Zum Erfolg von Walter Welledits
Was ist für Sie persönlicher Erfolg? Die Summe verschiedener Dinge: Die Basis ist das Wissen, der Ehrgeiz, seine Ziele zu verfolgen, die Rückstellung des Privaten, denn der Beruf geht immer vor. Glück gehört natürlich auch dazu. Hat man einmal Erfolg, ist das der Turbo für die weitere Aktivität, das heißt, dann will man wieder mehr. Man arbeitet am Feiertag, am Wochenende, am Abend. Mein Vater ist - ohne in Pension zu gehen - mit 78 Jahren gestorben und war den Tag davor noch in der Firma.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Man soll sich selbst nicht loben, aber sicherlich ist ein 75 Jahre altes Familien-Unternehmen ohne größere Verluste zu führen ein Erfolg.
Was soll man auf dem Erfolgsweg beachten, was vermeiden? In der heutigen Zeit muß ich einmal alles gründlich prüfen und mich dann auf meinen ersten Eindruck verlassen. Meine gemachten Fehler passierten meistens auf Mißachtung desselben. Fehler kann ich nur machen, wenn ich auch Entscheidungen treffe. Die Analyse ist das Wesentliche: Zu schauen, was tut sich auf dem Markt, was kann ich anders machen? Heutzutage, wo sich große internationale Konzerne bilden, ist es für den einzelnen immer schwieriger, sich auf geschäftliche Sachen einzulassen. Eine Selbständigkeit ist ja nicht immer für den Erfolg maßgebend: Ich kann auch erfolgreich sein, wenn ich mein Wissen oder meine Ideen in einen anderen Betrieb einbringe. Die Basis ist ein geordnetes Familien- und Privatleben: Wer den Frieden zu Hause hat, hat auch die Kraft in seinem Beruf.
Ziehen Sie große Ziele den kleineren vor? Man kann nur Schritt für Schritt gehen. Ich bin der Mensch, der das Risiko so klein wie möglich hält und daher einen Fuß vor den anderen setzt.
Wie stehen Sie zu Teamarbeit? Das Wesentliche ist, daß man gute und verläßliche Mitarbeiter um sich hat. Jeder einzelne trägt einen kleinen Teil zum Erfolg bei, den man als Einzelkämpfer nicht erreichen kann. Ich sehe das Unternehmen mit unseren Brauanlagen in 27 Ländern der Welt nicht nur als meinen Erfolg, sondern auch als den der Firma, meines Sohnes sowie meiner Mitarbeiter.
Wie begegnen Sie einem Mißerfolg? Auch ich hatte diesen. Man geht nicht anders damit um, als wenn einem das Haus über dem Kopf zusammenfällt. Ich muß halt einfach wieder von vorne anfangen. Ich war bei Kriegsschluß zwölf Jahre alt und mußte erleben, wie wir unsere Firma, unser ganzes Privatvermögen und die Wohnung verloren. Wer diese Situation durchgemacht hat, der weiß, daß es gar nicht so schwer ist, aus einem Mißerfolg wieder in den Erfolg zu kommen.
Gibt es eine Lebensphilosophie oder ein Vorbild? Letzteres ist der Fall. Ich erinnere mich noch gut, daß mein Vater oft Rechnungen umschreiben ließ, wenn die letzten Stellen bei Groschenbeträgen nicht stimmten. Als ich ihm sagte: Du, dieses Umschreiben kostet viel mehr! entgegnete er: Darum geht es nicht, weil als Kaufmann muß man immer korrekt sein! Es darf nie passieren, daß man unwahre Äußerungen macht, auch wenn es nicht immer leicht ist, im kaufmännischen Verkehr hundertprozentig bei der Ehrlichkeit zu bleiben. Die Prägung, die man vom Elternhaus erhält, begleitet einen Menschen den ganzen Lebensweg.
Wo liegen die Spezialitäten des Unternehmens? Wenn ich heute etwas mache - und das gehört zu meiner Erfolgsphilosophie, muß ich etwas angehen, das mich von den anderen abhebt. Laufe ich hinten nach, ist das ungefähr so, als trete ich bei einem Marathonlauf an und weiß schon im vorhinein, daß ich irgendwo als die Nummer 250 klassiert werde. Gehe ich so ins Rennen, werde ich mich unterwegs auf ein Parkbankerl setzen und sagen: Das war's! Das heißt, ich muß ein Produkt präsentieren, von dem ich überzeugt bin. Im Geschäftsverkehr ist das Wichtigste, meine innere Überzeugung auf den Interessenten übergehen zu lassen. Heute können wir sagen, daß wir unser Bier in einer Kleinbrauerei nicht teurer als jede Großbrauerei produzieren und noch dazu umweltfreundlicher. Denn das Endprodukt, das ja zum Großteil aus Wasser und Verpackung besteht, müssen wir nicht über tausende Kilometer transportieren, sondern verkaufen es am Ort des Konsums. Wir haben mit unserer Technologie Geschichte geschrieben, denn die Wiege des untergärigen Bieres stand in Wien. Viele Trittbrettfahrer der Wirtschaft versuchen das heute zu kopieren. Man muß zum richtigen Zeitpunkt die richtige Idee und das Wissen haben, diese Eingebung umzusetzen. Das kämpferische Naturell, dieses durchzustehen und zu verwirklichen. Und wieder sind wir da, wo wir am Anfang waren, daß Erfolg die Summe von verschiedenen Faktoren ist, denn Erfolg kann man sich nicht kaufen. Das Salm Bräu am Rennweg ist das Tüpferl auf dem i, denn als Anlagenbauer sollte man mehr wissen und können und einen Betrieb haben, wo man seine Kunden einschult und ihnen zeigt, was für ein Endprodukt man erzeugen kann. Das war ein Wunschtraum, den wir uns erfüllten und so ein Riesenerfolg, daß ich selber an manchen Abenden in meinem eigenen Lokal ein Eckerl finde, um irgendwo ein Glas Bier zu trinken. Wir geben das Beste, denn unser Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Heute kann ich sagen, daß es technisch nicht möglich ist, ein besseres Bier zu brauen als wir: Nicht umsonst haben wir auf der ganzen Welt mit unserem Bier Wettbewerbe gegen Großkonzerne gewonnen.