Zum Erfolg von Gerlinde Manz-Christ
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg im Berufsleben hängt von der Position ab. Wenn ich meinen letzten Arbeitsbereich betrachte, als stellvertretende Protokollchefin, war Erfolg für mich, wenn sich die Staatsgäste, bezüglich der Organisation, positiv geäußert haben. Wenn ein Staatsoberhaupt ein positives Feedback gibt, dann war es für mich ein Kompliment. Wichtig ist und war für mich, ein Programm mit Professionalität, gepaart mit menschlicher Wärme zu gestalten. Dies war der Fall, bei der letzten OSZE-Ministerkonferenz, Ende November in Wien, wo 1.000 Delegierte und 75 Außenminister zu betreuen waren. Dabei kam es auf ein perfektes Ablaufszenario an, wo sogar die Sekunden ausschlaggebend waren. Um dies zu praktizieren, bedarf es neben fachlicher Kompetenz, Perfektion, Liebe zur Tätigkeit und Genauigkeit. Darüber hinaus muß man von der Sinnhaftigkeit der Tätigkeit überzeugt sein, sonst schafft man dies nicht. Durchhaltevermögen ist in diesem Job eine Selbstverständlichkeit. Auch für mein derzeitiges Aufgabengebiet sind diese Eigenschaften wesentlich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Die Triebfeder lag sicher in meiner Kindheit. Es zählten für mich damals bereits, Zielstrebigkeit und Ehrgeiz.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich es schaffe, Beruf und Kind unter einen Hut zu bringen. Es ist relativ leicht, Karriere im Beruf zu machen, wenn man nichts anderes im Kopf hat. Es ist ein Kunststück, Familie und Job unter einen Hut zu bringen. Wenn es mir gelingt, ein psychisch gesundes Kind aufzuziehen, dann ist es für mich „der Erfolg“.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
„Die Quadratur des Kreises“. Weil es so schwierig ist, habe ich mich rechtzeitig umgesehen und habe auch Kolleginnen kennengelernt, welche erfolgreich sind und habe dabei bemerkt, daß ich die einzige Mutter bin, die diese Art von Tätigkeit in dieser Höhe und Qualität ausübt. Mein Geheimrezept ist sicher mein Organisationsvermögen, ich bin in der Lage fünf Dinge gleichzeitig zu machen. Wenn man den Beruf und die Erziehung des Kindes ernst nimmt, bedarf es eines umfangreichen Netzwerkes um sofort reagieren zu können, wobei Flexibilität und positives Denken von enormer Wichtigkeit sind.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich kann kein bestimmtes Vorbild nennen, sehr geprägt hat mich die Arbeit in Japan, obwohl ich keine bestimmte Person nennen kann. Der Aufenthalt hat mich sehr geprägt, ich habe zu arbeiten gelernt; Durchhaltevermögen und Rücksichtnahme auf andere Menschen zu nehmen, und dies bei unglaublicher Härte wenn es sich um den Beruf handelte. Pflichtbewußtsein stand an erster Stelle, das heißt, auch wenn es Mitternacht war, galt es die Arbeit zu machen. Dies hat mich stark beeindruckt. Auch der Aufenthalt in New York hat mich dahingehend beeindruckt, weil die Menschen eine Energie an den Tag legen, welche bei uns in Europa fast unbekannt ist. Geprägt haben mich Menschen, welchen ich begegnet bin, die einfach keine Grenzen kannten, das heißt, sie vertraten die Meinung, wenn du es machen möchtest, dann tue es doch.Welchen Führungsstil bevorzugen Sie? Ich sehe das Team im Vordergrund. Einmal pro Monat gibt es eine Besprechung mit allen 22 Mitarbeitern in meiner Abteilung. Ich bevorzuge Offenheit, das heißt, jeder Mitarbeiter soll wissen, was der andere macht, und ich gebe darüber hinaus jedem Mitarbeiter sehr viel Verantwortung für seinen Aufgabenbereich.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ein logisches und persönliches Ziel ist für mich, Österreich im Ausland zu vertreten. Bisher habe ich dies in untergeordneter Funktion gemacht. Es geht mir nicht um die Bezeichnung Botschafter, sondern es geht mir dabei um die Tätigkeit, Gestaltungsaufgaben wahrzunehmen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Neugierde und Begeisterungsfähigkeit. Diese zwei Begriffe möchten ich jeden jungen Menschen in Österreich mitgeben.