Zum Erfolg von Aqua Aqua
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Als ich 1965 erstmals mit meinem künstlerischen wie umweltökologisch bezogenen Wasser-Weg in die Öffentlichkeit trat, stieß ich auf völliges Unverständnis und brüske Ablehnung. Die Tatsache, sich als Künstler ausschließlich mit dem Wasser auseinanderzusetzen, taten die meisten Galeriebesucher als Verrücktheit ab und wiesen darauf hin, daß es in der Kunstgeschichte bisher nie eine solche Verirrung gegeben habe. Auch mein Einsatz für den Schutz des Lebenselementes Wasser wurde als Abnormität abgetan - sich als Künstler damit auseinanderzusetzen, sei absurd, lächerlich und völlig unnötig, gab man mir zu verstehen. Wenige Jahre später trat ich für die Einbindung des Wassers in alle Sparten der Künste ein und erntete dafür einen Sturm der Entrüstung. Heute jedoch kann man bereits deutlich feststellen, daß mein Wasser-Weg in die verschiedensten Bereiche hinein beeinflussend gewirkt hat und nicht nur Künstlern, sondern auch Persönlichkeiten aus ganz anderen Disziplinen neue, grundlegende Wasser-Sicht-Ebenen erschlossen hat. Das ist für mich persönlicher Erfolg. Oder auch wenn Familien mit ihren Kindern, welche meine Wasserbilder gesehen haben, einen Wasserurlaub machen und die Kleinen aufgeregt und voll Freude zu ihren Eltern gelaufen kommen, um ihnen mitzuteilen, daß sie einen richtigen Aqua Aqua gesehen hätten. Sehen Sie, das ist für mich eine ganz spezielle Form des persönlichen Erfolges, weil damit der Same meines Wasser-Weges in zukünftig-wirksamer Weise aufgeht.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Nicht nur was den Einfluß durch meine Wasserkunst, den Aquatismus, auf alle Bereiche der Kunst betrifft, sondern auch auf vielen anderen Gebieten und wichtigen Belangen, welche die Welt des Wassers betreffen, sehe ich mich als äußerst erfolgreich. Für einen Künstler ist es wesentlich, daß das, was er anstrebt, wofür er sich leidenschaftlich einsetzt, erreicht, beziehungsweise durchgeführt wird - dies hat in vielen Fällen nicht mit materiellem Erfolg zu tun - ist aber oft viel wirksamer, weil es währt, manchmal sogar sehr sehr lange. Darin kann ein Künstler sogar sehr erfolgreich sein. Dazu ein wichtiges und treffendes Beispiel: 1965 begann mein öffentlicher Einsatz für die Abhaltung eines Welt-Wasser-Tages. Immer und immer wieder pochte ich auf nationaler und internationaler Ebene für die Einführung eines solchen Wasser-Tages. Nach 27 Jahren endlich führte mein unbeugsamer Einsatz zum Erfolg! 1992 führte die UNESCO den 22. März als den jährlich abzuhaltenden Welt-Wasser-Tag ein. Sie können sich vorstellen, daß ich mich, wenn ein solch schwieriges Vorhaben endlich gelingt als sehr erfolgreich sehe.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Die Überzeugung, den Menschen die Augen in Bild und Wort für die Welt des Wassers öffnen zu können, öffnen zu müssen! Gegen alle Angriffe und Widerstände den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen und sich trotz verschiedenster Verlockungen nie von seinem Weg abbringen lassen. Und zu alldem natürlich noch ein Quäntchen Glück!
