Zum Erfolg von Hans Moll
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg nicht nur die Leistung in den Mittelpunkt zu stellen, sondern auch andere partizipieren zu lassen, gemeinsam erfolgreich zu sein und nicht den Eindruck zu erwecken, selbst der Wichtigste zu sein.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
In erster Linie sehe ich mich als zufrieden. Wenn ich das jetzt an einer fiktiven Skala einordnen könnte, würde ich mich als erfolgreich einordnen, aber es ist soundso alles relativ, was ist schon erfolgreich? Erfolg ist, dass man mit dem, was man erreicht hat zufrieden sein kann und nicht wie es die Märkte vorgeben, alles mehr sein muss, alles schneller zu gehen hat, alles weniger kosten soll, das ist auf Dauer ungesund. Ich bin rundum zufrieden, ich wüsste nicht, was ich anders machen wollte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Die Ausbildung an der Militärakademie kam sehr zum Tragen, auch die militärische Diktion, nichts zu tun, was man von anderen auch nicht will. Das habe ich versucht vorzuleben, im Sport genauso wie in der militärischen Führung. Ich habe mich ums Essen ebenso angestellt, wie alle anderen, im Gegensatz zu Führungskollegen, die sich am Tisch mit weißem Tischtuch bedienen haben lassen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ab dem Zeitpunkt als man zu mir kam und hinterfragte, wie ich arbeite und wie es zu solch guten Ergebnissen kommen kann. Wir haben schon früh beim Militär, das war damals noch sehr unüblich, Evaluierungen bei der Grundausbildung gemacht. Ich habe damit begonnen die Leute immer wieder zu fragen, was ist positiv und was nicht. Da sind wir zu exorbitanten Ergebnissen gekommen. Das hat uns beflügelt, die Leute nicht niederzumachen sondern sie mitzunehmen, um sie als Kampfgefährten zu gewinnen und nicht als Knechte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Meine beste Entscheidung traf ich, so außergewöhnlich es klingt, bei einer Bergtour am Großglockner mit dem gesamten Regiment von 300 Leuten. Am Stüdlgrat überraschte uns ein Wettersturz und ich gab den Befehl zur Umkehr. Diese Entscheidung fiel irrsinnig schwer, denn es gab großen Unmut, wir hatten sogar Fernsehteams mit und keiner wollte zurück. Trotzdem hatte ich mit dieser Entscheidung sicher einige Leben gerettet.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ja, zwei, drei Leute. Der ehemalige Sportoffizier der Militärakademie, Oberst i.R. Hans Schackl, er ist mittlerweile 75 Jahre, klettert im achten Schwierigkeitsgrad, fährt 12.000 Kilometer im Jahr mit dem Rad und schaut aus wie nicht einmal 50. Der Zweite, ein ebenso kantiger Bursche, war mein Lehroffizier an der Militärakademie, Generalmajor i.R. Dr. Wolfgang Schneider, der ehemalige Leiter des Inlandsgeheimdienstes, des Abwehramtes. Er prägte mich in Bezug auf militärische Führungsarbeit, Exaktheit, klare Auftragserteilung usw. Keine Diskussionen, klare Anweisungen und aus. Auch unangenehme Dinge sind klar zu kommunizieren, ohne andere Personen vorzuschicken. Der Dritte war der ehemalige Militärkommandant von Kärnten, Generalmajor i.R. Mag. Gerd Ebner. Er war der einzige Generalstabsoffizier, der meine Entscheidung, nicht in den Generalstab zu gehen, nachvollziehen konnte. Wir sind mittlerweile seit zwei Jahrzehnten sehr gut befreundet.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Aus vielen Auszeichnungen möchte ich die Lebensretter-Medaille der Stadt Klagenfurt hervorheben, die ich für die Rettung eines Mannes vor dem Ertrinken erhielt, indem ich ihn am 23. Dezember aus der Glan rettete.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Das könnte ich anhand von lustigen Geschichten erzählen, aber kurz gesagt: Als Vorbild mit Handschlag-Qualität.