Zum Erfolg von Wolfhart Ziegelbauer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich das Erreichen von selbstgesteckten Zielen, welche sich nicht nur in Form von Ziffern, sondern auch in nicht meßbaren Bereichen darstellen. Der Blick auf den Menschen als Mittelpunkt ist mein kategorischer Imperativ. Alle sollen von meinen Zielen profitieren und niemand bei meiner Zielumsetzung zu Schaden kommen. Inhaltlich implizieren Ziele z.B. die Steigerung des Ausbildungsstandes der Mitarbeiter oder die Schaffung von Teams im Haus. Dazu gehört neben Fachwissen auch die Fähigkeit, aktiv zuhören zu können. Dies ist sowohl für die Kommunikation mit den Mitarbeitern als auch mit Kunden von eminenter Wichtigkeit, denn es gilt primär, die Botschaft des anderen zu verstehen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, mittlerweile scheue ich mich nicht mehr, mich zu loben. Als ich 1994 diese Gruppe übernahm, war es keine Gruppe, mein Vorgänger sah dies anscheinend anders. Die Folge waren ständige Querelen, Unzufriedenheit und ein hoher Grad an Arbeitsleid. Heute ist dies anders, es sind Zukunftsperspektiven vorhanden, und die Tätigkeit macht jedem Mitarbeiter Spaß. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Zufall. Ich war 20 Jahre alt als, als mein Sohn auf die Welt kam. Meine Frau hat damals Psychologie studiert, somit mußte ich Geld verdienen. Während meiner Studienzeit arbeitete ich am Bau, nach dem Studium war ich stolz auf die Promotionsrolle und versuchte einen Job zu bekommen. Durch Kontakte und Empfehlungen kam ich in die Versicherungsbranche, wo ein Schadensreferent mit juristischer Ausbildung gesucht wurde. Ich entwickelte mich weiter zum Vertriebsmanager und widmete mich mit großer Freude allen anstehenden und neuen Aufgaben. Gerne halte ich Schulungen und Seminare ab, bin dadurch immer sensibler geworden und kann Spannungen rechtzeitig orten und auflösen. Dazu gehört, sich in Menschen einfühlen zu können. Die Bereitschaft zu immerwährendem Dazulernen ist mein Prinzip im Verbund mit einem humanistischem Weltbild. Ich habe nie nötig gehabt, Befehle zu erteilen.Gibt es jemanden, der Ihren Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Großvater, da mein Vater im Krieg gefallen ist. Mein Großvater war ein Universalgenie, hoch musikalisch und zugleich Mittelschullehrer für Chemie. Seine Offenheit, sein Humanismus und seine Bemühung um Ausgleich war mir lebenslang Richtschnur. Nie traf ich im Berufsleben einen ähnlich vorbildhaften Menschen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Zu meinem 50. Geburtstag bilanzierte ich und empfand mich als erfolgreich.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Großartige Anerkennung war mir nicht wichtig, auch wenn ich schöne Briefe von Vorständen bekam. Wichtiger ist mir, Mitarbeitern Lob auszusprechen - meist ist beruflicher Erfolg ein Verdienst aller am Erfolg Arbeitenden im Vertrieb und im Innendienst. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Grundvoraussetzungen im Anforderungsprofil für unseren Außendienst sind neben Versicherungserfahrung juristische Grundkenntnisse. Im Vertrieb ist man am richtigen Platz, wenn man keine Menschenscheu, gutes Benehmen und sicheres Auftreten hat. Sympathie ist in den ersten drei Minuten, wenn man jemandem erstmals begegnet, naturgemäß vorhanden oder eben nicht.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich achte darauf, daß sich der Mitarbeiter am Arbeitsplatz wohlfühlt. Dazu ist ein hohes Maß an Kommunikation notwendig, ebenso wichtig ist, daß man jeden Mitarbeiter ernst nimmt. Ich gehe auf alle Mitarbeiter individuell ein und weiß über Stärken und Schwächen Bescheid. Ich glaube, daß ich mich in den psychischen Bereich des Mitarbeiters sehr gut hineinfühlen kann, und suche immer das Einzelgespräch. Dazu gehört auch eine Vertrauensbasis. Die Einstellung der Gruppe fördere ich durch fachliche Kompetenz und andererseits mit Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen. Fachlich betrachtet ist es ungemein wichtig, daß man in der Lage ist, die Juristensprache in ein verständliches Deutsch umzusetzen, sodaß es jeder versteht. Ich glaube, dies ist mir im Laufe der Jahre sehr gut gelungen. Sicher spielte auch eine Rolle, daß ich von 1986 bis 1992 Betriebsratsvorsitzender war. Diese Funktion legte ich aber zurück, da sie mit meinem ursprünglichen Aufgabengebiet unvereinbar war. Ich hatte auch das Glück, daß ich in jener Zeit in dieses Unternehmen kam, die man als Pionierzeit betrachtet, und es auch geschafft habe, daß sehr viele Mitarbeiter aus dieser Zeit noch immer im Unternehmen tätig sind. Auch am sozialen Sektor haben wir etwas erreicht, was es in anderen Unternehmen in dieser Branche nicht gibt, wir haben einen Freizeitkeller, eingerichtet und haben auch eine eigene Musikband, wo ich seinerzeit als Schlagzeuger spielte.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Frau und ich haben diese Bereiche voll im Griff. Als die Kinder der Pflege bedurften, haben wir uns gegenseitig geholfen und den Haushalt geteilt. Dies hat sich bis heute gehalten, das heißt ich koche und versorge die Küche. Wichtig ist, daß positive Akzeptanz seitens des Partners herrscht. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Die Bereitschaft zur Teamarbeit erachte ich als notwendig, ebenso die Bereitschaft zur ausgeprägten Kommunikation. Ein ausgezeichnetes Abgangszeugnis einer Höheren Schule berechtigt nicht zu Arroganz, denn man wird bald feststellen, daß man deshalb für eine Tätigkeit noch nicht gerüstet ist. Man muß bereit sein, möglichst viel Praxis zu erwerben auch fragen können, denn Information ist eine Holschuld. Permanente Weiterbildung, sowohl fachlich als auch persönlich, ist sehr wichtig. Auf die Uhr schauen darf man nie, wenn man Erfolg haben möchte. Autonomie halte ich für erstrebenswert.
Ihr Lebensmotto?
Ich handle so, wie ich behandelt werden möchte!