Zum Erfolg von Susanne Michaela Taucher
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Mein Ziel war es, eine gute Ärztin zu werden, ohne dabei primär an eine universitäre Laufbahn zu denken. Das ist mir gelungen, und somit sehe ich die Erreichung dieses Zieles und die Anerkennung der Patienten, wenn ich helfen kann, als Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Doch, das erkenne ich vor allem an der Reaktion von außen. Für mich war es ein natürlicher Weg, der zwar nicht einfach war, den aber auch andere geschafft hätten.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin ausdauernd, geradlinig und zielstrebig. Medizinerin zu werden war bereits mein Kindheitswunsch, und das persönliche Interesse an meinem Fachgebiet ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Ich denke, daß ich mich gut in eine Person, die mit einem Problem zu mir kommt, hineinversetzen kann und sehe es als meine Verpflichtung, anderen zu helfen, wenn es mir möglich ist.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Die Lösung eines Problems hängt stark von der eigenen Verfassung ab. Ist man ausgeruht und glücklich, bewältigt man Herausforderungen leichter. Ich versuche immer Ruhe zu bewahren und nichts persönlich zu nehmen. Organisatorische Probleme löse ich durch positive Motivation und Anerkennung der Fähigkeiten anderer. Das gelingt mir meist sehr gut. Im beruflichen Alltag müssen Entscheidungen häufig sofort getroffen werden. Das kommt meiner Art zu entscheiden auch sehr entgegen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man als Frau in der Chirurgie nicht so leicht anerkannt wird. Während männliche Kollegen, die gar nicht habilitiert sind, automatisch mit Herr Professor angesprochen werden, bin ich trotz meiner Professur immer noch die Frau Doktor. Als Professor stellt man sich eher einen alten Mann als eine Frau vor. In der Chirurgie dominieren die Männer mit einer 90-prozentigen Mehrheit. Etwas anders ist es in meiner Ordination, wo ich es vorwiegend mit weiblichen Patienten zu tun habe. Ich habe mir auf meinem Gebiet bereits einen Namen gemacht, und man kommt zu mir, um gut betreut zu werden.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich wurde durch den Ausspruch eines meiner Professoren geprägt, als ein Student bei einer Operation ohnmächtig wurde und die anderen lachten. Daraufhin meinte er: Da gibt es nichts zu lachen, schließlich ist das, was wir hier machen, eine Körperverletzung, und das muß wohl überlegt sein!
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Verläßlichkeit, Offenheit und Geradlinigkeit sind ebenso wesentlich wie die Fähigkeit, sich selbst richtig einzuschätzen und um Hilfe zu bitten, wenn es einem zuviel wird. Selbstüberschätzung ist ein großes Problem, das das Vertrauen stark beeinträchtigen kann. Ich erwarte auch, daß Fehler, die einmal passieren können, zugegeben und offen ausgesprochen werden.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Vereinbarung dieser Bereiche durchläuft einem Wandel. Während ich bisher die Priorität auf den Beruf gelegt habe, versuche ich jetzt nach und nach diese Bereiche zu trennen. Das gelingt jedoch aufgrund der starken Belastung, der man durch die branchenspezifischen Gegebenheiten (Dienstpläne, Notfälle, etc.) ausgesetzt ist, nur schwer. Eigentlich lebt man in der Klinik. Hier haben es männliche Kollegen, deren Frauen daheim bei den Kindern sind, leichter als eine Frau.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Neben einer guten Ausbildung muß man vor allem wissen, wo die eigenen Stärken und Interessen liegen. Ich glaube auch, daß man Vorbilder braucht und beobachte, daß ich langsam in die Rolle eines solchen wachse.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte künftig etwas mehr zur Ruhe kommen, organisatorische Abläufe verbessern, um nach meinen Maßstäben arbeiten zu können, und ein weitgehend selbständiges Tätigkeitsfeld entwickeln.