Zum Erfolg von Michael Juritsch
Was ist für Sie Erfolg?
Akzeptanz der erbrachten Leistung; Anerkennung durch Mitarbeiter, durch das Betriebsergebnis oder finanzieller Natur, wobei für mich der soziale Faktor, die Akzeptanz durch das Umfeld im Vordergrund steht.Sehen Sie sich selber als erfolgreich? Ja, aufgrund meiner hohen Akzeptanz in meinem unmittelbaren Bereich (Mitarbeiter) ebenso wie durch Vorgesetzte, die meine Leistung honorieren und auch, da ich mich als Meinungsmacher sehe.
Wie sieht Sie Ihr Umfeld - als erfolgreich?
Ja, Außenstehende sehen, daß ich trotz Beruf und Familie mein Studium in kurzer Zeit absolvierte und es nach nur sechs Jahren im Ministerium von der untersten Stufe auf eine internationale Ebene schaffte, für die ich verantwortlich zeichne und auch Einfluß habe. In dieser Position kann ich auch die Denkprozesse meiner Mitarbeiter in positiver Weise prägen. Ich bin der Meinung, daß man sich über das Recht auf den Schutz von personenbezogenen Daten nicht hinwegsetzen darf und versuche auch meine Kollegen in diese Richtung zu beeinflussen.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Da mich der Gendarmenberuf nicht ausfüllte beschloß ich 1985 Jus zu studieren.
Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt?
Die Entscheidung, in die Verwaltung zu gehen war rational. Die Alternative wäre die Privatwirtschaft gewesen, was aber nicht so einfach gewesen wäre.
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Der erste Eindruck, den ich hinterlasse. Es gelingt mir im Vorfeld soviel Material über einen Posten zu sammeln, um sehr gut vorbereitet in ein Vorstellungsgespräch zu gehen und bekam daher jedesmal einen Vertrauensvorschuß. Des weiteren investiere ich viel Zeit und persönliches Engagement in Entscheidungsvorbereitungen. Der Rest ist Mundpropaganda.Warum wurden Sie für diese Position ausgewählt? Wegen meines zielgerichteten Arbeitens (damit habe ich auch das Studium schnell abgeschlossen) und da ich im Rahmen meiner Sonderverwendung von 1995 bis 1997 in der Vorbereitung des Europol-Übereinkommens bereits federführend tätig war.Was ist für den Erfolg hinderlich? Inflexibilität. Man muß bereit sein, Veränderungen zu erkennen, darauf einzugehen und sich auch persönlich verändern wollen, um Möglichkeiten wahrzunehmen. Ich war schon aufgrund meiner örtlichen Herkunft gezwungen, mich zu verändern, wenn ich die Chancen wahrnehmen wollte. Üblicherweise ist der Österreicher sehr seiner Heimatscholle verbunden.Welche Rolle spielt Ihr Umfeld? Familie und berufliches Umfeld spielen eine gleichwertig wichtige Rolle, wobei der Familie der passive Part (Unterstützung, Rückhalt und Ruheraum) zukommt.Welche Rolle spielen die Mitarbeiter? Im Beruf spielen Mitarbeiter die wichtigste Rolle, da jeder nur so gut wie das Team ist. Daher muß der Leiter auch vom ganzen Team akzeptiert werden und seine Entscheidungen auch dann mitgetragen werden, wenn sie objektbezogen und für den Einzelnen persönlich nicht optimal sind.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Diese Entscheidungen werden nach Planstellen kollektiv getroffen. Da er viel im Ausland ist, um Österreich zu repräsentieren ist die Bereitschaft zu Reisen und Auftreten wesentlich.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Die größte Motivation ist es, wenn der Mitarbeiter spürt, daß er am Erfolg teilhat und an ihm beteiligt war. In unserer kleinen Abteilung mit elf Mitarbeitern ist das möglich, auch daß man viel persönlichen Kontakt hält und auf private Probleme eingeht. Motivierend ist auch, die Interessen des Einzelnen durch Ausbildung, Schulungen und Auslandsstudien zu fördern. Das bringt durch die so geknüpften Kontakte auch dem Ganzen Vorteile.Was bedeuten für Sie Niederlagen? Da meine Parameter für Erfolg eher langfristig angelegt sind, ich es als Entwicklung eines Prozesses sehe und in Fünfjahres-Abständen überprüfe ob ich erfolgreich war, bewerte ich einzelne Phasen nicht über. Besonders im Beruflichen habe ich eine hohe Toleranzschwelle. Genügend ist das Sehr gut des kleinen Mannes: man muß aber erkennen, wo genügend ausreicht und wo Spitzenleistungen erbracht werden müssen.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Teilweise aus meiner Familie, die mir Freiräume läßt, die ich aber nicht überstrapaziere und aus intensiver Gestaltung meiner Freizeit. Beruf trenne ich strikt vom Privatleben.Was sind
Ihre Ziele?
Jeder Beamte in der öffentlichen Sicherheit strebt den Posten des Generaldirektors für öffentliche Sicherheit an, ich bin aber nicht bereit, mich dafür politisch zu prostituieren. Daher wäre dieses Ziel vermutlich unrealistisch, da irgendwann die rein fachlichen Qualifikationen nicht ausreichend sind. Ein Ziel könnte es sein, aus dem nationalen Umfeld in ein internationales Umfeld in einer NGO oder die UNO zu wechseln.Bekommen Sie - ausreichend - Anerkennung? Ja, auch wenn ich kritisiert werde, betrachte ich das als Anerkennung. Es freut mich besonders, daß ich als oberster Datenschützer bezeichnet werde, auch wenn das nicht immer schmeichelhaft gemeint ist.Wie lautet
Ihr Lebensmotto?
Leben ist ein ständiger Lernprozeß. Ich versuche mich aus der Masse abzuheben und betrachte Fortbildung heute als Herausforderung, obwohl ich die Schule als Qual empfand.Haben Sie einen Ratschlag zum Erfolg? Praxis ist unersetzlich und Lernprozesse sollten nie aufhören. Sprach- und Managementausbildung ist extrem wichtig und auch, wenn man als Österreicher der Heimat verhaftet ist, sollte man kosmopolitisch denken. Je höher man die Karriereleiter hinaufsteigt, umso dünner wird die Luft und man sollte sich dementsprechend warm anziehen.