Zum Erfolg von Petrus Zehndorfer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich der optimale Einsatz der eigenen Fähigkeiten. Ich erachte es als wichtig, dabei nicht über Leichen zu gehen, sondern auch die Interessen anderer zu berücksichtigen. Der persönliche Erfolg wird multipliziert, wenn er auch anderen zugute kommt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich als erfolgreich, denn ich konnte auf zahlreichen Gebieten schöne Erfolge erringen. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Das Erleben des Krieges hat mich frühzeitig reifen lassen. Natürlich ist auch eine gute Ausbildung ausschlaggebend. Man darf allerdings nie aufhören zu lernen, sondern sollte auch nach dem Studium noch Neuem gegenüber aufgeschlossen sein. Auch Teamfähigkeit ist wichtig, denn kein Mensch kann alle Aufgaben allein bewältigen. Mit Anordnungen von oben herab kann man auf Dauer nichts erreichen. Im Gespräch, in der Kommunikation und in der Zusammenarbeit liegen die Grundlagen des Erfolges.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Es war ein schöner Erfolg, als mich Kardinal König zum Regens des Wiener Priesterseminars ernannt hat, das ist natürlich schon eine Vertrauensstellung, die man nicht so leicht bekommt. Ich empfinde es auch als Anerkennung, wenn ich mit ehemaligen Schülern zusammentreffe, die immer noch katholisch sind und den guten Unterricht loben. In meiner Tätigkeit als Konsul und in der Jungarbeiterbewegung waren es meine ausgezeichneten Mitarbeiter, die hervorragende Arbeit geleistet haben. Ist Originalität oder Imitation, besser um erfolgreich zu sein? Wirkliche Originale gibt es nicht viele. Eines davon war mein Vorgänger Dr. Buchwieser, der immer wieder neue Ideen hatte und in der Durchführung derselben ungeheuer kreativ war. Es ist jedoch wichtig, die eigenen Fähigkeiten zu entfalten und nicht nach irgendwelchen Utopien Ausschau zu halten. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Auf dem religiösen Sektor hat mich ein Kaplan in meiner Heimatpfarre Baumgarten geprägt. In meinem zweiten Lebensabschnitt hat mich Herr Dr. Buchwieser entscheidend beeinflußt. Vieles verdanke ich auch meiner Frau und vielen Freunden, die mitgeholfen haben. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Als Jugendorganisation mit 4.000 Heimplätzen in Österreich suchen wir Heimleiter, die uns als Organisation vertreten, aber auch für das Wohl der jungen Leute Verantwortung übernehmen. Wir versuchen, Mitarbeiter, die sich schon bewährt haben, auch in höheren Positionen einzusetzen. Wir legen Wert auf engagierte junge Menschen, die bereit sind, sich für andere einzusetzen. Diese kommen aus verschiedenen Studienrichtungen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich glaube, man kann durch das eigene Beispiel motivieren, indem man sich voll einsetzt. Nur mit dem Willen allein ist es aber nicht getan. Im Umgang mit Menschen gibt es gewisse Richtlinien zu beachten und Fehler zu vermeiden. Daher veranstalten wir regelmäßig für Heimleiter und Stockwerksvertreter Fortbildungsseminare.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich werde aufgrund meiner umgänglichen Art akzeptiert und respektiert und habe keine Herrscherallüren. Man muß seine eigenen Grenzen kennen. Diplomatie ist gut, aber nicht alles: manchmal ist eine gewisse zielorientierte Führung wichtig. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die Stärke der Jungarbeiterbewegung ist, daß sie parteipolitisch und konfessionell ungebunden ist. Wir fördern demokratisches Denken, das beginnt bei der Wahl der Stockwerksvertreter, die von Studenten und Hausbewohnern gewählt werden.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe alles erreicht, was ich erreichen wollte, und habe im Alter von 80 Jahren keine beruflichen Ziele mehr, sondern möchte nur mehr geistig und körperlich in guter Verfassung bleiben.
Ihr Lebensmotto?
Vertrauen in den eigenen Lebensweg und diesen konsequent zu Ende gehen.