Zum Erfolg von Norbert R. Gabriel
Was ist für Sie Erfolg? Erfolg muß man in beruflichen und privaten trennen. Beruflich ist es Erfolg, wenn die Aufgaben, die mit dem Auftraggeber definiert wurden, in der vereinbarten Zeit erfüllt werden. Das Erreichen von Planzielen, die (in den einzelnen Ländern, in denen ich tätig war) unterschiedlich gelagert waren. Als privaten Erfolg sehe ich es an, daß ich trotz aller Übersiedlungen seit 30 Jahren eine gute Ehe führe und auch meine Kinder ohne Schwierigkeiten ihre Matura ablegten. Bei Leuten, die derart herumwandern ist das nicht so selbstverständlich.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, ich wollte immer schon in die Geschäftsführung und erreichte das ohne mich darum sonderlich bemühen zu müssen. Offensichtlich erfüllte ich meine Aufgaben gut, sonst hätte ich nicht diese Karriere gemacht.
Wie sieht Sie Ihr Umfeld - als erfolgreich?
Ich denke schon. Man sieht mich als anpassungsfähig, integrierbar, fleißig und in zunehmendem Maße als erfahren, mit einem gewissen Grad an Ungeduld, an. Meine vernünftige Ausbildung erhielt durch weiterbildende Kurse (in Singapur, Insead) ständige Updates.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Daß ich es akzeptierte, als Geschäftsführer nach Hongkong zu gehen war ebenso entscheidend wie zuerst ins Head-Office nach Holland zu wechseln. Ich war der erste Finanzmann, der eingeladen wurde, in die Geschäftsleitung des Mutterhauses zu kommen. Das ist für jemandem aus dem Finanzbereich nicht so selbstverständlich, meist sind es Marketingleute, die diese Chance erhalten. Da ich mit Vorgesetzten und dem Präsidenten, der mich über längere Zeit beobachtete, gut umgehen konnte, wurde ich letztlich auch gefördert. Einen Mentor zu haben ist sicher ein wichtiger Aspekt.Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt? Ja, ich wollte weg vom Finanzbereich in die Geschäftsführung und das sagte ich auch bei OCE klar. Das war das einzige Mal, daß ich mich bewarb, anschließend wurde ich immer eingeladen.Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Die Fähigkeit, sich in verschiedenen Kulturen schnell zurechtzufinden, eine vernünftige Ausbildung, die ich immer up to date halte, Einsatzbereitschaft und vorzeigbare Erfolge.Was ist für den Erfolg hinderlich? Fehlendes Fachwissen, das nicht ständig ergänzt wird. Wer sich nicht laufend weiterbildet fällt zurück. Hinderlich ist es auch, nicht schnell genug zu agieren, die Unfähigkeit, Kontakte aufzubauen und mangelnde Kommunikationsfähigkeit.Welche Rolle spielt Ihr Umfeld? Um solch ein Leben zu führen, muß auch die Familie dazu bereit sein. Das geht nur mit der Familie, die dieses Leben positiv akzeptiert, sonst funktioniert es nicht.Welche Rolle spielen die Mitarbeiter? Es ist eine Illusion, zu glauben, daß man als Einzelner in solch einem Unternehmens-Umfeld etwas bewegen kann. Dazu braucht man Mitarbeiter, die mitziehen und ihre Nasen in dieselbe Richtung ausrichten. Um das zu erreichen, muß man in der Lage sein, sich selbst etwas anzupassen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ob sie ständig an ihrem Know-how und der Entwicklung arbeiten. Mir ist nicht wichtig, ob jemand vor dreißig Jahren auf der Universität war. Das ist wertlos, wenn er nichts weiter macht. Wichtig sind mir Pioniergeist, der Wille, etwas weiterbringen zu wollen, Teamfähigkeit und die Bereitschaft von vorgefaßten Meinungen herunterzusteigen, das heißt, nach getroffenen Entscheidungen hundertprozentig dahinterzustehen. Generell unterscheidet sich der Führungsstil in den verschiedenen Ländern deutlich. In Asien ist Hierarchie weit wichtiger als in Skandinavien, wo ein offener Führungsstil angebracht ist.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Geld ist nicht alles, aber im Zusammenhang mit einer Leistungsvereinbarung führt es doch zu einer Befriedigung als Anerkennung für die Erreichung definierter Ziele. Wichtig ist es, ein Gruppenfeeling zu kreieren, durch Veranstaltungen die Leute über die Abteilungen hinaus zusammenzuführen und dadurch Prozeßorientierung zu schaffen. Neben Weiterbildungsmöglichkeiten muß man dem Mitarbeiter auch innerhalb des Unternehmens Sicherheit geben, indem das Umfeld transparent ist und jeder sieht, wie sich das Unternehmen entwickelt.Was bedeuten Niederlagen für Sie? Sie tun weh. Mißerfolge kann man meist nur anhand seiner eigenen Werteskala messen. Wenn man Leistungsvereinbarungen nicht erfüllt, ist das objektiv meßbar, auch wenn der Grund von verschiedenen Faktoren abhängen kann. Für mich wiegt es dann schwer, wenn ich meine eigenen Leistungskriterien nicht erreicht habe. An äußeren (Elementar-)Ereignissen ist man zwar nicht schuld, man kann jedoch vorsorgen und sie in seine Überlegungen miteinbeziehen.Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft? Aus dem guten familiären Umfeld, Freundeskreis und, daß ich genau das tue, was ich gerne mache.Was sind
Ihre Ziele?
Kurzfristig die von Head-Office vorgegebenen Aufgaben zu erfüllen. Generell strebe ich es an, ein im buddhistischen Sinn ausbalanciertes Leben zu führen, ohne Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Die Entwicklung der Familie und des beruflichen Umfeldes muß im Einklang stehen. Diese Balance ist eine sehr fragile Sache an der man ständig arbeiten muß, soll sie nicht kippen. Das was jeder für sich als Balance bezeichnet, ändert sich auch zeitweise. Manchmal hat die Familie, ein andermal der Beruf Vorrang.Bekommen Sie - ausreichend - Anerkennung? Ich glaube nicht, daß man in meiner Funktion ausreichend Anerkennung findet, da das Anspruchsniveau mit der erzielten Leistung ständig steigt. In Konzernen ist durch Aktionäre und Anleger der Druck, ein stets besseres Quartals-Ergebnis zu liefern, enorm. Das ist zum Teil Frustration, die durch die Freiheiten der Position und das Einkommen kompensiert wird.
Haben Sie Vorbilder?
Nur punktuell in Teilbereichen.Haben Sie noch eine
Anmerkung zum Erfolg?
Wichtig ist es, ein ausgeglichenes Leben zu führen, wobei diese Balance jeder für sich selbst definieren muß.