Zum Erfolg von Andreas Reichenbach
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich vor allem, innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens jene Ziele zu erreichen, die man sich selbst gesteckt hat. Ich denke grundsätzlich, daß jeder Mensch Erfolg anders definiert.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja und Nein. Ich fühle mich insofern erfolgreich, weil ich bereits in jungen Jahren verantwortungsvolle Positionen inne hatte und habe, sehe mich aber noch lange nicht als vollkommen erfolgreich, weil ich mich nicht auf dem bisher Erreichten ausruhen will und meinen derzeitigen Erfolg im Rahmen dieses Lebensabschnittes noch weiter ausbauen möchte.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich habe mir immer Ziele gesteckt und wußte, daß ich viel leisten muß, um diese Ziele zu erreichen. Ich habe daher für meinen Erfolg immer sehr hart und mehr gearbeitet, als es dem Durchschnitt entspricht. Ich erachte meine fundierte Ausbildung ab der Mittelschule als Basis meines heutigen Erfolges, weil ich glaube, daß vor allem die Allgemeinbildung, die man sich zwischen dem zehnten und dem 18. Lebensjahr aneignet, fundamental wichtig für das spätere Leben ist. Wesentlich war auch meine frühe Entscheidung, einen unüblichen Weg zu gehen, um mich von der breiten Masse abzuheben; in diesen Zusammenhang fällt mit Sicherheit auch mein Auslandssemester. Ich habe Gelegenheiten nicht nur erkannt, sondern auch sofort genutzt, sobald sie sich mir boten, beziehungsweise mich getraut, sie zu ergreifen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Meine mutige Entscheidung, alles zurückzulassen und 1996 permanent nach Moskau zu ziehen, war eine sehr erfolgreiche, da ich in diesem jungen Markt die Möglichkeit hatte, mich zu entfalten – ich wurde mit 29 Jahren jüngster Generaldirektor unseres Unternehmens und hatte Freunde und Bekannte in ebenfalls hohen Positionen in meinem Alter. Wir alle hätten im Westen in anderen Firmen nicht so schnell erfolgreich werden können.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es war für mich phasenweise schwierig, die beiden Bereiche zu vereinbaren; vor allem, als ich ins Ausland ging und meine Partnerin zurückließ, worauf diese Partnerschaft in die Brüche ging. Mein soziales Umfeld hat unter meinem beruflichen Engagement aber nie gelitten, sondern sich im Gegenteil sogar noch erweitert, weil ich ein sehr offener Mensch bin und schnell neue Bekanntschaften schließe.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich betrachte es als großen Nachteil des Studiensystems an der Wirtschaftsuniversität, daß man als Studierender im Rahmen des Studiums keine praktische Erfahrung sammelt. Daher rate ich jedem, parallel zum Studium interessante Tätigkeiten auszuführen, die dem angestrebten Beruf entsprechen, auch wenn sich die Studienzeit dadurch verlängert. Ich glaube generell, daß die österreichischen Studenten nicht international genug eingestellt und kann aus eigener Erfahrung bekräftigen, daß ein Auslandsaufenthalt im Rahmen des Studiums (vor allem im Osten!) die beste Voraussetzung für beruflichen Erfolg ist. Ich halte interne und externe Netzwerke für extrem wichtig und rate daher, schon in jungen Jahren Kontakte zu knüpfen, die sich später als sehr hilfreich erweisen können.