Zum Erfolg von Reinhart Michelag
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg, beigetragen zu haben, daß dieser Standort aufrechterhalten werden konnte und daß heute über 200 MitarbeiterInnen einen sicheren Arbeitsplatz haben. Das Unternehmen war, seit ich Verantwortung dafür trage, immer erfolgreich. Wir haben es als eine der wenigen Süßwarenfabriken in Österreich, die noch in privatem Besitz sind und trotz des EU-Beitrittes, der Globalisierung und dem Wegbrechen der Ostmärkte, geschafft, weiter zu bestehen. Dieses Ergebnis meiner Arbeit bringt Akzeptanz in meinem gesellschaftlichen Umfeld.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, aufgrund meiner Ausbildung, meines Lebensweges und der erzielten Ergebnisse möchte ich sagen, daß ich erfolgreich bin. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Wichtig waren Hartnäckigkeit, ständige Aus- und Weiterbildung, soziales Handeln, Organisationstalent und Teamgeist, Freude am Beruf und Verbundenheit mit dem Unternehmen. Durch häufige Eigentümerwechsel lernte ich unterschiedliche Firmenkulturen kennen und erhielt die Möglichkeit, international Erfahrung und Wissen zu sammeln.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Eher gelassen. Ich ziehe mich zunächst zurück und kann dann Lösungsvorschläge präsentieren, die auch konsensfähig sind.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ab Mitte der Achtzigerjahre. Zeitgleich kam auch meine Aktivität im Sport beim SV Wüstenrot Salzburg hinzu, für den ich ein Organisationsmodell für ein Leistungszentrum entwickelte, das heute in ganz Österreich Standard ist. 2001, im Jahr der ehrenamtlichen Funktionäre, habe ich durch das internationale Olympische Komitee (IOK) von Herrn Samaranch und von der FIFA, Herrn Blatter als einer von wenigen Österreichern dafür eine hohe Auszeichnung erhalten.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Das war 1993, als die Ausgliederung dieses Standortes aus dem KJS-Konzern geplant wurde. Ich erhielt ein hervorragendes Angebot des Konzernes, der mich in die Zentrale berufen wollte, entschied mich aber, in Grödig zu bleiben und mich für das Werk einzusetzen. Heute weiß ich, daß das die einzig richtige Entscheidung war.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Es gab Förderer, die meine Vorzüge erkannt und meine Nachteile in Kauf genommen haben. Das waren Herr Dr. Orgler von Suchard Österreich und der Vice President Human Recoures von Kraft Jacobs Suchard Europa, Herr Alois Fink.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die größte Anerkennung ist das Vertrauen und die Handlungsfreiheit, die mir von den Firmeneigentümern, der Familie Pöll, entgegengebracht wird. Das geht soweit, daß die Familie oft auf meinen Rat besteht.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich denke, als engagierten eher stillen und zurückhaltenden, vielleicht sogar introvertierten Menschen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich setze fachliche Kompetenz voraus, entscheide aber grundsätzlich eher nach meinem Gefühl. Wesentlich ist auch die Fähigkeit, eigenverantwortlich zu agieren und mit Freiheiten maßvoll umgehen zu können.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich setze eigentlich voraus, daß ein Mitarbeiter ab einer bestimmten Hierarchiestufe selbst motiviert ist, auch wenn mich unser PR-Chef immer wieder ermahnt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr zu motivieren.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Den mindestens einmal jährlich stattfindenden Mitarbeiter-Beurteilungsgesprächen entnehme ich, daß mich die Mitarbeiter als fachlich kompetenten Chef akzeptieren, der umgänglich ist, ab und zu emotional reagiert aber nicht nachtragend ist und Entwicklungsmöglichkeiten erkennt.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir zeichnen uns durch Flexibilität, Qualität, Innovationskraft und Service aus.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gibt kaum ein Wochenende, an dem ich nicht etwas mit nach Hause nehme, zum Beispiel Fachliteratur, die gelesen werden will. Aber meine Frau kann mit meinem Engagement leben.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?Heute besuche ich nur noch Seminare, in denen es in erster Linie um anwendungsbezogenes Wissen geht, z.B. bei Gesetzesänderungen, Steuerangelegenheiten oder Sozialrecht.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Man sollte mit dem nötigen Ehrgeiz versuchen, die Dinge voranzutreiben, ohne dabei die soziale Seite zu vergessen. Ich denke, daß Wissensmanagement in Zukunft immer wichtiger wird.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine Vision ist es, diesen Standort erfolgreich weiter zu entwickeln. Nach der Ausbildung des Nachfolgers möchte ich mit 60 Jahren in den Ruhestand gehen und nur mehr als Berater zur Verfügung stehen. Dann hole ich gemeinsam mit meiner Frau das Privatleben nach, das derzeit zu kurz kommt.
Ihr Lebensmotto?
Ehrlichkeit ist der Schlüssel zum Erfolg.