Zum Erfolg von Roland Fischer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn es mir gelingt, in meinem Bereich - etwas im Rahmen des Studium Integrale - bei meinen Hörern ein Aha-Erlebnis auszulösen, ich merke, daß sie etwas lernen und neue Perspektiven bekommen, habe ich Erfolg. Erfolg ist eine Horizonterweiterung für mich selbst (der Grund, weshalb ich Wissenschaftler wurde) und liegt weiters darin, daß ich dieses Wissen und Anregungen an andere weitergeben kann. Ich empfinde es auch als Erfolg, dieses Institut von Null weg mit aufgebaut zu haben, oder generell, eine Idee zu haben, von der ich auch andere überzeugen kann. Ich selbst bin dabei der Starter, nicht der Runner.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, in Summe bin ich zufrieden.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Als Wissenschaftler ist es die Fähigkeit, abzuschalten und mich ausschließlich auf die Lösung einer Aufgabenstellung zu konzentrieren. Die Professur erhielt ich, weil man die Verknüpfung der Grundsatzorientierung mit der praktischen Seite schätzte. Neben dem rein Wissenschaftlichen habe ich mich auch immer gefragt, welche Auswirkung, welchen Nutzen hat die Theorie und welche Rolle spielt die Mathematik an sich für die Gesellschaft. So entwickelte ich mich von sehr speziellen Fragen zum Allgemeinen, aber auch dabei mit hoher Konzentration und dem Ziel, daß mir etwas Neues einfällt. Als Institutsleiter ist es mein Ziel, für andere optimale Arbeitsbedingungen zu schaffen. Die hier Lehrenden sind die Stars, nicht ich, für diese unterschiedlichen Persönlichkeiten muß ich die Infrastruktur nach außen schaffen und erklären, weshalb unsere Arbeit wichtig und gut ist. Ich denke, ich kann glaubhaft meine hohe Wertschätzung für diese Kollegen vermitteln.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich hatte eine Blitzkarriere am Anfang, ich war bereits mit 29 Professor. Der nächste Erfolgsschub kam mit der Gründung des IFF und zuletzt mit der Übernahme der Institutsleitung.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Für mich stand immer außer Zweifel, daß ich am richtigen Weg bin und die letzte wichtige Entscheidung war, mich zur Gänze dem Institut und zuletzt dem Studium Integrale zu widmen. Das Institut hatte stets mit Gegenwind der Universitäten zu kämpfen, konnte sich aber am Markt bewähren und wurde vom Ministerium als Stachel im Fleisch der Unis akzeptiert. Diese Situation erfordert aber auch ständige Rechtfertigung. Diese Situation hatte ich an der Uni Klagenfurt nicht, daher war es ein risikoreicher Schritt, aus dem behüteten Universitätsumfeld auszubrechen, die Entscheidung war aber richtig, da ich damit mehr Freiheiten bekam.Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein? Erfolg ohne Originalität ist für mich unvorstellbar, ich neige sogar dazu, etwas bereits Erfundenes für mich nochmals zu erfinden, da ich damit mehr Sicherheit bekomme. Auch bei der Leitung des Institutes ist es wichtig, kreative Ideen zu haben. Wenn ich keine Ideen habe, werde ich unsicher. Ich brauche sie nicht, um den Erfolg nach außen unter Beweis zu stellen, sondern für meine eigene Sicherheit.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Chef an der Uni Salzburg, der jetzige Dekan Prof. Fritz Schweiger, prägte mich durch ethische Prinzipien und förderte mich. Ihm verdanke ich mein Förderprinzip. Der Philosoph und Gruppendynamiker Prof. Peter Heintel erschloß mir durch meine Ausbildung bei ihm eine andere Welt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die höchste Auszeichnung ist es, dreimal in meine jetzige Funktion gewählt worden zu sein, ich wurde international mit einigen Funktionen in der Wissenschaft bedacht und erhalte von Kollegen im In- und Ausland akademische Anerkennung.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Für den wissenschaftlichen Teil meines Erfolges, die Lösung eines mathematischen Problems, spielen Mitarbeiter keine Rolle, für alles andere brauche ich aber Menschen, mit denen ich darüber sprechen kann, was ich mir ausgedacht habe, und deren Rückmeldungen. Dafür brauche ich eine Gruppe von Menschen, mit denen gemeinsam ich das machen kann und von denen ich auch lernen kann, was ich für mich ja als Erfolg betrachte. Selbst wenn ich aus einem Projekt ausscheide, hat das für mich einen Lerneffekt und ich kann sogar ein Scheitern verwerten.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Fachkompetenz ist das Triviale, das man sofort erkennt, er/sie muß aber über sein/ihr Fachgebiet hinausblicken können, kooperativ sein und soziale Kompetenz aufweisen. Mit Neulingen, die noch nicht sehr selbständig sind, habe ich weniger gern zu tun, ich fühle mich in der Umgebung Gleichgestellter freier und suche mir daher ebenbürtige Partner.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Da ich von einer - meist auch vorhandenen - Eigenmotivation ausgehe, motiviere ich nicht gezielt. Die Menschen halten das, was sie hier machen, auch für sich selbst wichtig, weil sie ebenfalls etwas lernen. Die Schwierigkeit liegt nicht in der Motivation, sondern darin, sie in die richtige Richtung zu lenken und die unterschiedlichen Sichtweisen, mit denen sich die Einzelnen hier einbringen können, zu bündeln und zu konzentrieren.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Die 120 Mitarbeiter sind auf die vier Universitätsstandorte verteilt.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Flexibilität und die Fähigkeit, zwischen der Wissenschaft und dem, was die Gesellschaft braucht, eine Verbindung herzustellen, ist die Stärke unseres Instituts. Wir liefern nicht nur wissenschaftliche Expertisen, sondern gestalten auch die Organisationsentwicklung. Durch Interaktion mit den Betroffenen und Gestaltung des Rahmens haben wir bei kollektiven Lernprozessen entsprechende Organisationskompetenz.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich trenne diese beiden Bereiche nicht.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Die Hälfte meiner wissenschaftlichen Arbeit, das ist ein Viertel meiner gesamten Zeit, besteht aus Weiterbildung. Um als Seminarteilnehmer organisierte Ausbildung zu konsumieren, fehlt mir die Zeit, ich möchte das aber wieder mehr tun.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Meine Grundeinstellung und mein Weg zum Erfolg bestand darin, diesen nicht direkt anzustreben - also etwa nicht zu versuchen, Institutsleiter zu werden - sondern erstens selbst etwas zu lernen und zweitens dafür zu sorgen, daß auch andere etwas davon haben. Diese Einstellung reicht aber nicht aus, um in noch höhere Positionen - z.B. die eines Universitätsrektors - zu kommen. Dazu wäre es nötig, sich in Konkurrenzsituationen zu begeben, was ich aber nicht möchte. Ich suche nicht nur den Erfolg, sondern vor allem die Akzeptanz - und rate das jedem Erfolgshungrigen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Als Institutsleiter möchte ich, daß das Institut die nächste Universitätsreform heil übersteht. Wir werden dann nicht mehr vier, sondern nur noch einer Universität angehören und mit den anderen hoffentlich Verträge abschließen können. Mit meinem Studium Integrale möchte ich ein Gegengewicht zur Fachidiotie liefern und es als Ergänzung zu den reinen Fachstudien verstanden wissen.