Zum Erfolg von Harald M. Schwammer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Selbständig kreative Projekte zu formulieren und sie in der vorgesehenen Zeit umzusetzen. Dazu gehört, an dem jeweiligen Projekt mit vollem Einsatz zu arbeiten. In dem Bereich, in dem man an den Projekten Freude hat, wird man - egal ob als Team oder Einzelkämpfer - mehr Erfolg haben. Wichtig ist, immer klar zu sagen, was man will. Versagen und Fehlschläge liegen meist an unklarer Kommunikation. Meine schönsten Erfolge sind im Bereich der Nachzucht von gefährdeten Tierarten zu sehen, bei Geparden, Elefanten, Pinguinen und vielen anderen. Ein Wurf ist immer die schönste, direkte Belohnung und bedeutet die größte Freude in meinem Beruf.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich hatte stets das Glück, das machen zu können, was mir Spaß bereitet. Da ich für diese Projekte meine eigene Begeisterung mitbringe, potenziere ich damit mein Engagement und auch die Erfolgsquote. Im großen und ganzen funktionierten auch alle Projekte. Als Haupterfolg der letzten Jahre betrachte ich den steilen Aufschwung des Schönbrunner Tiergartens. Dieser Erfolg ist auf die ausgezeichnete Teamarbeit zurückzuführen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich kenne bei allen Projekten auch den praktischen Teil und habe den Beruf des Tierpflegers in der Studienzeit von Grund auf gelernt. Auch heute habe ich den Bezug zur Basis keinesfalls verloren, um Fehler auszuschließen. Im Zuge zahlreicher Reisen habe ich viele Menschen kennengelernt, viele Probleme gesehen und Meinungen eingeholt. Ich kenne weltweit rund 350 Zoos, dadurch fällt es mir leichter, hier Entscheidungen zu treffen. Auch meine Mitarbeiter schicken wir in andere Zoos, um neue Einblicke zu gewinnen. Meine Karriere habe ich mir Schritt für Schritt durch Erfahrung und Ergebnisse erarbeitet. Ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg liegt aber in der Teamfähigkeit. Fliege ich im Zuge meiner internationalen Projekte in ferne Länder, lasse ich die europäische Mentalität am Flughafen zurück und stelle mich ganz auf Land, Leute und Kultur meines Zieles ein.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Der Umstieg von der Universität in die Privatwirtschaft, der mir ein kreativeres Arbeiten mit mehr Mitteln erlaubt, war sicher eine erfolgreiche Entscheidung.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Dissertationsvater Prof. Friedrich Schaller betreute nicht nur meine Doktorarbeit, sondern ermöglichte es mir, erste wissenschaftliche Arbeiten durchzuführen und lehrend tätig zu werden.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre vielfältige Anerkennung - durch den Zuspruch der Zoobesucher und der Öffentlichkeit, als Obmann des Fördervereins der Zoofreunde, für meine populärwissenschaftliche Arbeit im Tiergarten, aber auch durch wissenschaftliche Vorträge und auf Kongressen. Von Kollegen weltweit anerkannt wurde das Elefantenprojekt, im Zuge dessen uns erstmals in Europa die künstliche Besamung einer Elefantenkuh gelungen ist. Auch die internationale Nachfrage nach meinen Publikationen Erfahrungen und Wissensstand über Elefanten empfinde ich als schöne Anerkennung.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne die Mithilfe meiner Assistentin Frau Frühwirth wären das Arbeitspensum und die vielfältigen Projekte nicht machbar.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ein Tierpfleger muß vor allem verläßlich sein, da viele der Arbeiten verantwortungsvoll, zuweilen auch gefährlich sein können. Ein Mitarbeiter darf nicht hektisch, sondern muß ruhig und ausgeglichen sein.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Vielleicht noch immer zu wenig. Hauptmotivation ist die Anerkennung der Arbeit. Jeder hat neben der Routinearbeit auch einen kreativen Bereich, dessen Anerkennung sehr wichtig ist.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wichtig ist, daß die Familie mitzieht. Meine Frau Gaby ist hier im Betrieb Leiterin der Zooschule und dabei voll engagiert. Sie unterstützt meine Projekte mit eigenem Einsatz, daher habe ich keine Probleme mit den nie endenden Arbeitszeiten.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Viel reisen, sich mit Menschen treffen, die an ähnlichen Themen arbeiten, Erfahrungen austauschen und zu den eigenen Ideen die Erfahrung anderer hinzufügen. Um als Zoologe erfolgreich zu sein, muß man sich neben dem Studium sehr stark auch der praktischen Arbeit widmen. Dabei sollten alle Bereiche der Tierhaltung abgedeckt werden, nicht zu vergessen die Freilandarbeiten als Verbindung zur Natur.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Die Aufgaben eines modernen Zoos sind, sich auch im natürlichen Lebensraum um gefährdete Tiere zu kümmern, sei es durch die wissenschaftliche Arbeit oder durch finanzielle Hilfe. Mein Ziel ist Natur- und Artenschutzprojekte verstärkt in den Lebensraum hinauszutragen. Beispiele dafür sind der Elefantenschutz in Afrika und Asien, oder der Schutz der Meeresschildkröten, Gorillas und Gänsegeier. Außerdem arbeiten wir in Sri Lanka und Kenia derzeit sehr intensiv an der Verbesserung des Elefanten-Mensch-Konfliktes, da ja immer wieder freilebende Tiere in Dörfer eindringen.
Ihr Lebensmotto?
Nicht granteln und jammern, sondern positiv denken!