Zum Erfolg von Ernst Kieninger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Eines der Kriterien für Erfolg ist ein harmonisches Betriebsklima. Ich fühle mich erfolgreich, wenn ich meine persönliche Passion auf meine Mitarbeiter übertragen kann. Anerkennung ist durchaus wichtig, es ist ein wesentliches Element des Erfolges, national und international beachtet zu werden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich heute als erfolgreich, weil ich bisher viel erreichen konnte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Das wichtigste Element ist gerade im Kulturbereich Gesprächs- bzw. Kommunikationsfähigkeit. Ich versuche, in diesem besonderen Umfeld eine neutrale Stelle einzunehmen und Eifersüchteleien keinen Platz zu lassen. Eine unserer Stärken ist unsere flache Hierarchie; jeder Mitarbeiter hat die Möglichkeit, sich über Einzelprojekte zu profilieren und aktiv zu entwickeln; ich bin persönlich an der Weiterbildungschance für meine Mitarbeiter interessiert und gewähre ihnen jede Möglichkeit, sich – auch im Ausland – eine breite Kompetenzbasis anzueignen. Ich habe sehr viel Freude an meiner Tätigkeit und erachte diesen Faktor ebenfalls als sehr wesentlich – ich konnte meine Leidenschaft zum Beruf machen. Generell bin ich nie zufrieden und strebe immer nach weiteren Herausforderungen; dieser „Stachel im Fleisch“ ist meiner Meinung nach extrem wichtig für die persönliche Weiterentwicklung.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich differenziere dabei nach der Art des Problems; teamrelevante oder inhaltliche Fragen werden immer gemeinsam mit den Mitarbeitern besprochen. Wesentlich ist in dieser Hinsicht meine Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen und zu meiner Verantwortung zu stehen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich übertrage meinen Mitarbeitern ein hohes Maß an Eigenverantwortung und lege großen Wert auf Teamgeist. Wichtig ist auch die Leidenschaft für Film und Kino.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Zusammenfassend gesagt versuchen wir, das Erbe des österreichischen Films publikumswirksam und mit modernen Mitteln aufrechtzuerhalten; wir haben uns zum Ziel gesetzt, das Image neu zu definieren und quasi zu „entstauben“. Wir wollen versuchen, nicht passiv zu sammeln, sondern selbst zu produzieren und somit (kultur-) aktiv zu agieren.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da ich das Film Archiv wie eine eigene Firma führe und als mein „Baby“ betrachte, leidet mein Privatleben wahrscheinlich unter meinem Beruf. Ich versuche jedoch, beide Bereiche strikt zu trennen, da ich aus meinem Privatleben die nötige Energie schöpfen kann.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich rate jedem jungen Menschen, sich auf keinen Fall gegen seine Überzeugung nach den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes zu richten, der in schöner Regelmäßigkeit jeweils Ärzte oder Rechtsanwälte verlangt, oder mit diesen Berufsgruppen übersättigt ist. Ich kann mich sehr gut an meinen eigenen Studienbeginn erinnern, als technische Berufe oder die EDV-Branche groß angesagt waren und mein Studium als Orchideenstudium galt. Letztendlich ist der persönliche Einsatz entscheidend; wenn man etwas, das man gerne macht, wirklich erreichen will, muß man es konsequent umsetzen. Grundsätzlich muß jeder seinen eigenen Weg gehen und jenen Interessen, Neigungen und Ideen folgen, die er in sich verspürt. Eine gute Ausbildung ist heute sehr wichtig, wird aber vor allem im Bereich der sozialen Kompetenzen immer wesentlicher. Das – zugegebenermaßen etwas abgenutzte – Schlagwort vom lebenslangen Lernen hat seine volle Berechtigung; man darf niemals stehenbleiben und muß auch im Arbeitsalltag flexibel genug sein, sich permanent fortzubilden.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Eines meiner Ziele besteht darin, das Quartier im Augarten zu einer Art „Filmquartier“ mit ganzjährigen Veranstaltungen, ähnlich dem Museumsquartier zu machen und ein Kinomuseum zu eröffnen, weil das Publikum diesen Standort bereits mit kulturellen Aktivitäten assoziiert. Ich persönlich möchte es schaffen, ein wenig Abstand zu meiner Tätigkeit zu gewinnen.