Zum Erfolg von Wolfgang Schulter
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet, Dinge bestmöglich zu erledigen, also in meinem Fall, meinem Klienten zu seinem Recht, bzw. zur Durchsetzung seiner Interessen zu verhelfen und dabei alle gesetzlich möglichen Mittel auszuschöpfen. Dabei ist es allerdings selbst für einen guten Anwalt unmöglich, Erfolg zu versprechen – das wäre unseriös und würde meinen Erfolg mindern. Solcher Erfolg ist für mich als Anwalt äußerst wichtig, da Anwälte mit dem Werbeverbot belegt sind und ausschließlich über den Faktor Erfolg ihre Klientel akquirieren können. Die Faustregel lautete früher, daß man mit einem gewonnenen Fall drei Klienten gewinnt und auch wenn die jungen Anwälte nachdrängen, kann man sich durch den eigenen Erfolg gegen die wachsende Konkurrenz behaupten.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Ich glaube durchaus, erfolgreich tätig zu sein.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich versuchte, eine gute Mischung zwischen Sachkompetenz, beziehungsweise Fachwissen und guten Beziehungen zu jenen Personen zu finden, die für die Anliegen meiner Klienten verantwortlich sind. Ich beschränke mich also nicht auf reine Intervention, sondern lege großen Wert auf Einsatz meiner rechtlichen Kompetenz und mein Hintergrundwissen, vor allem im Zusammenhang mit der EU-Gesetzgebung. Wesentlich sind nicht zuletzt die Kontakte, die ich während meiner beruflichen Laufbahn knüpfen konnte, sie spielen vor allem dann eine Rolle, wenn es um Ermessensentscheidungen geht.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Herr Dr. Stern prägte mich insbesondere, weil er ein sehr charismatischer Mensch war und für seine Arbeitsmoral und sein Engagement bekannt war – er war schon über 80 Jahre alt, als ich in seine Kanzlei eintrat und galt als Doyen der Anwälte. Nicht zuletzt beeindruckte er sein Umfeld durch seinen „Schmäh“. Ich konnte von diesem Menschen sehr viel lernen, weil er mich hinter die Kulissen meines Berufs blicken ließ und mich mit dem Betrieb einer Großkanzlei mit rund 30 Angestellten vertraut machte. Weiters prägte mich der Anwalt Dr. Messer, ein ebenfalls sehr alter Herr, der sich auf Interventionen spezialisiert hatte, selbst das scheinbar Unmögliche möglich machte und durch seine Souveränität überzeugte.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Im Rahmen der letzten Kammerwahl der Wiener Rechtsanwaltskammer wurde ein neuer Präsident gewählt, der mit diesem Amt recht unerwartet betraut wurde, weil er eigentlich als Außenseiter galt. Er konnte durch zahlreiche Aussendungen an Rechtsanwälte und durch eine offensichtlich sehr gute Bewerbung reüssieren und durchbrach die verkrusteten Strukturen der Anwaltskammer. Innerhalb der Kammer gibt es Interessensvertretungen (oder Clubs), von denen die traditionsreichen sehr viele Mitglieder zählten und daher meist den Präsidenten stellten. Dem neuen Kollegen gelang es, die Stimmen von zwei Dritteln der Anwesenden zu erhalten und überzeugte knapp die Hälfte der Wiener Anwälte; damit präsentierte er den „alten Herren“ eine saftige Rechnung. Probleme in unserer Branche sind das Werbeverbot, das so streng ausgelegt wird, daß sogar Disziplinarverfahren gegen Anwälte eingeleitet werden, die ihre Tafel in zu weiter Entfernung ihrer Kanzlei anbringen und nicht zuletzt die Übersättigung des Arbeitsmarktes für Rechtswissenschaftler, denen oft nur mehr die Berufsgruppe der Anwälte verlockend erscheint, da sich ein Anwalt im gesamten Bundesgebiet niederlassen und tätig sein kann.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich halte den ersten Eindruck, den ich von einem Menschen gewinne, für sehr wichtig. Voraussetzungen für eine reibungslose Form der Zusammenarbeit sind guter Umgang und Geduld mit den Klienten, Höflichkeit und selbstverständlich Fachkompetenz.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Generell muß man ein Ziel vor Augen haben, das man konsequent verfolgen muß, wenn man erfolgreich werden möchte. Menschenkenntnis und eine gewisse Kontaktfreudigkeit sind ebenfalls ausschlaggebend für Erfolg. Wer sich selbständig machen möchte, braucht heutzutage viel Mut; man hat in keiner Branche die Garantie, ein erfolgreicher Unternehmer zu werden. Ich würde jungen Anwälten raten, sich zu spezialisieren oder sich mit Kollegen zu Kanzleigemeinschaften zusammenzuschließen. Dadurch kann man sich viel Geld ersparen, weil man Personal- und Mietkosten teilen kann.