keine Lösungen, sondern nur Technik als solche verkaufte, was meinen Interessen und Intensionen nicht entsprach. Einmal sprach mich der Vorstand der Firma Herba Apotheken AG an und bot mir die Arbeit in der neugegründeten EDV Tochterfirma ME-Data an. Dort habe ich sehr erfolgreich Computersysteme für Apotheken entwickelt und vertrieben. Oft wurde ich im Laufe meiner Karriere von den Headhuntern abgeworben, was aber nicht immer mit den Vorstellungen, die man mir vermittelte im Einklang war. So nahm ich ein verlockendes Angebot von einer Firma an, die sich an der Grenze zum Konkurs befand, wie sich bald herausstellte. Inzwischen hat sich von der ME-Data eine Gruppe abgespalten, die sich mit dem Marketing und Vertrieb von Computerprogrammen für niedergelassene Ärzte befaßte, wo ich einstieg und das Geschäft mitaufbaute. Danach folgte ich dem Angebot eines ehemaligen Arbeitskollegen, der als selbständiger Unternehmensberater agierte, und wirkte bei ihm vier Jahre als technischer Leiter mit. Unser Schwerpunkt war die elektronische Archivierung von Dokumenten. Ich brachte auch diese Firma zum Erfolg, und als mich wieder einmal ein Headhunter anrief und mir anbot eine Wiener Niederlassung der Schweizer Firma IMTF aufzubauen, nahm ich dieses an. Der Aufgabenbereich war der Gleiche wie zuvor, Dokumentenarchivierung. Später erfolgte der Wechsel zur Materna Information & Communikations GmbH, mit der Mutterfirma in Deutschland. Derzeit haben wir 27 Mitarbeiter und ca. 18 Millionen Schilling Jahresumsatz.