Zum Erfolg von Robert August Jenner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, daß unsere Berufsschule auch in der leistungsorientierten Gesellschaft ihren Platz hat und andere nicht zu uns herabschauen (nach dem Motto wir sind Gymnasiasten und ihr nur Berufsschüler). Wir holen das Beste für die Auszubildenden heraus.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Vielleicht zu 80 Prozent. Man hat nicht nur Erfolge.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Fleiß und Konsequenz gehören dazu. Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie und habe mir alles selbst erarbeitet. Ich bin leistungsorientiert, sehe und fördere besonders das Positive.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Als Direktor bin ich ja nicht allein, wir sind ein Team. Ich versuche viele Leute einzuspannen. Die Verantwortung hat zum Schluß wieder einer, aber je mehr Menschen ich an der Problemfindung beteilige, desto besser ist das Ergebnis. Ich übertrage Verantwortung an die Fachleute.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Vielleicht als ich merkte, daß das Kollegium zu 100 Prozent hinter mir steht. Das war nicht von Anfang an so.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Wir hielten früher am Samstag Unterricht ab, die Schüler waren jedoch dagegen, organisierten sich und gingen gemeinsam mit mir zum Landesschulrat - plötzlich war es möglich, der Samstag wurde ein unterrichtsfreier Tagt. Ich merkte, daß die Einbeziehung der Schüler in die Organisation des Schullebens funktionieren kann. Inzwischen hat sich auf dem Gebiet Mitbestimmung noch mehr getan.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
Originalität muß im Vordergrund stehen. Auch ein Lehrer muß Witz und Schlagfertigkeit beweisen, damit er bei den Schülern ankommt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Von meinem ehemaligen Direktor lernte ich sehr viel, für ihn war ich fast ein Ziehsohn.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Man darf nicht erwarten, daß jemand daherkommt und sagt, das war gut. Anerkennung liegt für mich beispielsweise in 98 Prozent oder 99 Prozent, die einen Jahrgang absolvieren und somit die beste Basis haben, ihr weiteres Leben zu meistern.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Verwaltung, der Papierkrieg, die Behördenwege und die Trennung, wer das Geld verwaltet und wer Entscheidungen trifft. Man traut den Direktoren offensichtlich nicht zu, daß sie ein Budget verwalten. Man hat wohl Angst, daß sie es selbst behalten. Der riesige ermüdender Beamtenapparat, der überwunden werden muß, damit man z.B. Geld für Investitionen bekommt.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich glaube, da stehe ich recht gut da.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine sehr große, ohne aktive Mitarbeiter geht nichts. Ich fördere engagierte Mitarbeiter, sie können alles von mir haben.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Die Ausbildung und besonders die berufliche Praxis sind ausschlaggebend. Wichtig ist die Beziehung zu Jugendlichen, vielleicht durch Tätigkeiten in einer Blaskapelle, bei den Schützen oder im Fußballverein. Ich möchte mit keinen Einzelkämpfern zusammenarbeiten. Bei Einstellungen habe ich großes Mitspracherecht, ich kann aber niemanden entlassen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich kann einem Lehrer nicht mehr oder weniger Geld zahlen. Auch Dienstwagen oder Extrareisen gibt es bei uns nicht. Wichtig ist positives Feedback, denn vor der Klasse ist er Einzelkämpfer, der wissen will, ob sein Unterricht ankommt und etwas positives bewirkt.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich bin kompromißbereit und nur manchmal etwas ungeduldig, weil es mir nicht schnell genug geht. Meine Mitarbeiter suchen meinen Rat und erzählen mir auch private Dinge, das freut mich sehr.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich engagiere mich sehr intensiv für die Schule und versuche seit Jahren, mir etwas mehr Freizeit zu schaffen, was mir jedoch noch nicht vollständig gelingt.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich bemühe mich, zweimal pro Jahr einen Kurs im Bereich Schul- und Qualitätsmanagement, Psychologie, o.ä. zu belegen, lese viel und habe als Hobby politische Bildung und Geschichte.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich möchte den gleichen Rat weitergeben, den ich selbst bekam: SOS: Sauberkeit, Ordnung, Sicherheit. Ein Werkzeugmacher arbeitet auf Hundertstel Millimeter, der muß Ordnung und Sauberkeit halten, bei Dachdeckern ist Sicherheit und Arbeitsschutz das wichtigste. Gibt man ihnen das mit, haben sie eine gute Basis.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Beim Schüleraustausch möchte ich einiges erreichen, mit Deutschland und Dänemark geht es schon ganz gut. Die Aufklärung zu Suchtverhalten, wie Alkohol- und Drogenkonsum, auch Spiel- und Handyverschuldung, Schulden, Krediten u.ä. möchte ich noch verbessern. Es laufen schon gute Projekte wie die Sicherheitstage, bei denen Fahrlehrer, Gendarmerie und Rettungsärzte Hinweise zum Verhalten z.B. im Straßenverkehr und bei Unfällen geben.
Ihr Lebensmotto?
Beharrlichkeit. Steter Tropfen höhlt den Stein.