Zum Erfolg von Dieter Schwanninger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mit mir selbst im reinen zu sein, das erachte ich als Voraussetzung für Qualität im Beruf. Wenn ich meine Probleme mit zur Arbeit nehme und unkonzentriert bin, kann das in meinem Beruf fatal enden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin mit mir selbst im reinen und kann mein Leben so führen, wie ich es mir immer gewünscht habe. Wesentliche Faktoren dabei sind meine Frau und meine beiden Söhne, sowie das berufliche Umfeld in einem gut funktionierendem Team.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Koordinationsfähigkeit und Teamarbeit, Faktoren, die ich im Faustballsport gelernt habe. Wenn - um beim Sport zu bleiben - nicht zwei Spieler Angriffe abwehren und zwei andere den Ball aufbauen, kann ich als Angreifer nicht verwerten. Wenn sich das Team untereinander nicht versteht, färbt das auch auf das Umfeld ab. Beruflich gesehen also auf die Patienten. Ausschlaggebend für den Erfolg ist für mich auch das richtige Setzen von Prioritäten. Ich muß fähig sein zu erkennen, was zum gegenwärtigen Zeitpunkt das Wichtigste ist.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als ich meine Frau kennenlernte, war für mich alles stimmig.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Eine Schlüsselentscheidung war, daß ich mich gegen eine Musikerkarriere und für die Medizin entschieden habe. Manchmal tut es mir zwar im Herzen weh, wenn ich befreundete Musiker auf der Bühne sehe, auf der anderen Seite sehe ich, was ein Musiker alles gegen seine Überzeugung annehmen muß, um sein Auslangen zu finden.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Authentizität! Sich an erfolgreichem zu orientieren ist sicher nicht unklug, man muß aber letztendlich seinen eigenen Weg gehen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
In der Musik sicher die unmittelbarste Anerkennung, in Form von Applaus des Publikums. Im Sport auch eine sehr rasche und unmittelbare, in Form von Medaillen, Pokalen und Empfängen beim Landeshauptmann und Sportminister. Naiverweise war ich der Meinung, daß es auch im Beruf so funktionieren würde. Ich habe mich als Arzt im Krankenhaus immer über das übliche Maß in Form von Öffentlichkeitsarbeit und diverse Projektarbeiten engagiert. Als ich bei der Ernennung zum Oberarzt anfangs übersehen wurde, hat mich das damals maßlos enttäuscht. Meine Leistung wurde nicht anerkannt, sondern als selbstverständlich angesehen. Ich mußte lernen daß es im Beruf nicht nur wichtig ist, Leistung zu bringen und erfolgreich zu sein, sondern daß es genauso wichtig ist, diesen Erfolg für andere sichtbar zu machen, um die verdiente Anerkennung zu erlangen-ein schmerzhafter, aber wichtiger Lernprozeß.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Das Gesundheitssystem in der derzeitigen Form wird in Zukunft einfach nicht mehr finanzierbar sein, soviel ist klar. Es wäre eine Horrorvision für mich, aufgrund von Einsparungsmaßnahmen dem Patienten nicht mehr die bestmögliche Therapie bieten zu können.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
In Vorbereitung auf dieses Interview habe ich in meinem Bekanntenkreis Erkundigungen eingezogen und festgestellt, daß ich als erfolgreich gesehen werde, was die Gesamtheit meines Lebens anbelangt. Beruflich gesehen könnte ich im Sinne von höheren Positionen sicher noch einiges mehr erreichen, aber das würde momentan meine persönliche Freiheit und Spontanität negativ beeinflussen. Einige Bekannte sehen mich hinsichtlich der Harmonie zwischen Beruf und Privatleben sogar als Vorbild. Das war nicht immer so. Unter anderem spielt gutes Zeitmanagement eine wesentliche Rolle. Nützt du die Zeit im Krankenhaus so effektiv als möglich bleibt dir mehr für das Privatleben, was dir wiederum Ausgleich und Kraft für den Beruf gibt.In dieser Hinsicht hat mir der von unserem Krankenhaus angebotene und finanzierte Management-Lerngang für Oberärzte enorm geholfen und mich in meiner Denkweise bestärkt.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter spielen die wichtigste Rolle überhaupt. Es ist wie im Mannschaftssport: Einer alleine schießt kein Tor, die Mannschaft muß sich verstehen und gemeinsam auf ein Ziel hin arbeiten.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch Lob und dadurch, daß ich sie am Erfolg teilhaben lasse. Wenn etwas gut funktioniert hat, ist das niemals mein persönlicher Verdienst, sondern der des ganzen Teams. So sehe ich das, und ich stelle es auch nach außen hin so dar. Ich glaube, wenn man beim Ergebnis eines Projekts ein Stück seiner Arbeit wieder erkennt, ist das schon eine Befriedigung und ein motivierendes Erlebnis.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir stellen den Menschen in den Mittelpunkt und gehen auf die individuellen Bedürfnisse unserer Patienten ein. Der Umgang unter den Mitarbeitern ist vorbildhaft, was wiederum dem Patienten das Gefühl gibt, daß er bei uns gut aufgehoben ist.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir werben nicht aggressiv, indem wir die Schwächen der anderen Krankenhäuser aufzeigen, sondern heben unsere Stärken hervor. Darüber hinaus suchen wir zum Wohle des Patienten auch die Kooperation. Ein konkretes Beispiel: Nachdem meines Erachtens ein nahegelegenes Schwerpunktkrankenhaus für Krebsoperationen bessere Voraussetzungen bietet, bieten wir unseren Patienten an, sie dort zu operieren, wobei ein Arzt unseres Krankenhauses bei der Operation mitwirkt, und holen sie zur Nachbetreuung wieder in unser Krankenhaus nach Braunau zurück, wo sie sich aufgrund der heimatlichen Nähe und des gewohnten Umfelds aus Ärzten und Pflegepersonal geborgen fühlen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Durch Zeitmanagement. Viele Ärzte arbeiten zu lange im Krankenhaus, wodurch ihre privaten Beziehungen leiden können. Es ist ein Kreislauf - wenn das Privatleben stimmt, ist man auch im Beruf gut, und umgekehrt.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Viel, weil es mir wichtig ist. Zwei bis drei Wochen im Jahr arbeite ich in anderen Krankenhäusern, um dazuzulernen, und natürlich verbringe ich auch insgesamt einige Wochen im Jahr im Rahmen von Fortbildungen auf diversen Ärztekongressen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Erkenne Deine Fähigkeiten, fördere Sie und mach sie wenn möglich zu deinen Lebensinhalten. Jeder von uns hat Talente und besondere Fähigkeiten, es ist aber nicht für jeden leicht, diese zu erkennen. Sollte man sie aber erkannt haben und glaubt an sich, steht einem die ganze Welt offen. Berufliche Karriere ist wichtig, sich aber insgesamt als Individuum auch in seinem privaten Umfeld zu verwirklichen, wichtiger.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, möglichst frei und spontan zu bleiben. Ich möchte mein Leben nicht so gestalten, daß ich an einen Ort für immer gebunden bin. Wenn ich mich auch in meiner jetzigen Situation sehr wohl fühle , möchte ich mir die Möglichkeit offen halten, auf ein interessantes Projekt reagieren zu können, und mit meiner Familie zum Beispiel eine Zeit lang nach Afrika zu gehen, weil ich diesen Kontinent und seine Menschen faszinierend finde. Glücklicherweise zeigt sich meine Frau diesbezüglich genauso flexibel, sodaß wir gemeinsam die Chancen nützen können ,die uns unser weiteres Leben noch bieten wird.