Zur Karriere von Wiki Rasper
Was war für Ihren Werdegang prägend? Meine Familie und unser Familienunternehmen, das seit 1832 in Wien besteht. Mit zwölf Jahren stand ich das erste Mal bei der Kassa in unserem Geschäft, welches mein Vater, Vollblutkaufmann, aus den Kriegsruinen wieder aufgebaut hatte. Mein Vater, eine dominante Persönlichkeit, spielte bei meinem Werdegang eine große Rolle. Ich besuchte das Bundesrealgymnasium im 19. Bezirk, in der Billrothstraße; den Sommer, wo meine Freunde den Urlaub im Ausland genossen, verbrachte ich mit diversen Arbeiten. Mit 15 Jahren arbeitete ich in einer Schuhfabrik an einem Fließband und verwendete dafür jede freie Minute, um eine neue Tätigkeit auszuprobieren. So entlud ich Container, machte andere Sachen und lernte dabei sehr viel. Das war eine harte Schule, die aber ihre Früchte trug. Aufgrund diverser praktischer Arbeiten bekam ich Ahnung von verschiedenen Bereichen, was mich beruflich stärkte. Ich weiß zum Beispiel ganz genau wieviel Zeit man zum Entladen eines Containers braucht und niemand kann mich diesbezüglich täuschen. Ich verspürte immer Verbundenheit zu unserem Geschäft; wenn mein Vater nicht insistiert hätte, hätte ich das Studium der Wirtschaftslehre wahrscheinlich nicht fertig gemacht. Dieses Studium wurde allerdings einmal für zwei Jahre unterbrochen, die ich dazu verwendete, eine EDV-Anlage im Geschäft zu installieren und in Betrieb zu setzen. Eine große Herausforderung war für mich der Sommer 1982, wo ich bei wunderschönem Wetter, wo sich meine Freunde mit Freizeitangeboten eindeckten, Tag und Nacht arbeitete und in zwei Monaten meine Diplomarbeit vorbereitete. Ich wollte mir und meinem Professor, aber auch meiner Umgebung, beweisen, daß ich es schaffe und schloß das Studium sogar mit sub auspicis praesidentes ab. Danach arbeitete ich drei Monate im Kaufhaus des Westens (KDW), wo ich alles von der Pieke auf lernte und es bis zum Abteilungsleiter brachte. Die nächste wichtige Station in meinem Werdegang ist mit der Firma Rosenthal verbunden, wo ich als Konzipient tätig war und mir ein gesundes Fachwissen über Porzellan, Glas und Besteck aneignete. Großen Eindruck machten auf mich die Rhetorik-Seminare, die ich besuchte; damals eine absolute Neuigkeit im europäischen Raum.Wie entwickelte sich Ihre Karriere weiter? Das Credo unserer Dynastie, daß der älteste Sohn das Geschäft übernimmt. Ich hatte zwei Schwestern, für welche mein Vater ein Textil-Geschäft gründete, damit sie eine selbständige Beschäftigung haben. Eine der Schwestern kam bei einem Lawinenabgang ums Leben, die andere, Daniela Birkmeyer, führt das Geschäft Rasper Madame. Seit 1982 arbeite ich fix in unserem Unternehmen, und seit 1991, als der Vater nach dem Tod meiner Schwester Moki sich vom Geschäft zurückzog, erfülle ich de facto die Funktion des Geschäftsführers.Was ist Ihr Beitrag zur Entwicklung der Firma? Ich bin ein kreativer Mensch und beschäftige mich sehr gern mit Marketing. Ich brachte viel zur Entwicklung der Werbelinie ein und zur Gestaltung unserer 400 Websides im Internet. Im Geschäft wurde viel umgebaut und in der letzten Zeit eröffneten wir eine Rosenthal-Abteilung, von welcher wir viel erwarten. Als Zwanzigjähriger führte ich den Wirtschaftsmarkt Tavola ein, wo Menschen, die keine besonders dicke Brieftasche haben, schöne Sachen zu einem moderaten Preis kaufen können. Großen Erfolg hat unser Geschäft Casa, welches auf die Bedürfnisse jüngerer Leute abgestimmt ist. Außer unserem Hauptgeschäft am Graben haben wir noch Standorte in Grinzing, Vösendorf und im dritten Wiener Bezirk.