Zum Erfolg von Hans Sipötz
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet, Ziele zu erreichen und ist ein wichtiges Element meiner inneren Zufriedenheit und meines Selbstwertgefühles. Es erfüllt mich mit Stolz, daß ich meine, mit den einzelnen Stufen gewachsenen Zielsetzungen erreichen konnte. Ich bin der Überzeugung, daß man sein Leben nicht bis ins Detail zu planen vermag. Erfolg ist sehr abhängig von Zufällen, von den Entscheidungen, die man trifft, von den mitgebrachten und erlernten Fähigkeiten; als wichtigstes Kriterium erachte ich aber das Interesse an der Sache. Um in der Politik erfolgreich sein zu können, muß man sich so sehr einsetzen, daß man immer mehr als sein Umfeld vollbringt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich hätte mir vor 40 Jahren nicht gedacht, daß ich eines Tages Landeshauptmann sein würde, ich wollte in meinem Beruf gute Leistungen erbringen. Da ich in meiner beruflichen Laufbahn vielleicht Direktor oder Administrator hätte werden können, strebte ich die Politik an, wo ich zwar auch Karrieremöglichkeiten ausmachte, vor allem jedoch mein Interesse widergespiegelt fand.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend war mein Interesse an der Sache, daß ich auf einen entsprechenden Start in der Kommunalpolitik, sowie in der beruflichen Standesvertretung verweisen konnte und daß zum richtigen Zeitpunkt entscheidungsbefugte Menschen der Auffassung waren, daß ich gewisse Funktionen übernehmen könne. In der Politik soll man sich nicht anbieten, die anderen müssen der Meinung sein, daß man für Funktionen geeignet ist - das ist eigentlich das unausgesprochene Geheimnis des politischen Erfolges. Die Zielvorstellungen hängen immer vom jeweiligen Entwicklungstand ab, daher liegt die Tragik nur in Zielen, die niemals zu erreichen sind, weil man am Weg dorthin Stufen überspringen möchte.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich fühlte mich erstmals wirklich erfolgreich als ich die Mehrheit im Gemeinderat erlangte und Bürgermeister wurde. Das nächste Erfolgserlebnis hatte ich mit meinem Eintritt in den Landtag und ein wundervolles Gefühl war meine Berufung zum Landeshauptmann.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ohne Zweifel prägten mich einige politische Vorbilder, wobei ich zweien eine besondere Bedeutung zuschreibe. An meinem Vorgänger Theodor Kery schätzte ich seine Zielstrebigkeit und Geradlinigkeit, und an Herrn Altkanzler Fred Sinowatz schätzte ich sein Einfühlungsvermögen und seine Menschlichkeit.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
In der heutigen Zeit ist der Originalität hohe Wichtigkeit beizumessen. Allerdings wenn etwas nur auf Show aufgebaut ist, wird der Erfolg nur von kurzer Dauer sein, da man immer etwas noch Originelleres bieten muß, um sein Image rechtfertigen zu können. Da es sich dabei meist um kein seriöses politisches Gehabe, sondern eher um eine Art der Bühnenbefähigung handelt, sehe ich die Provokation als ungeeignetes Mittel, um politisch anerkannt zu agieren.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche ungelöst? Abgesehen von einigen kleineren betrachte ich die künftige gesellschaftliche Entwicklung an sich als großes Problem. Ich glaube, daß wir in unserer Gesellschaft eine Entsolidarisierung erleben - der Gesamtreichtum wird steigen, der Durchschnittsmensch wird eher ärmer werden. Das zweite Problem ist die Zuwanderung in unser Land. In den nächsten 20 Jahren wird die Zuwanderung die Politik prägen, und wenn es hierfür noch immer keine optimal ausgearbeiteten Lösungsmodelle gibt, werden diesbezüglich noch große Probleme auf uns zukommen. Der Unterschied zwischen westlicher Welt und dem Islam darf auf keinen Fall unterschätzt werden: unsere 200 Jahre alte liberale Lebensform wird in Frage gestellt und ist ein Gesellschaftsmodell, mit dem der Islam einfach nichts anzufangen weiß. Die Politiker sind aufgefordert, diese Gefahr zu erkennen und dementsprechend zu agieren.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Als Wohnbaugesellschaft arbeiten wir mit Selbständigen zusammen. In unserem Verwaltungsbereich suchen wir gut ausgebildete Menschen, die ihren Fachbereich abdecken können und bereit sind, sich einer permanenten Weiterbildung zu stellen.Effizientere Leistungsmotivation: Begeisterung wecken oder feste Vorgaben? Ich glaube, daß die Kommunikation innerhalb eines Unternehmens eines der wichtigsten Elemente des Erfolges darstellt. Sehr wichtig sind respektvolle Zusammenarbeit und gegenseitiges Vertrauen. Man muß die Mitarbeiter so motivieren, daß sie selbst initiativ werden. Wenn die Mitarbeiter selbst Ideen einbringen, sind sie motiviert und erreichen auch ihre Vorgaben.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Wir sind ca. 30 bis 40 Mitarbeiter in der Administration und arbeiten zusätzlich mit vielen Selbständigen zusammen. Wir haben einen Vorstand, wobei die Stadtrand Süd von der Ersten Burgenländischen (Verwaltungsvereinbarung), verwaltet wird und führen das Unternehmen mit vier Abteilungen (Technik, Finanz, Hausverwaltung und Verkauf). Wir haben zur Zeit ehrenamtliche Vorstände, und ein hauptberuflicher Geschäftsführer leitet das Unternehmen.Wie vereinbaren Sie Privatleben und Beruf? Ohne das Verständnis der Familie kann man nicht erfolgreich agieren. Wenn die Frau den Einsatz nicht versteht und dadurch Reibereien entstehen, schafft man Energiemankos und kann sich nicht erfolgreich einsetzen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man sollte nach einer 110-prozentigen Leistung trachten, da nur dadurch eine vielleicht 90-prozentige Leistung ermöglicht wird. Wer Erfolg haben möchte muß bereit sein, mehr zu leisten als der Durchschnitt und darf sich nicht scheuen, dann zu arbeiten, wenn die anderen sich schon ausruhen.