Zum Erfolg von Ruprecht Hattinger
Was ist für Sie persönlich Erfolg? Erfolg ist das Resultat einer Haltung, einer Zusammenarbeit mit Menschen, die in eine Richtung gehen, sich einem Konzept verpflichten und in letzter Konsquenz das erreichen, was sie wollen. Für mich ist Erfolg stark mit Willensbildung verbunden. Erfolg ist etwas Gesamthaftes für mich und setzt voraus, daß man echt ist und nichts anderes sein möchte - auch nichts anderes darstellt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Heute sehe ich mich als sehr erfolgreich, denn ich kam zu einem Unternehmen, in dem ich mich gut darstellen kann. Rittal und ich passen perfekt zusammen. An den Geschäftsziffern ist der Erfolg abzulesen, der auch von den Eigentümern honoriert wird. Das Gesamtunternehmen - bestehend aus 40 Gesellschaften - vermittelte mir eine angesehene Position. Schon in meiner Zeit bei Philips wurde mir die Verantwortung der Mitarbeiterführung übertragen und es faszinierte mich, mit Menschen zu arbeiten. Ich hatte in meinem Berufsleben klare Ziele und wollte ein Unternehmen leiten und führen. Das erreichte ich - dazwischen war ein langer Lern- und Formungsprozeß, denn Führen muß man echt, glaubhaft und authentisch können. Ich schaffte es auch, 30 Jahre in Harmonie mit meiner Frau zusammenzuleben - das sehe ich auch als Erfolg: in eine Familie eingebettet zu sein, in der alles stimmt.
Was bedeutet Ihnen persönliche Anerkennung? Lob ist mir fast ein bißchen unangenehm. Eine an der Spitze stehende Führungskraft muß sich auch damit begnügen können, wenn der Gradmesser - die Bilanz eines Unternehmens - positiv ist. Ich muß selbst mit meiner erbrachten Leistung zufrieden sein, wenn ich mein Bestes gab und letztendlich das herauskam, was ich mir erwartete.
Ziehen Sie große Ziele den kleineren vor? Ich bin vom Typ her der Mensch, der kein extremes Darstellungsbedürfnis hat. Was heute zählt und meine weiteren Ziele betrifft, ist die Frage, wie weit bin ich in der Situation, in der ich mich befinde, in Harmonie? Das ist für mich ein wichtiger Punkt und derzeit befinde ich mich in einer idealen Harmonie: das Unternehmen wächst und gedeiht, wir bilden ein gutes Team und die Mitarbeiter sind zufrieden. Mir genügt es, die jetzige Situation weiterzuführen und zu sagen: Wir können verdoppeln! Das ist ein schönes, anspruchsvolles Ziel.
Wie stehen Sie zu Teamarbeit und Motivation? Ich hielt es immer so, daß ich selbst an der Basis arbeitete: ich muß die Kompetenz haben und genau wissen, was wirklich passiert. Das bedeutet auf der realen Ebene, daß ich Kunden besuche und hinterfrage, was deren Bedürfnisse sind und was wir tun müssen. Ich muß in der Lage sein, den Mitarbeitern zu vermitteln, was ich möchte, damit meine Ziele zu deren Zielen werden und sie selbständig agieren lassen. Ich arbeite grundsätzlich erfolgsorientiert und gebe keine Anweisungen, sondern sage meinem Team: Bitte, seht zu, wie ihr zu diesen Ergebnissen kommt ! Das ist ein wesentlicher Motivationsfaktor.
Nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre Mitarbeiter aus? Wir wissen aus der Psychologie, daß sich rasch herausstellt, ob zwei Menschen miteinander können (nach heutigem Stand in acht Sekunden). Ich habe ein Bewertungsblatt für Kandidaten, wo zwar Ausbildung, beruflicher Werdegang, persönliche und fachliche Eignung stehen. Aber ganz oben Erster Eindruck! Ich zwinge mich und Mitarbeiter, die Leute aussuchen, in zwei Sätzen zu formulieren. Was war der erste Eindruck des Menschen, wie ich ihn sah?
Wie begegnen Sie einem Mißerfolg? Ich behaupte, jemand, der erfolgreich sein möchte oder ist, soll auch erlebt haben, wie es ist, ganz unten zu sein. Dann kann man sich die Frage stellen: Habe ich meine Lehren daraus gezogen?
Wo liegen Ihre persönlichen Stärken? Ich kann vermitteln und klar zeigen, was ich möchte. Mit großem, persönlichem Einsatz arbeiten und so gelang es mir Mitstreiter zu finden, die dann sagen: Das ist eine Idee, mit dem Hattinger zieh'n wir mit und packen's gemeinsam!
Gibt es eine Lebensphilosophie? Ich bin durch Selbstanalysen und östliche Techniken geprägt. Zen ist eine Geisteshaltung, die mir persönlich entspricht und ganz wesentlich für das Dasein ist - auch im Geschäft.
Welche Spezialitäten bietet Ihr Unternehmen? Rittal ist ein außergewöhnliches Unternehmen. Der Gründer (Rudolf Loh) begann 1961 Schaltkästen in Großserie automatisiert zu fertigen. Der Sohn ist heute Alleininhaber der Untrnehmensgruppe (mit über 6000 Beschäftigten) und brachte diese Idee zur Perfektion. Rittal ist Weltmarktführer bei Schaltschränken, Gehäusetechnik, Klimakomponenten, Datentechnik, und eines der stärksten wachstumsorientierten Unternehmen. Der konsequente Punkt ist, das zu tun, was man sich vornahm: Just do it!