Zum Erfolg von Josef Sigl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich Unabhängigkeit, die nicht ausschließlich, aber doch vorwiegend mit Geld verbunden ist. Erfolg bedeutet ebenso Zufriedenheit mit sich selbst und bezieht sich auch auf das soziale Umfeld und ein funktionierendes Familienleben.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Besonders wichtig war es, fleißig und zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ich stand seit der Eröffnung meines Betriebes im Blickpunkt der Öffentlichkeit und bekam Kontakt zu wichtigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. So war unter anderem der jetzige Landeshauptmann oft Gast bei mir in der Getreidemühle, zudem unterhielt ich durch meine Berufung zum Vorsitzenden der Prüfungskommission zur Lehrlingsausbildung sehr gute Kontakte zur Wirtschaftskammer. Ich übernahm zahlreiche Funktionen in verschiedenen Berufsvereinigungen und wurde auch Obmann des Wirtschaftsbundes Linz - Mitte. So lernte ich auch zahlreiche Wirtschaftsträger und Politiker kennen, die Treffen und Veranstaltungen in meinem Lokal abhielten, was mir einen Zugewinn an Prestige und an Gästen einbrachte. Als persönliche Stärken sehe ich meine Anpassungsfähigkeit an den Markt und die Kundenwünsche, außerdem großes Wissen, das es mir erlaubt, Themen vorzugeben; natürlich mit dem entsprechenden Arbeitseinsatz.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja und nein; Ja deshalb, weil ich immer viele neue Dinge ausprobiert habe und weil sich doch auch Neider einstellten, was für meinen Erfolg spricht. Das ging sogar so weit, daß ich von bösen Zungen mit der russischen Mafia in Verbindung gebracht wurde. Nein deshalb, weil ich glaube, daß ich auch viel Glück gehabt habe, weil vieles von außen bedingt wurde und ich nicht allzuviel dazu tun mußte.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Mit einer Art Überlebenswillen. Der Wettbewerb in meiner Branche ist so hart, daß man ständig einen Schritt voraus sein muß, um bestehen zu können.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ginge es nach mir, würde das starre Kollektivvertragssystem in meiner Branche abgeschafft, die Mitarbeiter würden - wie in Amerika - hauptsächlich durch Leistung und durch Trinkgelder zu einem ansprechenden Verdienst kommen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Von meinen Mitarbeitern erwarte ich Loyalität, Ehrlichkeit und Fleiß. Sie müssen nicht unbedingt top ausgebildet sein, dafür spielt der nette und freundliche Umgang mit dem Gast und mit den Kollegen für mich eine große Rolle.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch meinen persönlichen Führungsstil, der sich zwischen autoritär und laissez faire bewegt. Darüber hinaus motiviere ich meine Mitarbeiter durch ein besonderes Bonussystem, wie zum Beispiel Gutscheine für Hotelwochenenden oder Besuche im Solarium oder Fitnesstudio. Direktes Lob spreche ich eher selten aus.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Arbeit macht mir Spaß und viele meiner Tätigkeiten beschränken sich auf wenige Tage im Jahr. Da ich unabhängig und flexibel bin, kann ich mir meine Zeit so einteilen, daß es nicht zu Konflikten mit meinem Privatleben kommt.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Man sollte nur das tun, was man wirklich kann, Selbstüberschätzung kann sehr negative Folgen haben. Bei Finanzierungen ist es wichtig, daß man einen Finanzpolster hat, der ca. 20% über den eigenen Kalkulationen liegt. Um sich heute selbständig zu machen, bedarf es überdurchschnittlich großen Engagements und einer Riesenportion Idealismus, dessen sollte sich jeder zukünftige Jungunternehmer bewußt sein.