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die absolut oberste Priorität. Wir haben uns immer die Zeit genommen, die Leute anzusehen, stets versucht alle Bewerber einzuladen, ein vernünftiges Gespräch zu führen, in diesen vielen Jahren waren es schätzungsweise zweitausend Personen. Immer unter Beiziehung der gesamten Geschäftsführung, eines Psychologen und Führungskräften aus den Regionen. Es wurde stets versucht, eine einstimmige Entscheidung zu treffen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Die beste Motivation ist es, die Dinge vorzuleben. Die Motivation durch sogenannte Trainer mag zwar lustig sein, es ist jedoch keine nachhaltige Motivation. Der Mitarbeiter muss seinen richtigen Platz im Team haben, muss die Wichtigkeit seiner Aufgabe im gesamten Team erkennen, wenn er das tut, ist er automatisch motiviert. Es ist ein Geben und Nehmen, wenn jemand seinen Beitrag leistet, profitiert er wieder davon. Aber nicht so, dass ich etwas gebe und dafür sofort etwas bekomme, sondern ich gebe, bekomme einmal zwei Jahre nichts zurück, aber irgendwann kommt etwas retour. Das wird auch von den Mitarbeitern größtenteils verstanden.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Rund 250 Jahre Erfahrung im Finanzierungsbereich, unser Ausbildungssystem und das Know-how. Ich selbst bin bereits das sechsundzwanzigste Jahr in der Branche, das bedeutet ein hohes Maß an Erfahrung und Flexibilität. Es ist wichtig beweglich zu sein, weil unsere Zeit einfach schnelllebig ist und man auch auf kleine Dinge schnell reagieren muss. Man sollte auch antizipieren, schon wissen was kommen wird, denn in unserem Geschäft handelt es sich um lange Vorlaufzeiten und man muss zeitgerecht wissen, wohin sich der Markt bewegt. Es ist für Kunden sinnvoll schnelle Kurskorrekturen vorzunehmen, wenn es erforderlich ist und Expertisen zu nutzen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das ist mittlerweile kein so großes Thema mehr. Ich unternehme sehr viel mit meiner Gattin, nur beim Sport trennen sich unsere Wege ein wenig. Ich fahre sehr viel mit dem Rad, dafür geht sie lieber spazieren, trotzdem ist die Freizeit leicht kombinierbar. Früher war dies weit schwieriger, heute nehmen wir berufliche und private Einladungen gemeinsam wahr.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Pro Tag etwa eineinhalb Stunden. Ich lese sehr viel, vorwiegend im Internet, sehe mir diverse Studien an, ich halte Gastlektorate auf der Donauuniversität in Krems, muss also immer aktuell informiert sein. Ohne dass ich mich jetzt als Hellseher präsentiere, ich habe Entwicklungen vorausgesehen, weil die einfach so kommen mussten und ich die Kapitalmärkte schon lange kenne. Deshalb werde ich auch häufig von Mitarbeitern und Kunden kontaktiert, die sich auf meine lange Erfahrung verlassen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich empfehle sehr flexibel zu werden, viel auf der persönlichen Beziehungsebene zu arbeiten und die Befindlichkeit der Menschen zu berücksichtigen. Ich glaube, dass dies in Zukunft noch wichtiger sein wird. Die Menschen leiden immer häufiger an einem Burnout, werden mit ihrer Situation kaum fertig. Es gibt Unternehmen, in denen bereits jeder Fünfte zumindest gefährdet ist oder sich schon im Burnout-Stadium befindet. Ich hoffe, dass sich die Krise so zuspitzt, dass man merkt, dass man mit elektronischen Medien nicht alles lösen kann, dass die Kommunikation und das soziale Verhältnis unter den Menschen gleichsam wachsen müssen. Es kann nicht die Zukunft sein, dass die Einen alles haben und die Anderen dafür gar nichts. Das wird nicht funktionieren, dann haben wir die Massen auf der Straße und es wird sogar zu Unruhen kommen. Wenn man sich anschaut, wer in den letzten Jahrzehnten an Spekulationen, an Manipulationen zulasten des kleinen Mannes verdient hat, dann waren dies im Wesentlichen vier, fünf große Bankhäuser, die die Regeln bestimmt und die Kurse beeinflusst haben. Gerechterweise wurden sie dann doch mit hohen Geldsummen bestraft.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Privat möchte ich im Alter von neunzig Jahren noch einmal am Großglockner sein, weiterhin Radfahren, Bienen züchten und beruflich bis zu meinem regulären Pensionsantritt in sechs Jahren mit so viel Spaß weiterarbeiten wie bisher.
Ihr Lebensmotto?
Gesund alt werden, Vorbild sein, Erfolg haben, ohne anderen weh zu tun. Ich möchte den Erfolgsweg nicht auf dem Rücken anderer gehen.