Zum Erfolg von Ingrid Cip
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mich weiterzuentwickeln. Ich kann mich über Erfolg nur dann freuen, wenn er ethisch und moralisch „unbedenklich“ ist, wenn mein Erfolg niemandem geschadet hat. Anerkennung ist mir dabei wichtig, weil ich mich darüber freue, wenn jemand meine gute Leistung erkennt und lobt – das setzt allerdings voraus, daß Lob nicht inflationär gebraucht wird.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich, weil ich bisher viel, ja sogar mehr erreichen konnte, als ich mir in meiner Schulzeit vorgestellt hätte, und mit meinem Leben sehr zufrieden bin.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Rückblickend denke ich, daß besonders in meinen Anfangsjahren meine Bereitschaft, ständig Neues zu lernen, ausschlaggebend für meinen Erfolg war. Die Möglichkeit, dabei etwas zu lernen, beeinflußte viele Entscheidungen im Zusammenhang mit neuen Positionen. Ich bin ein sehr analytisch denkender Mensch, das erleichtert mir, Dinge rasch zu verstehen. In den letzten Jahren macht es mir besonders viel Freude, mit Mitarbeitern zusammenzuarbeiten und ein Team zu führen. Dieser Bereich ist für mich eine wesentliche Herausforderung – ich vertrete einen neuen Führungsstil, der vom früher propagierten abweicht. Ich möchte die Teamarbeit noch mehr in den Vordergrund stellen und meine soziale Kompetenz an Mitarbeiter weitergeben, die selbst einmal ein Team führen werden.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich ziehe einen deutlichen Unterschied zwischen Problemen und Herausforderungen; wahre Probleme finden sich meiner Meinung nach nur im personellen Bereich und dabei verfolge ich die Strategie der Kommunikation. Ich fälle grundsätzlich keine Entscheidungen von heute auf morgen, keinesfalls aber zu späte Entscheidungen. Wenn es um Fachliches geht, entscheide ich im Team, bei personellen Problemen treffe ich die Entscheidung allein. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich hatte nie den Eindruck, benachteiligt zu werden, obwohl es einen Vorgesetzten gab, der mich drei Mal fragte, ob ich mir eine Tätigkeit im Produkt Management (wo bis dahin nur Männer tätig waren) wirklich vorstellen könne.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich freue mich über Mitarbeiter, die Fehler zugeben können, weil ich selbst in vielen Firmen erlebte, wie Fehler aus Karrieredenken vertuscht werden. Ich schätze es, wenn man somit die Möglichkeit offen läßt, daß jeder aus einer falsch gelaufenen Situation etwas lernen kann.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich kann die beiden Bereiche deshalb vereinbaren, weil ich klare Prioritäten setze und den Beruf grundsätzlich vom Privatleben trenne.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich halte es für ein bißchen übertrieben, sich ständig Ziele zu stecken, die man unbedingt erreichen muß. Es ist durchaus legitim, sich gelegentlich ein wenig treiben zu lassen, bzw. mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen und seinen Weg nicht allzu starr zu fixieren. Gute Ausbildung ist eine wichtige Basis, man darf nicht vergessen, daß es nicht nur äußerst mühsam, sondern auch kostspielig ist, sich Grundwissen im Nachhinein anzueignen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe mir so manches Ziel gesteckt, das ich letztlich nicht mehr weiterverfolgte, weil ich auf dem Weg dorthin andere, interessantere Möglichkeiten entdeckte. Ich habe nicht nach rascher Karriere gestrebt, aber mein Ziel ist es, eine Position inne zu haben, in der ich Entscheidungen treffen kann und ein Team von Mitarbeitern zu einer optimalen Umsetzung motivieren und führen kann.