Zum Erfolg von Klaus Hoffmann
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg mit wenigen Worten zu definieren ist nicht einfach. In meinem Beruf bedeutet Erfolg, bestmögliche Ergebnisse für den Auftraggeber zu erzielen und ihn dabei auch zufriedenzustellen. Pyrrhussiege sind keine Erfolge, und ich habe auch niemals um jeden Preis für meinen Erfolg gekämpft. Es kann auch nie unsere Absicht sein, einen Gegner, der ohnedies schon am Boden liegt, auch noch zu demütigen. Der Erfolg eines Selbständigen ist eine höchstpersönliche Leistung von hoher Qualität, die in seiner ausschließlichen Verantwortung liegt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin der Auffassung, daß mein Lebensweg für mich zufriedenstellend und daher erfolgreich verlaufen ist, und glaube, daß es viele Menschen gibt, die mir eine Laufbahn als erfolgreicher Anwalt mit internationaler Achtung bescheinigen. Obwohl ich nie ein Mensch war, der sich in den Mittelpunkt stellen möchte, bin ich auch gesellschaftlich anerkannt. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich habe mein ganzes Leben lang versucht, meine Ziele sehr sorgfältig zu definieren und mein Handeln so auszurichten, daß ich sie auch tatsächlich erreichen konnte. Bei allem Streben nach Erfolg erschien es mir jedoch wichtig, nicht den Eindruck zu vermitteln, Druck ausüben zu wollen, sondern Leichtigkeit auszustrahlen. Ich bin ein Mensch, der den Konsens sucht, solange dieser vertretbar erscheint, und zeichne mich durch Konsequenz und Disziplin aus, was jedoch nichts mit Verbissenheit oder krampfhaftem Ringen um Erfolg zu tun hat. Ich verweise auf die Tatsache, daß Intervention, Druck oder sogar Intrige oft ein leichterer Weg gewesen wäre als jener, den ich wählte. Auf meinem Weg ist niemals ein anderer auf der Strecke geblieben, nie hatte ich Erfolg zu Lasten anderer. Ich habe mich auch nie in den Dienst einer politischen Seite gestellt, sondern jene Menschen unterstützt, die ihrer Überzeugung gerecht wurden. Mosaiksteinchen meines Erfolges sind mein Urteilsvermögen und meine Fähigkeit, das Positive in anderen Menschen zu sehen, weil ich nur dann auf Argumente eingehen kann, die sich mit meiner Meinung nicht decken, wenn ich zuhöre und somit verstehe, was mein Gegenüber meint. Dabei ist es mir wichtig, zu meiner eigenen Meinung zu stehen und offen zu sagen, wenn ich mich mit der Einstellung eines anderen nicht identifizieren kann. Ich habe niemals versucht, den Anschein zu wahren oder es meinen Gegnern in irgendeiner Weise recht zu machen. Mein Erfolg beruht wohl auch zu einem wesentlichen Teil darauf, daß ich schon früh Verantwortung zu tragen hatte. Natürlich gehört auch Begabung dazu, dennoch ist ein Erfolg zum Großteil die Frucht harter Arbeit. Es bedarf auch eines gewissen kaufmännischen Talentes, doch darf finanzielle Motivation niemals die einzige Triebfeder sein, denn diese würde einen sehr schnell vom rechten Weg abbringen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Schon in den ersten zehn Jahren meiner Tätigkeit fühlte ich mich erfolgreich, da ich mir damals einen Namen machen und auch bei Gericht Ansehen erwerben konnte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Meine erste wesentliche Entscheidung bestand darin, mich selbständig zu machen. Mein letzter Vorgesetzter, Dr. Mrazek, hätte mich gerne behalten, doch knüpfte ich daran die Bedingung, als gleichberechtigter Partner in die Kanzlei einzusteigen, was er jedoch ablehnte. Wir trennten uns im besten Einvernehmen, doch diese Weichenstellung war für mich wesentlich. Auch war es wohl eine wichtige Entscheidung, nicht schon 1968 in die Standesvertretung zu gehen, da ich damals überzeugt war, dafür noch zu jung zu sein. 1977 war dann der richtige Zeitpunkt dafür gekommen.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Meinen ersten wichtigen Eindruck vom Anwaltsberuf erhielt ich von meinem Vater, der mir ein großes Vorbild war. Es liegt wie ein Schatten auf meiner Karriere, daß mein Sohn dies für sich anders sah, obwohl er damit dennoch ganz sicher die richtige Entscheidung traf. Dr. Mrazek war für mich durch seine sorgfältige Arbeitsweise, die mir für einen Juristen besonders wichtig erscheint, besonders prägend.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die Treue, die mir meine Klienten zum Teil schon seit über 40 Jahren halten, ist mir eine besonders wertvolle Anerkennung, ebenso der Respekt, den ich auch bei den höchsten juristischen Amtsträgern des Landes genieße.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Eines der derzeit großen Probleme der Anwaltschaft liegt darin, daß die Europäische Union die anwaltliche Leistung wie jede andere Dienstleistung betrachtet und daher die Regulierung der freien Berufe als Behinderung des Wettbewerbs sieht. Dieser Versuch, alles zu nivellieren, ist ein allgemeines Problem unserer Zeit. Ein weiteres Problem sehe ich in der wachsenden Zahl der Anwälte und einem damit einhergehenden Qualitätsverlust. Für problematisch halte ich auch die großen Anwaltssozietäten, die unter anderem auch Probleme bei der Honorargestaltung mit sich bringen.Welche sind die Stärken Ihrer Kanzlei? Aus Überzeugung steht bei uns eine sehr persönliche Betreuung im Vordergrund. Wir suchen das Gespräch mit unserem Klienten, da dieses für eine erfolgreiche Betreuung unabdingbar ist.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Durch Disziplin, so nehme ich - mit sehr wenigen Ausnahmen - keine Arbeit mit nach Hause. Beruf und Privatleben werden streng getrennt. Ich bin der Überzeugung, daß Erfolg eine gewisse Ausgeglichenheit voraussetzt, beruflicher Erfolg war für mich niemals alles. Nur wenn ich in meiner Mitte ruhe, kann ich auf andere gelassen zugehen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Erfolg ist nicht selbstverständlich, selbst wenn man sich ein Ziel gesteckt hat, das erreichbar scheint. Man sollte sich immer vor Augen halten, daß unendlich viel harte Arbeit und Disziplin dahinterstecken. Ich würde der nächsten Generation auch raten, sich nicht unreflektiert dem Zeitgeist auszusetzen und ihm alles zu unterwerfen, sondern zu trachten, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln und sich ein hohes Maß an Kritikfähigkeit zu erhalten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte noch einige Zeit als Anwalt tätig sein und mich dann langsam zurückziehen und nur mehr als Aufsichtsrat, Stiftungsvorstand und vor allem als Schiedsrichter aktiv bleiben. Vielleicht gelingt es mir, mich auch wieder einer etwas anspruchsvolleren Lektüre zu widmen, als mir dies derzeit möglich ist.