Zur Karriere von Wolfgang Simon
Welche waren die wichtigsten Stationen Ihrer Karriere? Ich hatte für damalige Verhältnisse (Nachkriegszeit) eine angenehme und schöne Kindheit. Ich wuchs in einem kleinem Ort in Bayern auf, wo mein Vater (Dipl. Ing. für Maschinenbau) eine Vorstandsposition beim Flick-Konzern inne hatte, die der Familie ein für die 50er Jahre luxuriöses Leben ermöglichte (Kindermädchen, Gärtner und für spezielle Anlässe sogar ein Familienchauffeur). Wahrscheinlich war das auch der Grund, weswegen ich keinen Anlaß sah, mich in der Schule durch besondere Leistungen hervor zu heben. Als ich ca. zehn Jahre alt war, beendete ein schwerer Autounfall meiner Eltern diese Idylle und hatte einen langen Krankenhaus-Aufenthalt meines Vaters zur Folge. Wie es in der dünnen Luft im Management so ist, war er, als er wieder an seinen Schreibtisch zurückkehrte, zur Seite befördert worden. Stolz wie diese Generation nun mal war, hat er, obwohl schon über 50-jährig , eine neue Karriere gestartet. Mit seinen Ersparnissen hat er eine kleine Betonfabrik in Baden Württemberg gekauft und diese im Laufe der nächsten Jahre erfolgreich ausgebaut. Zu dieser Zeit war ich ca. 13 Jahre und hatte immer noch eher die Vorstellung, Rock´n Roll Sänger zu werden als einen richtigen Beruf zu erlernen. Mein technisches Interesse war zwar groß, aber zur Umsetzung in eine Existenz mußte man auch da etwas tun. So erschien mir ein Mittelweg das für mich geeignetste Instrument um es doch irgendwie zu schaffen. Ich ging also auf die Höhere Handelsschule und habe diese dank rudimentärem Interesse an wirtschaftlichen Dingen einigermaßen gut beendet. Konsequent wie mein Vater war verkaufte er nach vier Jahren das Betonwerk, um sich dann relativ früh in den Ruhestand zurückzuziehen. Nach einem erneuten Umzug, diesmal nach Saarbrücken, habe ich dort zunächst, aufbauend auf die Handelsschule, eine verkürzte Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann, ausnahmsweise mit sehr guten Noten (warum ist mir bis heute nicht klar) beendet. Offensichtlich hat mir dies dann doch mehr Spaß gemacht als es ein Kind der 68er Generation je zugeben konnte/durfte, sodaß ich das Wirtschaftsabitur auf der Wirtschaftsfachschule nachholte und dann auf der Fachhochschule in München diplomierte. In diesen Lebensabschnitt fiel dann leider auch der Tod meines Vaters was immer ein schlimmer Schicksalsschlag ist. Eigentlich hätte ich von dem damals ererbten Geld ein paar Jahre lustig dahinleben können, aber die Vernunft hat die Oberhand gewonnen und mich dann doch zum konsequenten Aufbau einer bürgerlichen Existenz bewogen. Nach Erreichen meines Diploms habe ich dann noch versucht ein Jura Studium an der Uni in Saarbrücken anzuschließen, doch war mir das dann ein bißchen zu viel der Karriere und ich habe nach drei Semestern abgebrochen. Weil ich den Spagat von ernstem Berufsleben zur Fun-Generation schaffen wollte, nahm ich eine Assistentenstelle in einem internationalen Marketing- und Schallplattenkonzern an. Nun ging alles Schlag auf Schlag. Das Unternehmen (K-Tel) hatte riesige Erfolge in Deutschland und somit hat man mich als Managing-Director nach Österreich zum Aufbau einer ähnlicher Organisation entsandt. Österreich stellte sich als eines der profitabelsten Länder (pro Kopf) der Welt heraus. Entsprechend wurden wir, ob zu Recht oder Unrecht, gefeiert. Eine weitere eigene Idee brachte uns dann den Zuspruch der ganzen Branche. (und somit auch Neid). Wir begannen im TV Volksmusik zu vermarkten. Das schlug damals wie eine Bombe ein und hat die Firmenergebnisse nochmals nach oben katapultiert. Wie jede Erfolgsstory hat auch diese ihr Ende. In den späten 70er Jahren investierte K-Tel in Ölquellen (damals ein Boom) und verlor massiv. Die Firma geriet in Schieflage. Ich habe dann versucht mit einer eigenen Firma (20 % Anteil) dieses System fortzuführen, aber the good times waren unwiderruflich vorbei. Ich verkaufte meine Anteile wieder, um ein Teleshopping Unternehmen (diese Idee hatte ich aus den USA kopiert) zu gründen. Daß dies wiederum eine In-Branche werden sollte war nicht abzusehen, aber die Chancen standen gut. Das Resultat war eine Firma auf einem neuen spannenden Marktsegment mit bis zu 100 Personen auf der Gehaltsliste. Wie immer, wenn interessante, mit Zukunftsphantasie ausgestattete Organisationen entstehen, kommen Käufer auf den Plan. Da ich nun mal die Gene meines Vaters besitze, habe ich wie er vor 35 Jahren agiert und bin auf das erste Angebot eingegangen. Aber als 50-jähriger in den Ruhestand zu gehen erschien mir dann doch obszön, so habe ich mich nochmals für einen Job begeistern lassen, der wieder einmal in einer Zukunftsbranche angesiedelt ist. Die Telekommunikation. Wie ich dort reüssiere, weiß der Himmel (oder Teufel).