Zum Erfolg von Claudia Lipp
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Beruflicher Erfolg ist für mich, wenn ich eine Funktion bzw. Situation vorfinde, in der ich gestalten, Verantwortung übernehmen und auch Entscheidungen treffen kann; sowie ein Team zu haben, in dem die Mitarbeiter gerne arbeiten. Weiters zählt zum Erfolg, wenn der Kunde spürt, daß er bei uns etwas Besonderes erhält. Für mich persönlich zählt die Selbstverwirklichung und Befriedigung, die ich aus dem Job erhalte. Dazu gehört fachliches Wissen und für eine Frau ist dies sehr wichtig, denn sonst liefert man zu viele Angriffspunkte, die von anderen Mitarbeitern gesucht werden. Eine Frau wird in dieser Funktion in Frage gestellt. Ich glaube, daß ohne soziale Kompetenz, welche man vom Elternhaus mitbekommen hat, dieser Job nicht funktioniert. Diese Kompetenz ist nur sehr schwer lernbar.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Weniger als viele Menschen mir gegenüber aussprechen. Ich selbst sehe dies anders, da ich dazu neige, die Dinge realistischer zu sehen und bleibe fest am Boden der Realität. Ich arbeite nicht um des Erfolges willen, sondern auf Ziele hin, denn die zählen. Wichtig ist, daß man in jeder Situation die richtige Handlung für diese Situation setzt, wenn man das verfolgt, dann stellt sich der Erfolg von selbst ein. Spaß und Befriedigung zählt für mich.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ja, meinen Vater, der mich durch seine Leistungsorientiertheit sehr beeindruckte. Ich führe zwar anders als mein Vater, ich glaube, daß man dies als Frau auch viel emotioneller macht und die Mitarbeiter näher an sich heranläßt. Von meiner Persönlichkeit lege ich sehr viel Emotionalität in die Führung hinein. Ich grenze mein Privatleben zwar ab, aber die Mitarbeiter fühlen, ob es mir gut oder schlecht geht. Von meinem Vater bekam ich mit, daß man Mitarbeiter fördern muß, Potentiale fördern und Chancen geben, egal, was sie lernten. Ebenso brachte er mir bei, daß man zu seinen Fehlern stehen muß, und dies erachte auch ich als sehr wichtig. Weiters ist mein derzeitiger Chef, Dr. Wolfgang Kulterer einer meiner wichtigsten Entscheidungs- und Entwicklungspartner. Welchen Führungsstil bevorzugen Sie? Wesentlich erscheint mir, daß jeder Mitarbeiter weiß, was die Aufgabenstellung des anderen Mitarbeiters ist. Wenn es notwendig ist, unterstütze ich sie. Darüber hinaus praktizieren wir Infopolitik, das heißt, Information wird bei uns sehr rasch an die Mitarbeiter weiter gegeben. Sie kennen auch meinen Tagesablauf und ich glaube, daß dies sehr wichtig ist. Für uns zählt gegenseitiges Vertrauen, und es zählt immer das Team.Wo sehen Sie die Stärken des Unternehmens? Wir haben die Chance, auf Märkte und Situationen einzugehen. Ich habe das Glück, keinen Zieldruck zu haben, denn wir wachsen zur Zeit zu schnell. Wir sind in Immobilienkreisen bekannt dafür, daß wir nicht die billigsten am Markt sind, jedoch zu jenen Finanzierungsinstituten gehören, welche die Geschäfte sehr rasch abwickeln. Für uns zählt auch Diskretion, und dies schätzen unsere Kunden.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Fortbildung?
Jeden Tag, die tägliche Praxis ist die beste Fortbildung. Weiters zählt, daß man Informationen sammelt, um sich daraus schlau zu machen. Die öffentlichen Seminaranbieter nütze ich selten, denn sie sind in der Relation zu dem was sie anbieten, zu teuer. Wir haben eine intensive Schulungstätigkeit im Unternehmen, welche von jedem Mitarbeiter genutzt wird. Die beste Schule ist immer noch die Praxis, wobei man den Erfahrungsaustausch nicht unberücksichtigt lassen darf.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Der Privatbereich hat für mich einen sehr hohen Stellenwert, das heißt, daß ich meine Mitarbeiter an meinem Privatleben nicht sehr viel teilhaben lasse. Ich brauche Stunden, um Kraft zu tanken. Als Führungskraft kann man ohnedies auch im Privatleben nicht abschalten. Wenn man jedoch nur permanent arbeitet, lähmt dies und in weiterer Folge verzettelt man sich in Kleinigkeiten und verliert den Blick für das Wesentliche. Ich praktizierte dies in früheren Jahren und gewann daraus die Erkenntnis, daß man sich auch dem Privatbereich widmen muß. Wichtig ist, daß der Partner den beruflichen Einsatz akzeptiert und damit auch leben kann, daß die Partnerin Erfolg im Beruf hat.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Man sollte nur jene Tätigkeit ausüben, die man wirklich möchte, und diese mit Herz machen. Ich sehe es tagtäglich bei meinen Mitarbeitern und auch bei mir, wenn man etwas gern tut, dann funktioniert es auch. Die Mitarbeiter arbeiten motivierter, wenn sie mit Herz bei der Arbeit sind. Einen ganz wichtigen Rat möchte ich jedem jungen Menschen mitgeben: sich niemals für eine Tätigkeit zu gut sein und wenn es notwendig sein sollte, bis an die Details zu gehen, und dabei nicht den Überblick verlieren.