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
Diese Frage ist, was die Kunst betrifft, nicht richtig gestellt, denn Originalität ist unabdingbar, ja ein Trumpf in der Kunst - heute mehr den je. Und je weniger sie gestellt ist, also aus dem Innersten des Menschen, des Künstlers selbst kommt, desto überzeugender und anhaltender wird sie sein. In der Kunst den Begriff der Imitation - selbst nur als Frage - in Beziehung zu Erfolg zu setzen ist absurd. In der Kunstbetrachtung jedoch füllt diese Thematik ganze Bücher.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich möchte ganz vorne beginnen. Vom Vater erbte ich das Talent für die bildenden Künste (er fiel im Krieg, als ich drei Jahre alt war) und von der Mutter die Liebe zu Natur und Musik. Sie trat stets für meine künstlerischen Wasserambitionen ein und verteidigte mich gegen Vorurteil und Unverstand. Der Maler Josef Urban, ein Freund der Familie, wurde zu meinem ersten Lehrmeister in der Ölmalerei. So malte ich schon als Neunjähriger Fluß mit Brücke mein erstes Ölbild. Elizabeth C. Wong - bekannt und bedeutend als Galerieleiterin und auf dem Gebiet der kreativen Photographie - aufgeschlossen für Neues, Brücken bauend und gegen Ungerechtigkeit ankämpfend, hat meinen beruflichen Lebensweg am entscheidendsten geprägt. Wenn mir heute so zahlreiche, wohl nicht unbedeutende Wasser-Titel zukommen, so hat Elizabeth wesentlich Anteil daran.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
So bedeutende, berühmte Persönlichkeiten wie Arturo Bovi (Rom) und Michel Leiris (Paris) waren die ersten, welche meinen völlig neuen, tiefgehenden Anspruch in der Malerei des Wassers in seiner ganzen Tragweite erkannten. Zu zwei meiner gleichzeitig in Assisi 1975 abgehaltenen Ausstellungen kam Bovi extra von Rom angereist, um meine Bilder der Wasserwelt zu sehen. Er war sehr beeindruckt und sagte unter anderem: Noch nie in der uns bekannten, uns überlieferten Menschheits- und Kunstgeschichte hat ein Künstler, wie Aqua Aqua, den Versuch unternommen, das Wasser in der Malerei, in der Kunst sichtbar zu machen, in seiner Wesenhaftigkeit und Vielschichtigkeit; darauf kommt es an, darin liegt seine Einzigartigkeit und absolute Priorität auf dem Gebiete der Malerei des Wassers begründet! 1981, ganz Paris feierte die hundertste Wiederkehr des Geburtstages von Pablo Picasso. Die Reise in die französische Metropole zu den Originalen dieses Heroen der modernen Kunst fügte sich für mich zu einer wahren Sternstunde, In der Galerie Louise Leiris, der Galerie - Geburtsstätte des Kubismus lernte ich den berühmten Michel Leiris und dieser meine Bilder des Wassers kennen, welche ich in einer riesigen Rolle (Ölbilder und Tuschaquarelle) unter dem Arm mitgebracht hatte. Leiris war sofort beeindruckt. Nach längerer Zeit des Betrachtens meiner gemalten Wasserwelt - er sah sich alle Bilder zweimal an - und den dazwischen gegebenen Bemerkungen, wandte sich Leiris fast freundschaftlich an mich und sagte: Sie gehen einen völlig neuen künstlerischen Weg - bisher ist mir noch kein Künstler begegnet und ich habe noch nie von einem solchen gehört, der sich ausschließlich und in einer so klaren und ursprünglichen Weise mit dem Element Wasser auseinandersetzt, wie Sie. Nach einem Moment des Innehaltens sagte Leiris: Sie sind der Schöpfer des Aquatismus - ich bin überzeugt, daß man Ihre Kunst, vielleicht schon in naher Zukunft als grundlegend erkennen wird. Bei der Wasser-Expo 98 in Lissabon (Österreich-Pavillon) wurde meinem künstlerischen, wie ökologisch bezogenen Wasser-Weg ein weltweiter Erfolg zuteil. Der Aquatismus erregte Aufsehen und erhielt nicht nur bei Kunstfachleuten, sondern auch bei Wissenschaftern aus allen Kontinenten der Welt hohe Anerkennung. Das Umwelt-Wasser-Schrift-Bild: Schütze das Wasser, dann schützt du das Leben, welches höchstes Interesse hervorrief, wurde zu einem der meist fotografierten Objekte der Expo.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Nur wenn das Anzustrebende aus dem tiefsten eigenen Inneren kommt, also wahrhaftig ist und von Ambition, Ehrlichkeit, Ausdauer und Geduld getragen wird, ist die Aussicht auf Erfolg gegeben.