Zum Erfolg von Franz Kaschik
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Biologisch-dynamisch zu arbeiten bedeutet, keine Backhilfsmittel zu verwenden und mit der Natur verbunden zu sein. Wenn ich einen neuen Sauerteig ansetze, der gelingt, ist dies ein kleiner Erfolg für mich; großer Erfolg bedeutet, daß das Geschäft gute Erträge bringt. In einer Bäckerei sind Erfolg und Mißerfolg an der Tagesordnung, weil beides in der praktischen Arbeit vorkommt: Man bemerkt sehr schnell, ob ein Tag positiv war, oder nicht.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Ich habe es trotz der Umstellung von der konventionellen auf die biologische Bäckerei geschafft, wirtschaftlich gut zu überleben. So gesehen kann diese Entscheidung nicht so falsch gewesen sein.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Die Kunden akzeptierten anfangs die Bioprodukte noch nicht im erwarteten Ausmaß. Mein Vater zog sich deshalb aus dem Geschäft zurück, weil er sich nicht mehr mit dem Betrieb identifizieren konnte. Die konventionelle Bäckerei machte mir allerdings keinen Spaß. Das war für mich der Grund, auf die Bioschiene umzusteigen. Daß sich der Betrieb in der Zwischenzeit so gut entwickelt hat, ist sicher auf die verbesserte Akzeptanz beim Kunden und auf meine eigene Konsequenz zurückzuführen. Wesentlich ist darüber hinaus die Führung der Mitarbeiter, aber vor allem die Kommunikation mit den Kunden spielt eine tragende Rolle. Es ist nicht selbstverständlich, daß der Kunde die Bioprodukte einfach so akzeptiert - Voraussetzung dafür ist die Liebe zu meinem Beruf, so kann ich die Biobotschaft authentisch an die Kunden weitergeben.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die Befriedigung, daß das Geschäft gut läuft und wir viele zufriedene Stammkunden haben, ist meine schönste Anerkennung.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter tragen wesentlich zum Erfolg des Unternehmens bei. 60 Prozent der bestehenden Mitarbeiterbelegschaft habe ich selbst ausgebildet, sie entwickelten sich zu Spitzenkräften im Bereich Biobackwarenerzeugung.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wenn ein neuer Mitarbeiter eingestellt wird, muß er bereit sein, Neues zu lernen, die Unternehmensphilosophie mitzutragen und auch zu leben.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich muß die Mitarbeiter nicht speziell motivieren; der Umgang mit unseren hochwertigen Lebensmitteln ist Motivation genug.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir verarbeiten wirklich das reine Getreide, das vom Bauern ohne Umwege zu uns kommt. Ich kenne die Bauern und ihre Betriebe persönlich, damit ist die hundertprozentige Identifikation mit den Produkten gegeben. Industriell aufbereitetes Fertigmehl lehnen wir total ab, weil auf einem Sack Fertigmehl nicht draufsteht, wie es erzeugt wurde und welche Zusätze beigegeben wurden, um die Arbeit des Bäckers zu erleichtern. Die meisten konventionellen Bäckereien, aber auch viele sogenannte Bio-Bäcker, stellen ihre Erzeugnisse unter Verwendung dieser Fertigprodukte her. Dadurch müssen sie sich auch an die vorgegebenen Rezepturen halten, während wir freie Hand haben und eigene Rezepte entwickeln können. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Es gibt nur zwei namhafte Mitbewerber, die sich mit der echten biologischen Bäckerei beschäftigen, und wir können alle drei sehr gut leben, weil jeder von uns seinen eigenen Kundenstock hat.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich kann die beiden Bereiche nur deshalb miteinander verbinden, weil meine Familie wirklich volles Verständnis für meinen Beruf zeigt und mich mitträgt. Allein könnte ich es nie schaffen. Es gibt Tage, an denen ich wirklich nur vier Stunden zu Hause verbringe - schlafend.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Bio-Kenntnisse lernt man nicht in der Berufsschule. Dieses Insiderwissen habe ich teilweise von meinem Vater übernommen, der sich in geringem Maße mit biologischen Produkten beschäftigte. Ich versuche mich permanent auf diesem Sektor weiterzubilden. Das zeitliche Ausmaß meiner Fortbildung läßt sich allerdings nicht in Zahlen ausdrücken.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn man selbständig eine Bäckerei führen möchte, braucht man Durchhaltevermögen. Man muß sich bewußt machen, daß es in dieser Branche keinen Acht-Stunden-Tag gibt. Auch als Chef muß man teamfähig sein, denn ohne Teamarbeit ist eine Bäckerei nicht zu führen. Daß Liebe und Selbstüberwindung dazugehören, versteht sich von selbst: Man muß in der Nacht arbeiten und verfügt über wenig persönliche Freizeit. Die Biobäckerei ist ein Wachstumsmarkt; dies betrifft sowohl die Nachfrage seitens des Konsumenten als auch dementsprechend qualifizierte Mitarbeiter. Wenn man in diesem Bereich arbeiten möchte, benötigt man eine ausgeprägte Sensibilität für die Biobackwarenerzeugung. Das Problem ist, daß diese Spezialkenntnisse in der Berufsschule nicht mehr unterrichtet werden. Somit besteht nur die Möglichkeit, bei Fachbetrieben vor Ort eine Ausbildung zu absolvieren.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte weiterhin meine Brote mit Wärme und aller Liebe zubereiten.