Zum Erfolg von Gabriela Riha
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
In unserer leistungsorientierten Gesellschaft zählt zum Erfolg sicher eine gewisse Herzeigbarkeit. Für mich zählt dieser nach außen gerichtete Erfolg nicht so viel wie der innere. Wenn ich zugunsten meines beruflichen Erfolges auf private Dinge verzichten müßte, würde ich nicht das Gefühl haben, erfolgreich zu sein. Besonders als Frau steht man vor der klassischen Entscheidung „Kind oder Karriere“ – ich glaube aber, daß man eine solche Karriere sehr intensiv hinterfragen sollte.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich werte mich selbst nicht. Mit meinem Erfolg habe ich mich eigentlich noch nie allzu intensiv auseinandergesetzt. Ich bin ein Mensch, der seine Leistungen und das Erreichte nicht über- sondern eher unterschätzt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin sehr diszipliniert und organisiert, in meinem Beruf darf man nie „nachlassen“, man muß sich für viele Dinge verantwortlich fühlen. Ich bin heute in einer beratenden Position tätig und daran gewöhnt, vor mich hin zu arbeiten – meine Tätigkeit entspricht einer klassischen „Zureicherfunktion“. Ich war eigentlich immer hart zu mir selbst. Als ich meine Kinder zur Welt brachte, saß ich eine Woche später mit einem Neugeborenen vor dem PC und arbeitete von Zuhause aus für die Firma. Obwohl ich ein paar Mal vor dem Aufgeben stand, weil ich mich fragte, wozu ich das alles eigentlich mache, habe ich immer wieder einen Weg gefunden. Ich glaube, daß das mit meiner Erziehung zusammenhängt; oder generell mit der Erziehung von Frauen meiner Generation. Uns wurde Selbständigkeit und Leistungsbewußtsein anerzogen, darüber hinaus vermittelte man uns die Wichtigkeit einer eigenen Familie. Ich denke, daß es eine typisch weibliche Reaktion ist, diese Ansprüche erfüllen zu wollen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ja und nein. Es gibt sicher Bereiche, in denen man als Frau härter kämpfen muß, weil man Männern generell eine positivere Erwartungshaltung entgegenbringt. Eine Frau muß sich immer erst einmal beweisen. Ich bin der Meinung, daß ich eine sehr verständnisvolle Vorgesetzte hatte, die mich in schwierigen Phasen unterstützte, aber eine Freundin von mir meinte, wahrscheinlich zu Recht, daß das nicht auf reinem Wohlwollen beruhte, sondern auf der Tatsache, daß meine Leistung gefragt ist.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Erfolge wurden meistens von außen an mich herangetragen, beispielsweise als man mir die Prokura verlieh. Ich reflektiere mich selbst um sehr viel kritischer als mein Umfeld, das mich oft genug als Vorbild sieht.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich habe meine Position einzig und allein aufgrund meiner Leistung erreicht und erst relativ spät Mitarbeiter bekommen. Heute spielen sie aber eine große Rolle, weil sie mich unterstützen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
An einem Mitarbeiter sind mir Teamfähigkeit und eine gewisse Selbständigkeit im Handeln wichtig. Wenn ich Aufgaben delegiere, ist es mir wichtig, mich darauf verlassen zu können, daß sie in meinem Sinne gelöst werden. Aus diesem Grund ist fachliche Qualifikation ein ausschlaggebender Faktor für eine gute Form der Zusammenarbeit.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Privatleben ist mir sehr wichtig, vor allem wegen meiner beiden Kinder würde ich mich weigern, über eine bestimmte Grenze zu gehen. Ich schaffe es zwar, Beruf und Privatleben zu vereinbaren, das zu schaffen ist allerdings ein regelrechter Spagat. Beruflich stehe ich unter hohem Druck, daher beschäftigen mich berufliche Fragen und Probleme auch in meiner Freizeit und es gelingt mir nicht, völlig abzuschalten und das Berufliche gedanklich ad acta zu legen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Eines meiner aktuellen Ziele besteht darin, mehr Abstand zu meinem Berufsleben zu gewinnen, das mich auch in meiner Freizeit immer wieder beschäftigt.